Francisci, Erasmus: Schau- und Ehren-Platz Schriftlicher Tapfferkeit. Nürnberg, 1684.unter der Burgerschaft allgemach alles in eine bässere Ordnung eingerichtet / welche obbemeldter massen in Compagnien eingetheilet/ theils zur Aufsicht des Feuers / theils zu der Arbeit vertheilet und angewiesen worden. Ihro Excellenz/ dem Herrn General und Commendanten/ stellete sich Herr Johann Georg Wilhelm Rueß/ welcher deroselben fürohin aller Orten als Adjutant, neben dero Ordinari-Adjutanten/ Herrn Hauptmann Kalkreuter/ Herrn Hauptmann Heistermann/ und Herrn Leutenant Burger/ folgen/ und alle abgehende Ordre und Befehl/ der Burgerschaft überbringen solte. Sonsten sind zwey Moldauer in der Stadt als Ubergänger arrivirt. Uber dem Wasser verbaute sich der Feind immer weiter/ und hielt/ mit Canoniren und Feur-einwerffen/ ernstlich an / obwolen/ ausser der Ruin der Häuser/ kein sonderlicher Schaden daraus entstanden. In seinen Approchen aber/ gegen die zwey attaquirte Bollwerk/ als Burg- und Löwel-Pastey / hat er nichts avanciret. Auf Seiten der Belagerten ist dieser Tagen der Capitain Leutenant vom Stahrenbergischen Regiment tod geschossen worden. Die Parola war: St. Philipp und Madrit. Den 22. hat der Feind/ wie vorigen Tag/ angefangen zu canoniren/ und Bomben zu werffen / damit aber nicht lang continuiret/ auch die vergangene Nacht nichts avancirt/ sondern mehrers als sonsten allenthalben still geblieben. Diesen Tag hat man in der Stadt von dem Käiserlichen Residenten/ Herrn Baron von Kunitz/ einige Nachricht aus dem Türkischen Lager erhalten/ daß ihme der Groß-Vezier grosse Hoffnung mache/ die Stadt innerhalb wenig Tagen zu erobern. Welchen Abgeschickten aber die Türken auf dem Rückweg aufgefangen / und nicht wieder zu seinem Herren kommen lassen. Jedoch war derselbe so vorsichtig/ daß er die in eine Wachs-Kugel zusammen gerollte Briefe/ vor seiner Gefangenschaft/ von sich hinweg geworffen. Eben diesen Tag haben die Herrn Studiosi dem Feind etlich und zwanzig Stück Ochsen abgenommen/ und in die Stadt gebracht. Aus denen Stücken/ welche der Feind den 20. und 21. diß in die Leopold-Stadt gebracht / und an das Gestaad der Donau gegen die Stadt gepflanzet hatte/ feurete er diesen Tag gewaltig auf die Wasser-Pastey/ woselbten Johannes Corneo, ein vortrefflicher Ingegnieur Dienste leistete/ schonete auch weder der Kyrchen/ noch anderer Gebäuen/ welche in selbiger Refier/ auf einer Höhe lagen/ und über die Stadt-Maur hervor rageten. Vornemlich gieng dieses Ungewitter über die Nonnen-Clöster/ und über die ganze Gegend von der Hoch Brück an/ bis zu St. Barbara Gassen/ allwo die Mauren und Dächer/ durch das beharrliche Canoniren und Bomben-werffen/ sehr häßlich zugericht worden/ daß die Innwohner nirgend/ als in dicken Gewölbern/ konnten sicher seyn; welche doch in dessen nicht unterlassen/ den höchst-gethrönten GOtt mit bußfertigem Gebet/ um Gnade und Abwendung alles Unglücks/ demütigst anzuflehen. Wie dann auch unter der Burgerschaft allgemach alles in eine bässere Ordnung eingerichtet / welche obbemeldter massen in Compagnien eingetheilet/ theils zur Aufsicht des Feuers / theils zu der Arbeit vertheilet und angewiesen worden. Ihro Excellenz/ dem Herrn General und Commendanten/ stellete sich Herr Johann Georg Wilhelm Rueß/ welcher deroselben fürohin aller Orten als Adjutant, neben dero Ordinari-Adjutanten/ Herrn Hauptmann Kalkreuter/ Herrn Hauptmann Heistermann/ und Herrn Leutenant Burger/ folgen/ und alle abgehende Ordre und Befehl/ der Burgerschaft überbringen solte. Sonsten sind zwey Moldauer in der Stadt als Ubergänger arrivirt. Uber dem Wasser verbaute sich der Feind immer weiter/ und hielt/ mit Canoniren und Feur-einwerffen/ ernstlich an / obwolen/ ausser der Ruin der Häuser/ kein sonderlicher Schaden daraus entstanden. In seinen Approchen aber/ gegen die zwey attaquirte Bollwerk/ als Burg- und Löwel-Pastey / hat er nichts avanciret. Auf Seiten