Francisci, Erasmus: Schau- und Ehren-Platz Schriftlicher Tapfferkeit. Nürnberg, 1684.um dadurch sich die Bahn zu eröffnen/ und der Schanz-Gräber zu verschonen/ welche diesen Grund gar langsam mit Schauffeln hätten auswerffen müssen. In der Stadt aber wurden aus Befehl Ihro Hochgräflichen Excellenz/ Herrn Generals von Stahrenberg/ alle Stadt-ohne das Stuben-Thor/ gesperret/ und auf das bäste verpollwerket; ingleichem alle Gassen an der Löwel-Pastey/ mit Vorzieh-Ketten versehen/ auch denen hinterlassenen Käiserlichen Trabanten gebotten/ in dem Burg-Keller zu wachen/ und alle Stunden Runden zu gehen/ um zu erforschen/ ob nicht etwan (wie ein Gerücht war ausgesprenget worden) der Feind durch miniren daselbsten in die Stadt zu brechen sich unterfienge? Massen auch in der ganzen Stadt/ in allen Kellern/ dergleichen vorsichtige Anstalt war gemacht worden. Gegen Abend haben die Käiserlichen abermal einen Gefangenen eingebracht: Der Feind aber avancirte die Nacht hindurch/ in dem Graben gegen der Burg-Pastey über/ aus allen Kräften. Die Parola war: St. Johannes und Frankfurth. Den 24. Nunmehr begunnte der Erb-Feind/ über das ungewöhnliche Canoniren/ neben vielen Bomben/ auch Feuer-Kugeln einzuwerffen; und hat man den Feind morgens in aller früh/ bey 3. bis 4000. stark/ mehr und mehr über die Donau setzen/ die Pferd aber an den Zügeln / neben den Schiffen herführen sehen: Worauf er um 9. Uhr angefangen zu brennen/ und sind in wenig Stunden/ Langenenzersdorf/ Jedleser/ Stämersdorf/ Eypeltau/ Kageram/ und der Orten/ in die Aschen gelegt worden. Wäre auch gewiß das ganze Marchfeld drauf gangen / wann nicht zu allem Glück die auf Crembs marchirende Polacken/ die vom Brand rauchende Schlösser und Dörffer in acht genommen/ und Hauffen-weis auf die türkische Mordbrenner los gegangen wären/ und dem Feind zeitlich vorgebogen hätten: Als nun derselbige gesehen / und vermerkt/ daß die Polacken an Macht ihm weit überlegen/ ist er alsobald flüchtig zuruck gewichen. Weilen aber die Brucke vorher von den Lothringischen abgebrannt worden / und der Feind nicht mehr als zwey Schiff bey sich gehabt/ sind etliche in der Furie in dieselbe gesessen/ und herüber gefahren; die andere aber setzten in die Donau/ des Vorsatzes durchzuschwimmen/ weilen aber selbiger Arm ziemlich groß/ sind die wenigsten durchkommen/ sondern die mehrsten ersoffen. Bey dieser Action haben die Polen dem Feind 25. Standarten/ nebst 2. Paar Paucken/ und andere grosse Beut abgenommen. Die Käiserlichen kamen auf eine feindliche/ bey dem Löwel gemachte/ höchstgefährliche Mine / brachten aber nichts davon als Schauffeln und Hacken; in dem die Türkischen Bestien, den Possen merkend/ das Pulver selbst hinweggenommen. Nachts gegen 9. Uhr suchte der Feind abermal in den Graben zu kommen/ und lieff mit grosser Unsinnigkeit auf das Burg-Ravelin los; wie er dann würklich mit Paucken und Pfeiffen droben gewesen/ und sich allda postiren wollen: Es haben aber die Käiserlichen nicht allein in währendem zwey stündigem Gefecht und Sturm/ viel vom Feind erlegt/ sonderlich mit Granaten/ Kartätschen / Musqueten/ und Sensen denselben dergestalt abgetrieben/ daß weder Paucken um dadurch sich die Bahn zu eröffnen/ und der Schanz-Gräber zu verschonen/ welche diesen Grund gar langsam mit Schauffeln hätten auswerffen müssen. In der Stadt aber wurden aus Befehl Ihro Hochgräflichen Excellenz/ Herrn Generals von Stahrenberg/ alle Stadt-ohne das Stuben-Thor/ gesperret/ und auf das bäste