Francisci, Erasmus: Schau- und Ehren-Platz Schriftlicher Tapfferkeit. Nürnberg, 1684.terlich erwehrte. Daselbst führte das Obgebiet Niclas Juresith/ und hatte/ obgleich mehr nicht/ in allem/ als achthundert Köpffe/ an Mannschafft/ darunter nur 200. Soldaten/ die übrige eitel Land-Leute waren/ bey sich/ dennoch gleichwol so viel Muts / daß er dem stoltzen Soldan die Aufgabe eines so unwehrhafften Platzes versagen durffte. Die Türcken machten zwar/ mit Minen/ eine weite Lucken in der Mauer: Aber der Commendant ließ dieselbe bald/ durch eifrige Arbeit/ wovon auch die Weiber nicht frey waren/ wieder verbauen/ mit inwendig aufgeworffenen Bollwercken von Erde/ Brettern / Bäumen/ und dergleichen Materialien. Endlich warff der Feind ein so geraumes Stuck der Mauren zu Boden/ daß er mit hellen Hauffen einbrechen kunte. Juresith stellete ihm seine Soldaten entgegen. Darüber erhub sich ein sehr blutiges und zweiffelhafftes Gefecht; wobey doch gleichwol zuletzt die Janitscharen/ mit ihrer Menge/ vorzudringen schienen/ und sichs also ansehn ließ/ als würden sie mit Gewalt durchbrechen. Weßwegen etliche Bürger von der Mauren flohen/ in die Stadt/ und überall den Schrecken ausbreiteten/ ob wäre der Feind schon in der Stadt/ und alles auf der Mauren erschlagen. Diß erweckte/ unter den Weibern/ Knaben/ und alten Leuten/ die allesämtlich an einem Ort verschlossen waren / ein mächtiges und wildes Geschrey. Welches die Türcken mißverständlich aufgenommen/ für einen frischen Entsatz der Bestrittenen/ und derwegen bestürtzt stillgehalten. Solches gab den Soldaten wiederum ein Hertz/ also/ daß sie/ von Frischem/ auf sie los gingen / und den Feind über Hals und Kopff hinab stiessen. Man wolte sagen/ die Türcken hätten vorgegeben/ es wäre ihnen nicht anders vorgekommen / als käme ein hoch-ansehnlicher Ritter in gläntzendem Küriß/ mit einem frischen Entsatz-Hauffen/ vom Schloß heraus geritten: Weßwegen sie auch/ durch keinen Prügel / noch Sebel/ sich mehr treiben lassen wollen/ zum neuen Anlauff. Dannoch haben sie/ mit angebrochener Morgenröte/ noch eins wieder angesetzt/ und nichts destoweniger nur ihre Niderlage/ von den entgegenfliegenden Schlangen- und Musquet-Kugeln/ abgeholt. Hierauf ist der tapfre Iuresith/ nach gestellten Geiseln/ zum Groß-Vizier/ ins Lager gefordert / und von demselben garehrlich empfangen worden. Dieser begehrte/ er solte nur/ zur Bezeugung/ daß sich das Städtlein unter das Ottomannische Joch hätte gedemütigt/ eingehen/ daß ein Theil der Leib-Soldaten deß Suldans hineingelassen würde/ um nur ein paar Maal/ auf der Mauren/ Alla! Alla! GOtt! GOtt! zu schreyen. Wobey er ihm zugleich andeutete/ der Suldan hette/ auf seine Fürbitte / ihm die Stadt/ verehrt. Weil aber Juresith auch dieses nicht bewilligen wolte/ sondern vorwendete/ es wären viel Teutsche und Spanische Kriegs-Leute in der Stadt/ die wider die Türcken hefftig erbittert/ und solches nicht gestatten würden: ward man endlich beyderseits hierauf einhällig/ daß nur ein und andrer Türckischer Fußgänger terlich erwehrte. Daselbst führte das Obgebiet Niclas Juresith/ und hatte/ obgleich mehr nicht/ in allem/ als achthundert Köpffe/ an Mannschafft/ darunter nur 200. Soldaten/ die übrige eitel Land-Leute waren/ bey sich/ dennoch gleichwol so viel Muts / daß er dem stoltzen Soldan die Aufgabe eines so unwehrhafften Platzes versagen durffte. Die Türcken machten zwar/ mit Minen/ eine weite Lucken in der Mauer: Aber der Commendant ließ dieselbe bald/ durch eifrige Arbeit/ wovon auch die Weiber nicht frey waren/ wieder verbauen/ mit inwendig aufgeworffenen Bollwercken von Erde/ Brettern / Bäumen/ und dergleichen Materialien. Endlich warff der Feind ein so geraumes Stuck der Mauren zu Boden/ daß er mit hellen Hauffen einbrechen kunte. Juresith stellete ihm seine Soldaten entgegen. Darüber erhub sich ein sehr blutiges und zweiffelhafftes Gefecht; wobey doch gleichwol zuletzt die Janitscharen/ mit ihrer Menge/ vorzudringen schienen/ und sichs also ansehn ließ/ als würden sie mit Gewalt durchbrechen. Weßwegen etliche Bürger von der Mauren flohen/ in die Stadt/ und überall den Schrecken ausbreiteten/ ob wäre der Feind schon in der Stadt/ und alles auf der Mauren erschlagen. Diß erweckte/ unter den Weibern/ Knaben/ und alten Leuten/ die allesämtlich an einem Ort verschlossen waren / ein mächtiges und wildes Geschrey. Welches die Türcken mißverständlich aufgenommen/ für einen frischen Entsatz der Bestrittenen/ und derwegen bestürtzt stillgehalten. Solches gab den Soldaten wiederum ein Hertz/ also/ daß sie/ von Frischem/ auf sie los gingen / und den Feind über Hals und Kopff hinab stiessen. Man wolte sagen/ die Türcken hätten vorgegeben/ es wäre ihnen nicht anders vorgekommen / als käme ein hoch-ansehnlicher Ritter in gläntzendem Küriß/ mit einem frischen Entsatz-Hauffen/ vom Schloß heraus geritten: Weßwegen sie auch/ durch keinen Prügel / noch Sebel/ sich mehr treiben lassen wollen/ zum neuen Anlauff. Dannoch haben sie/ mit angebrochener Morgenröte/ noch eins wieder angesetzt/ und nichts destoweniger nur ihre Niderlage/ von den entgegenfliegenden Schlangen- und Musquet-Kugeln/ abgeholt. Hierauf ist der tapfre Iuresith/ nach gestellten Geiseln/ zum Groß-Vizier/ ins Lager gefordert / und von demselben garehrlich empfangen worden. Dieser begehrte/ er solte nur/ zur Bezeugung/ daß sich das Städtlein unter das Ottomannische Joch hätte gedemütigt/ eingehen/ daß ein Theil der Leib-Soldaten deß Suldans hineingelassen würde/ um nur ein paar Maal/ auf der Mauren/ Alla! Alla! GOtt! GOtt! zu schreyen. Wobey er ihm zugleich andeutete/ der Suldan hette/ auf seine Fürbitte / ihm die Stadt/ verehrt. Weil aber Juresith auch dieses nicht bewilligen wolte/ sondern vorwendete/ es wären viel Teutsche und Spanische Kriegs-Leute in der Stadt/ die wider die Türcken hefftig erbittert/ und solches nicht gestatten würden: ward man endlich beyderseits hierauf einhällig/ daß nur ein und andrer Türckischer Fußgänger <TEI> <text> <body> <div> <p><pb facs="#f0198" n="190"/> terlich erwehrte. Daselbst führte das Obgebiet Niclas Juresith/ und hatte/ obgleich mehr nicht/ in allem/ als achthundert Köpffe/ an Mannschafft/ darunter nur 200. Soldaten/ die übrige eitel Land-Leute waren/ bey sich/ dennoch gleichwol so viel Muts / daß er dem stoltzen Soldan die Aufgabe eines so unwehrhafften Platzes versagen durffte.