der Belagerten ist dieser Tagen der Capitain Leutenant vom Stahrenbergischen Regiment tod geschossen worden. Die Parola war: St. Philipp und Madrit. Den 22. hat der Feind/ wie vorigen Tag/ angefangen zu canoniren/ und Bomben zu werffen / damit aber nicht lang continuiret/ auch die vergangene Nacht nichts avancirt/ sondern mehrers als sonsten allenthalben still geblieben. Diesen Tag hat man in der Stadt von dem Käiserlichen Residenten/ Herrn Baron von Kunitz/ einige Nachricht aus dem Türkischen Lager erhalten/ daß ihme der Groß-Vezier grosse Hoffnung mache/ die Stadt innerhalb wenig Tagen zu erobern. Welchen Abgeschickten aber die Türken auf dem Rückweg aufgefangen / und nicht wieder zu seinem Herren kommen lassen. Jedoch war derselbe so vorsichtig/ daß er die in eine Wachs-Kugel zusammen gerollte Briefe/ vor seiner Gefangenschaft/ von sich hinweg geworffen. Eben diesen Tag haben die Herrn Studiosi dem Feind etlich und zwanzig Stück Ochsen abgenommen/ und in die Stadt gebracht. Aus denen Stücken/ welche der Feind den 20. und 21. diß in die Leopold-Stadt gebracht / und an das Gestaad der Donau gegen die Stadt gepflanzet hatte/ feurete er diesen Tag gewaltig auf die Wasser-Pastey/ woselbten Johannes Corneo, ein vortrefflicher Ingegnieur Dienste leistete/ schonete auch weder der Kyrchen/ noch anderer Gebäuen/ welche in selbiger Refier/ auf einer Höhe lagen/ und über die Stadt-Maur hervor rageten. Vornemlich gieng dieses Ungewitter über die Nonnen-Clöster/ und über die ganze Gegend von der Hoch Brück an/ bis zu St. Barbara Gassen/ allwo die Mauren und Dächer/ durch das beharrliche Canoniren und Bomben-werffen/ sehr häßlich zugericht worden/ daß die Innwohner nirgend/ als in dicken Gewölbern/ konnten sicher seyn; welche doch in dessen nicht unterlassen/ den höchst-gethrönten GOtt mit bußfertigem Gebet/ um Gnade und Abwendung alles Unglücks/ demütigst anzuflehen. Wie dann auch <TEI> <text> <body> <div> <p><pb facs="#f0231" n="19"/> unter der Burgerschaft allgemach alles in eine bässere Ordnung eingerichtet / welche obbemeldter massen in Compagnien eingetheilet/ theils zur Aufsicht des Feuers / theils zu der Arbeit vertheilet und angewiesen worden. Ihro Excellenz/ dem Herrn General und Commendanten/ stellete sich Herr Johann Georg Wilhelm Rueß/ welcher deroselben fürohin aller Orten als Adjutant, neben dero Ordinari-Adjutanten/ Herrn Hauptmann Kalkreuter/ Herrn Hauptmann Heistermann/ und Herrn Leutenant Burger/ folgen/ und alle abgehende Ordre und Befehl/ der Burgerschaft überbringen solte.</p> <p>Sonsten sind zwey Moldauer in der Stadt als Ubergänger arrivirt. Uber dem Wasser verbaute sich der Feind immer weiter/ und hielt/ mit Canoniren und Feur-einwerffen/ ernstlich an / obwolen/ ausser der Ruin der Häuser/ kein sonderlicher Schaden daraus entstanden. In seinen Approchen aber/ gegen die zwey attaquirte Bollwerk/ als Burg- und Löwel-Pastey / hat er nichts avanciret. Auf Seiten der Belagerten ist dieser Tagen der Capitain Leutenant vom Stahrenbergischen Regiment tod geschossen worden. Die Parola war: St. Philipp und Madrit.</p> <p>Den 22. hat der Feind/ wie vorigen Tag/ angefangen zu canoniren/ und Bomben zu werffen / damit aber nicht lang continuiret/ auch die vergangene Nacht nichts avancirt/ sondern mehrers als sonsten allenthalben still geblieben. Diesen Tag hat man in der Stadt von dem Käiserlichen Residenten/ Herrn Baron von Kunitz/ einige Nachricht aus dem Türkischen Lager erhalten/ daß ihme der Groß-Vezier grosse Hoffnung mache/ die Stadt innerhalb wenig Tagen zu erobern. Welchen Abgeschickten aber die Türken auf dem Rückweg aufgefangen / und nicht wieder zu seinem Herren kommen lassen. Jedoch war derselbe so vorsichtig/ daß er die in eine Wachs-Kugel zusammen gerollte Briefe/ vor seiner Gefangenschaft/ von sich hinweg geworffen. Eben diesen Tag haben die Herrn Studiosi dem Feind etlich und zwanzig Stück Ochsen abgenommen/ und in die Stadt gebracht.