verpollwerket; ingleichem alle Gassen an der Löwel-Pastey/ mit Vorzieh-Ketten versehen/ auch denen hinterlassenen Käiserlichen Trabanten gebotten/ in dem Burg-Keller zu wachen/ und alle Stunden Runden zu gehen/ um zu erforschen/ ob nicht etwan (wie ein Gerücht war ausgesprenget worden) der Feind durch miniren daselbsten in die Stadt zu brechen sich unterfienge? Massen auch in der ganzen Stadt/ in allen Kellern/ dergleichen vorsichtige Anstalt war gemacht worden. Gegen Abend haben die Käiserlichen abermal einen Gefangenen eingebracht: Der Feind aber avancirte die Nacht hindurch/ in dem Graben gegen der Burg-Pastey über/ aus allen Kräften. Die Parola war: St. Johannes und Frankfurth. Den 24. Nunmehr begunnte der Erb-Feind/ über das ungewöhnliche Canoniren/ neben vielen Bomben/ auch Feuer-Kugeln einzuwerffen; und hat man den Feind morgens in aller früh/ bey 3. bis 4000. stark/ mehr und mehr über die Donau setzen/ die Pferd aber an den Zügeln / neben den Schiffen herführen sehen: Worauf er um 9. Uhr angefangen zu brennen/ und sind in wenig Stunden/ Langenenzersdorf/ Jedleser/ Stämersdorf/ Eypeltau/ Kageram/ und der Orten/ in die Aschen gelegt worden. Wäre auch gewiß das ganze Marchfeld drauf gangen / wann nicht zu allem Glück die auf Crembs marchirende Polacken/ die vom Brand rauchende Schlösser und Dörffer in acht genommen/ und Hauffen-weis auf die türkische Mordbrenner los gegangen wären/ und dem Feind zeitlich vorgebogen hätten: Als nun derselbige gesehen / und vermerkt/ daß die Polacken an Macht ihm weit überlegen/ ist er alsobald flüchtig zuruck gewichen. Weilen aber die Brucke vorher von den Lothringischen abgebrannt worden / und der Feind nicht mehr als zwey Schiff bey sich gehabt/ sind etliche in der Furie in dieselbe gesessen/ und herüber gefahren; die andere aber setzten in die Donau/ des Vorsatzes durchzuschwimmen/ weilen aber selbiger Arm ziemlich groß/ sind die wenigsten durchkommen/ sondern die mehrsten ersoffen. Bey dieser Action haben die Polen dem Feind 25. Standarten/ nebst 2. Paar Paucken/ und andere grosse Beut abgenommen. Die Käiserlichen kamen auf eine feindliche/ bey dem Löwel gemachte/ höchstgefährliche Mine / brachten aber nichts davon als Schauffeln und Hacken; in dem die Türkischen Bestien, den Possen merkend/ das Pulver selbst hinweggenommen. Nachts gegen 9. Uhr suchte der Feind abermal in den Graben zu kommen/ und lieff mit grosser Unsinnigkeit auf das Burg-Ravelin los; wie er dann würklich mit Paucken und Pfeiffen droben gewesen/ und sich allda postiren wollen: Es haben aber die Käiserlichen nicht allein in währendem zwey stündigem Gefecht und Sturm/ viel vom Feind erlegt/ sonderlich mit Granaten/ Kartätschen / Musqueten/ und Sensen denselben dergestalt abgetrieben/ daß weder Paucken <TEI> <text> <body> <div> <p><pb facs="#f0257" n="45"/> um dadurch sich die Bahn zu eröffnen/ und der Schanz-Gräber zu verschonen/ welche diesen Grund gar langsam mit Schauffeln hätten auswerffen müssen. In der Stadt aber wurden aus Befehl Ihro Hochgräflichen Excellenz/ Herrn Generals von Stahrenberg/ alle Stadt-ohne das Stuben-Thor/ gesperret/ und auf das bäste verpollwerket; ingleichem alle Gassen an der Löwel-Pastey/ mit Vorzieh-Ketten versehen/ auch denen hinterlassenen Käiserlichen Trabanten gebotten/ in dem Burg-Keller zu wachen/ und alle Stunden Runden zu gehen/ um zu erforschen/ ob nicht etwan (wie ein Gerücht war ausgesprenget worden) der Feind durch miniren daselbsten in die Stadt zu brechen sich unterfienge? Massen auch in der ganzen Stadt/ in allen Kellern/ dergleichen vorsichtige Anstalt war gemacht worden. Gegen Abend haben die Käiserlichen abermal einen Gefangenen eingebracht: Der Feind aber avancirte die Nacht hindurch/ in dem Graben gegen der Burg-Pastey über/ aus allen Kräften. Die Parola war: St. Johannes und Frankfurth.