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Francisci, Erasmus: Schau- und Ehren-Platz Schriftlicher Tapfferkeit. Nürnberg, 1684.

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Den 27. canonirte der Feind den ganzen Tag hindurch weniger als sonsten/ und hatte man vor dem Einwerffen der Bomben zimliche Ruh. Gegen vier Uhr aber/ hat er in dem Angle Saillant der Contrascarpen vor der Burg-Pastey/ wo er voriges mal schon/ den 23. dieses / die Mine springen lassen/ gestürmet/ bekam aber gut Stösse/ und wurde tapfer abgetrieben. Da dann Herr Carl Burkhard von Gallenfels/ Obrist Wachtmeister unter dem Mannsfeldischen Regiment/ sich trefflich wol gehalten aber in der Blüthe seiner Jahren / von einem giftigen Pfeil getroffen/ gleich gestorben. Die übrige haben mit so erhitztem Muth gefochten/ daß Herr General Wachtmeister/ Graf Sereni/ weder den Pfeil/ der ihm in seine rechte Schulter gefahren/ noch die Wunde gefühlet/ bis ihme von Antonio Adelberto de la Gatte, einem Leutenant des Souchischen Regiments/ solches angezeiget worden/ worüber derselbe ihme den Pfeil heraus ziehen müssen. Damal wurde auch des Souchischen Regiments Obrist Wachtmeister/ Franciscus Christoph Montenelli/ verwundet; nachdem er aber wiederum restituirt/ empfieng er von dem Herzog von Würtemberg die Obrist-Lieutenants-Charge. Sonsten iste diese Nacht von den Käiserlichen eine zimliche Anzahl gemeiner Fuß-Knechte drauf gangen.

Es wurde diesen Tag kundt gemacht/ daß die übrige Innwohner der Stadt/ was Stands oder Condition sie immer seyn möchten/ wofern solche zu den Waffen tüchtig/ und bisher weder bey gemeiner Stadt/ noch bey der Militz/ noch bey der Universität/ in die Rolle eingezeichnet worden/ sich nunmehr aus ihren Schlupflöchern einfinden/ und aus dem Burgerlichen Zeughaus mit Gewehr versehen lassen/ auch so bald sie das gewöhnliche Sturmzeichen/ mit allen Glocken der Stadt/ geben höreten/ auf dem neuen Markt erscheinen sollen. Die Parola war: St. Johannes und Crembs.

Den 28. flogen aus der Leopold-Stadt viel Bomben in die Stadt/ sonderlich auf den Löwel / davon eine unfern des Thors/ in ein Haus/ zum güldnen Wolff genannt/ mit solchem Krachen und Praßlen gefallen/ daß der gröste Theil des Ziegeldachs dadurch zerschlagen / und die Stücker in allen Gassen/ nicht ohne Verletzung der Vorüberwandelnden/ herum gesprenget wurden. Um diese Zeit haben auch viel/ von den Türken und Tartarn gefangene Christen/ ihren Vortheil ersehen/ und sich in die Stadt geflüchtet/ denen allen die Türken die Haar vom Kopff geschoren/ und sie nach ihrer Mode gekleidet/ darinnen sie dann auch auf gezogen kommen. Im übrigen begunnte er von der neuen Batterie bey den Ziegel-Oefen/ welche er den 26. zu bauen vor genommen/ gegen dem Löwel zu canoniren / und etwas stärker als die Tage zuvor/ absonderlich mit Bomben-werffen anzuhalten. So gieng diesen Tag ein Reuter/ der vorgehends gefangen worden/ herüber/ wufte aber wenig zu referiren. In der Nacht verbässerte der Feind nach Gewonheit seine Approchen, erweiterte solche in beeden Seiten gegen der Contrascarpen, und avancirte längst derselben. Die Parola war: St. Maria und Loreto.