</p> <p>Aus denen Stücken/ welche der Feind den 20. und 21. diß in die Leopold-Stadt gebracht / und an das Gestaad der Donau gegen die Stadt gepflanzet hatte/ feurete er diesen Tag gewaltig auf die Wasser-Pastey/ woselbten Johannes Corneo, ein vortrefflicher Ingegnieur Dienste leistete/ schonete auch weder der Kyrchen/ noch anderer Gebäuen/ welche in selbiger Refier/ auf einer Höhe lagen/ und über die Stadt-Maur hervor rageten. Vornemlich gieng dieses Ungewitter über die Nonnen-Clöster/ und über die ganze Gegend von der Hoch Brück an/ bis zu St. Barbara Gassen/ allwo die Mauren und Dächer/ durch das beharrliche Canoniren und Bomben-werffen/ sehr häßlich zugericht worden/ daß die Innwohner nirgend/ als in dicken Gewölbern/ konnten sicher seyn; welche doch in dessen nicht unterlassen/ den höchst-gethrönten GOtt mit bußfertigem Gebet/ um Gnade und Abwendung alles Unglücks/ demütigst anzuflehen. Wie dann auch </p> </div> </body> </text> </TEI> [19/0231]
unter der Burgerschaft allgemach alles in eine bässere Ordnung eingerichtet / welche obbemeldter massen in Compagnien eingetheilet/ theils zur Aufsicht des Feuers / theils zu der Arbeit vertheilet und angewiesen worden. Ihro Excellenz/ dem Herrn General und Commendanten/ stellete sich Herr Johann Georg Wilhelm Rueß/ welcher deroselben fürohin aller Orten als Adjutant, neben dero Ordinari-Adjutanten/ Herrn Hauptmann Kalkreuter/ Herrn Hauptmann Heistermann/ und Herrn Leutenant Burger/ folgen/ und alle abgehende Ordre und Befehl/ der Burgerschaft überbringen solte.
Sonsten sind zwey Moldauer in der Stadt als Ubergänger arrivirt. Uber dem Wasser verbaute sich der Feind immer weiter/ und hielt/ mit Canoniren und Feur-einwerffen/ ernstlich an / obwolen/ ausser der Ruin der Häuser/ kein sonderlicher Schaden daraus entstanden. In seinen Approchen aber/ gegen die zwey attaquirte Bollwerk/ als Burg- und Löwel-Pastey / hat er nichts avanciret. Auf Seiten der Belagerten ist dieser Tagen der Capitain Leutenant vom Stahrenbergischen Regiment tod geschossen worden. Die Parola war: St. Philipp und Madrit.
Den 22. hat der Feind/ wie vorigen Tag/ angefangen zu canoniren/ und Bomben zu werffen / damit aber nicht lang continuiret/ auch die vergangene Nacht nichts avancirt/ sondern mehrers als sonsten allenthalben still geblieben. Diesen Tag hat man in der Stadt von dem Käiserlichen Residenten/ Herrn Baron von Kunitz/ einige Nachricht aus dem Türkischen Lager erhalten/ daß ihme der Groß-Vezier grosse Hoffnung mache/ die Stadt innerhalb wenig Tagen zu erobern. Welchen Abgeschickten aber die Türken auf dem Rückweg aufgefangen / und nicht wieder zu seinem Herren kommen lassen. Jedoch war derselbe so vorsichtig/ daß er die in eine Wachs-Kugel zusammen gerollte Briefe/ vor seiner Gefangenschaft/ von sich hinweg geworffen. Eben diesen Tag haben die Herrn Studiosi dem Feind etlich und zwanzig Stück Ochsen abgenommen/ und in die Stadt gebracht.
Aus denen Stücken/ welche der Feind den 20. und 21. diß in die Leopold-Stadt gebracht / und an das Gestaad der Donau gegen die Stadt gepflanzet hatte/ feurete er diesen Tag gewaltig auf die Wasser-Pastey/ woselbten Johannes Corneo, ein vortrefflicher Ingegnieur Dienste leistete/ schonete auch weder der Kyrchen/ noch anderer Gebäuen/ welche in selbiger Refier/ auf einer Höhe lagen/ und über die Stadt-Maur hervor rageten. Vornemlich gieng dieses Ungewitter über die Nonnen-Clöster/ und über die ganze Gegend von der Hoch Brück an/ bis zu St. Barbara Gassen/ allwo die Mauren und Dächer/ durch das beharrliche Canoniren und Bomben-werffen/ sehr häßlich zugericht worden/ daß die Innwohner nirgend/ als in dicken Gewölbern/ konnten sicher seyn; welche doch in dessen nicht unterlassen/ den höchst-gethrönten GOtt mit bußfertigem Gebet/ um Gnade und Abwendung alles Unglücks/ demütigst anzuflehen. Wie dann auch
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