</p> <p>Den 24. Nunmehr begunnte der Erb-Feind/ über das ungewöhnliche Canoniren/ neben vielen Bomben/ auch Feuer-Kugeln einzuwerffen; und hat man den Feind morgens in aller früh/ bey 3. bis 4000. stark/ mehr und mehr über die Donau setzen/ die Pferd aber an den Zügeln / neben den Schiffen herführen sehen: Worauf er um 9. Uhr angefangen zu brennen/ und sind in wenig Stunden/ Langenenzersdorf/ Jedleser/ Stämersdorf/ Eypeltau/ Kageram/ und der Orten/ in die Aschen gelegt worden. Wäre auch gewiß das ganze Marchfeld drauf gangen / wann nicht zu allem Glück die auf Crembs marchirende Polacken/ die vom Brand rauchende Schlösser und Dörffer in acht genommen/ und Hauffen-weis auf die türkische Mordbrenner los gegangen wären/ und dem Feind zeitlich vorgebogen hätten: Als nun derselbige gesehen / und vermerkt/ daß die Polacken an Macht ihm weit überlegen/ ist er alsobald flüchtig zuruck gewichen. Weilen aber die Brucke vorher von den Lothringischen abgebrannt worden / und der Feind nicht mehr als zwey Schiff bey sich gehabt/ sind etliche in der Furie in dieselbe gesessen/ und herüber gefahren; die andere aber setzten in die Donau/ des Vorsatzes durchzuschwimmen/ weilen aber selbiger Arm ziemlich groß/ sind die wenigsten durchkommen/ sondern die mehrsten ersoffen. Bey dieser Action haben die Polen dem Feind 25. Standarten/ nebst 2. Paar Paucken/ und andere grosse Beut abgenommen. Die Käiserlichen kamen auf eine feindliche/ bey dem Löwel gemachte/ höchstgefährliche Mine / brachten aber nichts davon als Schauffeln und Hacken; in dem die Türkischen Bestien, den Possen merkend/ das Pulver selbst hinweggenommen. Nachts gegen 9. Uhr suchte der Feind abermal in den Graben zu kommen/ und lieff mit grosser Unsinnigkeit auf das Burg-Ravelin los; wie er dann würklich mit Paucken und Pfeiffen droben gewesen/ und sich allda postiren wollen: Es haben aber die Käiserlichen nicht allein in währendem zwey stündigem Gefecht und Sturm/ viel vom Feind erlegt/ sonderlich mit Granaten/ Kartätschen / Musqueten/ und Sensen denselben dergestalt abgetrieben/ daß weder Paucken </p> </div> </body> </text> </TEI> [45/0257]
um dadurch sich die Bahn zu eröffnen/ und der Schanz-Gräber zu verschonen/ welche diesen Grund gar langsam mit Schauffeln hätten auswerffen müssen. In der Stadt aber wurden aus Befehl Ihro Hochgräflichen Excellenz/ Herrn Generals von Stahrenberg/ alle Stadt-ohne das Stuben-Thor/ gesperret/ und auf das bäste verpollwerket; ingleichem alle Gassen an der Löwel-Pastey/ mit Vorzieh-Ketten versehen/ auch denen hinterlassenen Käiserlichen Trabanten gebotten/ in dem Burg-Keller zu wachen/ und alle Stunden Runden zu gehen/ um zu erforschen/ ob nicht etwan (wie ein Gerücht war ausgesprenget worden) der Feind durch miniren daselbsten in die Stadt zu brechen sich unterfienge? Massen auch in der ganzen Stadt/ in allen Kellern/ dergleichen vorsichtige Anstalt war gemacht worden. Gegen Abend haben die Käiserlichen abermal einen Gefangenen eingebracht: Der Feind aber avancirte die Nacht hindurch/ in dem Graben gegen der Burg-Pastey über/ aus allen Kräften. Die Parola war: St. Johannes und Frankfurth.