Den 27. canonirte der Feind den ganzen Tag hindurch weniger als sonsten/ und hatte man vor dem Einwerffen der Bomben zimliche Ruh. Gegen vier Uhr aber/ hat er in dem Angle Saillant der Contrascarpen vor der Burg-Pastey/ wo er voriges mal schon/ den 23. dieses / die Mine springen lassen/ gestürmet/ bekam aber gut Stösse/ und wurde tapfer abgetrieben. Da dann Herr Carl Burkhard von Gallenfels/ Obrist Wachtmeister unter dem Mannsfeldischen Regiment/ sich trefflich wol gehalten aber in der Blüthe seiner Jahren / von einem giftigen Pfeil getroffen/ gleich gestorben. Die übrige haben mit so erhitztem Muth gefochten/ daß Herr General Wachtmeister/ Graf Sereni/ weder den Pfeil/ der ihm in seine rechte Schulter gefahren/ noch die Wunde gefühlet/ bis ihme von Antonio Adelberto de la Gatte, einem Leutenant des Souchischen Regiments/ solches angezeiget worden/ worüber derselbe ihme den Pfeil heraus ziehen müssen. Damal wurde auch des Souchischen Regiments Obrist Wachtmeister/ Franciscus Christoph Montenelli/ verwundet; nachdem er aber wiederum restituirt/ empfieng er von dem Herzog von Würtemberg die Obrist-Lieutenants-Charge. Sonsten iste diese Nacht von den Käiserlichen eine zimliche Anzahl gemeiner Fuß-Knechte drauf gangen.

Es wurde diesen Tag kundt gemacht/ daß die übrige Innwohner der Stadt/ was Stands oder Condition sie immer seyn möchten/ wofern solche zu den Waffen tüchtig/ und bisher weder bey gemeiner Stadt/ noch bey der Militz/ noch bey der Universität/ in die Rolle eingezeichnet worden/ sich nunmehr aus ihren Schlupflöchern einfinden/ und aus dem Burgerlichen Zeughaus mit Gewehr versehen lassen/ auch so bald sie das gewöhnliche Sturmzeichen/ mit allen Glocken der Stadt/ geben höreten/ auf dem neuen Markt erscheinen sollen. Die Parola war: St. Johannes und Crembs.

Den 28. flogen aus der Leopold-Stadt viel Bomben in die Stadt/ sonderlich auf den Löwel / davon eine unfern des Thors/ in ein Haus/ zum güldnen Wolff genannt/ mit solchem Krachen und Praßlen gefallen/ daß der gröste Theil des Ziegeldachs dadurch zerschlagen / und die Stücker in allen Gassen/ nicht ohne Verletzung der Vorüberwandelnden/ herum gesprenget wurden. Um diese Zeit haben auch viel/ von den Türken und Tartarn gefangene Christen/ ihren Vortheil ersehen/ und sich in die Stadt geflüchtet/ denen allen die Türken die Haar vom Kopff geschoren/ und sie nach ihrer Mode gekleidet/ darinnen sie dann auch auf gezogen kommen. Im übrigen begunnte er von der neuen Batterie bey den Ziegel-Oefen/ welche er den 26. zu bauen vor genommen/ gegen dem Löwel zu canoniren / und etwas stärker als die Tage zuvor/ absonderlich mit Bomben-werffen anzuhalten. So gieng diesen Tag ein Reuter/ der vorgehends gefangen worden/ herüber/ wufte aber wenig zu referiren. In der Nacht verbässerte der Feind nach Gewonheit seine Approchen, erweiterte solche in beeden Seiten gegen der Contrascarpen, und avancirte längst derselben. Die Parola war: St. Maria und Loreto.

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        <p>Es wurde diesen Tag kundt gemacht/ daß die übrige Innwohner der Stadt/ was Stands oder            Condition sie immer seyn möchten/ wofern solche zu den Waffen tüchtig/ und bisher weder            bey gemeiner Stadt/ noch bey der Militz/ noch bey der Universität/ in die Rolle            eingezeichnet worden/ sich nunmehr aus ihren Schlupflöchern einfinden/ und aus dem            Burgerlichen Zeughaus mit Gewehr versehen lassen/ auch so bald sie das gewöhnliche            Sturmzeichen/ mit allen Glocken der Stadt/ geben höreten/ auf dem neuen Markt            erscheinen sollen. Die Parola war: St. Johannes und Crembs.</p>
        <p>Den 28. flogen aus der Leopold-Stadt viel Bomben in die Stadt/ sonderlich auf den Löwel           / davon eine unfern des Thors/ in ein Haus/ zum güldnen Wolff genannt/ mit solchem            Krachen und Praßlen gefallen/ daß der gröste Theil des Ziegeldachs dadurch zerschlagen /            und die Stücker in allen Gassen/ nicht ohne Verletzung der Vorüberwandelnden/ herum            gesprenget wurden. Um diese Zeit haben auch viel/ von den Türken und Tartarn gefangene            Christen/ ihren Vortheil ersehen/ und sich in die Stadt geflüchtet/ denen allen die            Türken die Haar vom Kopff geschoren/ und sie nach ihrer Mode gekleidet/ darinnen sie            dann auch auf gezogen kommen. Im übrigen begunnte er von der neuen Batterie bey den            Ziegel-Oefen/ welche er den 26. zu bauen vor genommen/ gegen dem Löwel zu canoniren /            und etwas stärker als die Tage zuvor/ absonderlich mit Bomben-werffen anzuhalten. So            gieng diesen Tag ein Reuter/ der vorgehends gefangen worden/ herüber/ wufte aber wenig            zu referiren. In der Nacht verbässerte der Feind nach Gewonheit seine Approchen,            erweiterte solche in beeden Seiten gegen der Contrascarpen, und avancirte längst            derselben. Die Parola war: St. Maria und Loreto.</p>
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[23/0235] Den 27. canonirte der Feind den ganzen Tag hindurch weniger als sonsten/ und hatte man vor dem Einwerffen der Bomben zimliche Ruh. Gegen vier Uhr aber/ hat er in dem Angle Saillant der Contrascarpen vor der Burg-Pastey/ wo er voriges mal schon/ den 23. dieses / die Mine springen lassen/ gestürmet/ bekam aber gut Stösse/ und wurde tapfer abgetrieben. Da dann Herr Carl Burkhard von Gallenfels/ Obrist Wachtmeister unter dem Mannsfeldischen Regiment/ sich trefflich wol gehalten aber in der Blüthe seiner Jahren / von einem giftigen Pfeil getroffen/ gleich gestorben. Die übrige haben mit so erhitztem Muth gefochten/ daß Herr General Wachtmeister/ Graf Sereni/ weder den Pfeil/ der ihm in seine rechte Schulter gefahren/ noch die Wunde gefühlet/ bis ihme von Antonio Adelberto de la Gatte, einem Leutenant des Souchischen Regiments/ solches angezeiget worden/ worüber derselbe ihme den Pfeil heraus ziehen müssen. Damal wurde auch des Souchischen Regiments Obrist Wachtmeister/ Franciscus Christoph Montenelli/ verwundet; nachdem er aber wiederum restituirt/ empfieng er von dem Herzog von Würtemberg die Obrist-Lieutenants-Charge. Sonsten iste diese Nacht von den Käiserlichen eine zimliche Anzahl gemeiner Fuß-Knechte drauf gangen. Es wurde diesen Tag kundt gemacht/ daß die übrige Innwohner der Stadt/ was Stands oder Condition sie immer seyn möchten/ wofern solche zu den Waffen tüchtig/ und bisher weder bey gemeiner Stadt/ noch bey der Militz/ noch bey der Universität/ in die Rolle eingezeichnet worden/ sich nunmehr aus ihren Schlupflöchern einfinden/ und aus dem Burgerlichen Zeughaus mit Gewehr versehen lassen/ auch so bald sie das gewöhnliche Sturmzeichen/ mit allen Glocken der Stadt/ geben höreten/ auf dem neuen Markt erscheinen sollen. Die Parola war: St. Johannes und Crembs. Den 28. flogen aus der Leopold-Stadt viel Bomben in die Stadt/ sonderlich auf den Löwel / davon eine unfern des Thors/ in ein Haus/ zum güldnen Wolff genannt/ mit solchem Krachen und Praßlen gefallen/ daß der gröste Theil des Ziegeldachs dadurch zerschlagen / und die Stücker in allen Gassen/ nicht ohne Verletzung der Vorüberwandelnden/ herum gesprenget wurden. Um diese Zeit haben auch viel/ von den Türken und Tartarn gefangene Christen/ ihren Vortheil ersehen/ und sich in die Stadt geflüchtet/ denen allen die Türken die Haar vom Kopff geschoren/ und sie nach ihrer Mode gekleidet/ darinnen sie dann auch auf gezogen kommen. Im übrigen begunnte er von der neuen Batterie bey den Ziegel-Oefen/ welche er den 26. zu bauen vor genommen/ gegen dem Löwel zu canoniren / und etwas stärker als die Tage zuvor/ absonderlich mit Bomben-werffen anzuhalten. So gieng diesen Tag ein Reuter/ der vorgehends gefangen worden/ herüber/ wufte aber wenig zu referiren. In der Nacht verbässerte der Feind nach Gewonheit seine Approchen, erweiterte solche in beeden Seiten gegen der Contrascarpen, und avancirte längst derselben. Die Parola war: St. Maria und Loreto.

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Zitationshilfe: Francisci, Erasmus: Schau- und Ehren-Platz Schriftlicher Tapfferkeit. Nürnberg, 1684, S. 23. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/franciscus_schauplatz_1684/235>, abgerufen am 12.05.2024.