Den 24. Nunmehr begunnte der Erb-Feind/ über das ungewöhnliche Canoniren/ neben vielen Bomben/ auch Feuer-Kugeln einzuwerffen; und hat man den Feind morgens in aller früh/ bey 3. bis 4000. stark/ mehr und mehr über die Donau setzen/ die Pferd aber an den Zügeln / neben den Schiffen herführen sehen: Worauf er um 9. Uhr angefangen zu brennen/ und sind in wenig Stunden/ Langenenzersdorf/ Jedleser/ Stämersdorf/ Eypeltau/ Kageram/ und der Orten/ in die Aschen gelegt worden. Wäre auch gewiß das ganze Marchfeld drauf gangen / wann nicht zu allem Glück die auf Crembs marchirende Polacken/ die vom Brand rauchende Schlösser und Dörffer in acht genommen/ und Hauffen-weis auf die türkische Mordbrenner los gegangen wären/ und dem Feind zeitlich vorgebogen hätten: Als nun derselbige gesehen / und vermerkt/ daß die Polacken an Macht ihm weit überlegen/ ist er alsobald flüchtig zuruck gewichen. Weilen aber die Brucke vorher von den Lothringischen abgebrannt worden / und der Feind nicht mehr als zwey Schiff bey sich gehabt/ sind etliche in der Furie in dieselbe gesessen/ und herüber gefahren; die andere aber setzten in die Donau/ des Vorsatzes durchzuschwimmen/ weilen aber selbiger Arm ziemlich groß/ sind die wenigsten durchkommen/ sondern die mehrsten ersoffen. Bey dieser Action haben die Polen dem Feind 25. Standarten/ nebst 2. Paar Paucken/ und andere grosse Beut abgenommen. Die Käiserlichen kamen auf eine feindliche/ bey dem Löwel gemachte/ höchstgefährliche Mine / brachten aber nichts davon als Schauffeln und Hacken; in dem die Türkischen Bestien, den Possen merkend/ das Pulver selbst hinweggenommen. Nachts gegen 9. Uhr suchte der Feind abermal in den Graben zu kommen/ und lieff mit grosser Unsinnigkeit auf das Burg-Ravelin los; wie er dann würklich mit Paucken und Pfeiffen droben gewesen/ und sich allda postiren wollen: Es haben aber die Käiserlichen nicht allein in währendem zwey stündigem Gefecht und Sturm/ viel vom Feind erlegt/ sonderlich mit Granaten/ Kartätschen / Musqueten/ und Sensen denselben dergestalt abgetrieben/ daß weder Paucken
Suche im WerkInformationen zum Werk
Download dieses Werks
XML (TEI P5) ·
HTML ·
Text Metadaten zum WerkTEI-Header · CMDI · Dublin Core Ansichten dieser Seite
Voyant Tools
|
URL zu diesem Werk: | https://www.deutschestextarchiv.de/franciscus_schauplatz_1684 |
URL zu dieser Seite: | https://www.deutschestextarchiv.de/franciscus_schauplatz_1684/257 |
Zitationshilfe: | Francisci, Erasmus: Schau- und Ehren-Platz Schriftlicher Tapfferkeit. Nürnberg, 1684, S. 45. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/franciscus_schauplatz_1684/257>, abgerufen am 17.07.2024. |