</p> <p>Die Türcken machten zwar/ mit Minen/ eine weite Lucken in der Mauer: Aber der Commendant ließ dieselbe bald/ durch eifrige Arbeit/ wovon auch die Weiber nicht frey waren/ wieder verbauen/ mit inwendig aufgeworffenen Bollwercken von Erde/ Brettern / Bäumen/ und dergleichen Materialien. Endlich warff der Feind ein so geraumes Stuck der Mauren zu Boden/ daß er mit hellen Hauffen einbrechen kunte. Juresith stellete ihm seine Soldaten entgegen. Darüber erhub sich ein sehr blutiges und zweiffelhafftes Gefecht; wobey doch gleichwol zuletzt die Janitscharen/ mit ihrer Menge/ vorzudringen schienen/ und sichs also ansehn ließ/ als würden sie mit Gewalt durchbrechen. Weßwegen etliche Bürger von der Mauren flohen/ in die Stadt/ und überall den Schrecken ausbreiteten/ ob wäre der Feind schon in der Stadt/ und alles auf der Mauren erschlagen. Diß erweckte/ unter den Weibern/ Knaben/ und alten Leuten/ die allesämtlich an einem Ort verschlossen waren / ein mächtiges und wildes Geschrey. Welches die Türcken mißverständlich aufgenommen/ für einen frischen Entsatz der Bestrittenen/ und derwegen bestürtzt stillgehalten. Solches gab den Soldaten wiederum ein Hertz/ also/ daß sie/ von Frischem/ auf sie los gingen / und den Feind über Hals und Kopff hinab stiessen.</p> <p>Man wolte sagen/ die Türcken hätten vorgegeben/ es wäre ihnen nicht anders vorgekommen / als käme ein hoch-ansehnlicher Ritter in gläntzendem Küriß/ mit einem frischen Entsatz-Hauffen/ vom Schloß heraus geritten: Weßwegen sie auch/ durch keinen Prügel / noch Sebel/ sich mehr treiben lassen wollen/ zum neuen Anlauff. Dannoch haben sie/ mit angebrochener Morgenröte/ noch eins wieder angesetzt/ und nichts destoweniger nur ihre Niderlage/ von den entgegenfliegenden Schlangen- und Musquet-Kugeln/ abgeholt. Hierauf ist der tapfre Iuresith/ nach gestellten Geiseln/ zum Groß-Vizier/ ins Lager gefordert / und von demselben garehrlich empfangen worden.</p> <p>Dieser begehrte/ er solte nur/ zur Bezeugung/ daß sich das Städtlein unter das Ottomannische Joch hätte gedemütigt/ eingehen/ daß ein Theil der Leib-Soldaten deß Suldans hineingelassen würde/ um nur ein paar Maal/ auf der Mauren/ Alla! Alla! GOtt! GOtt! zu schreyen. Wobey er ihm zugleich andeutete/ der Suldan hette/ auf seine Fürbitte / ihm die Stadt/ verehrt.</p> <p>Weil aber Juresith auch dieses nicht bewilligen wolte/ sondern vorwendete/ es wären viel Teutsche und Spanische Kriegs-Leute in der Stadt/ die wider die Türcken hefftig erbittert/ und solches nicht gestatten würden: ward man endlich beyderseits hierauf einhällig/ daß nur ein und andrer Türckischer Fußgänger </p> </div> </body> </text> </TEI> [190/0198]
terlich erwehrte. Daselbst führte das Obgebiet Niclas Juresith/ und hatte/ obgleich mehr nicht/ in allem/ als achthundert Köpffe/ an Mannschafft/ darunter nur 200. Soldaten/ die übrige eitel Land-Leute waren/ bey sich/ dennoch gleichwol so viel Muts / daß er dem stoltzen Soldan die Aufgabe eines so unwehrhafften Platzes versagen durffte.
Die Türcken machten zwar/ mit Minen/ eine weite Lucken in der Mauer: Aber der Commendant ließ dieselbe bald/ durch eifrige Arbeit/ wovon auch die Weiber nicht frey waren/ wieder verbauen/ mit inwendig aufgeworffenen Bollwercken von Erde/ Brettern / Bäumen/ und dergleichen Materialien. Endlich warff der Feind ein so geraumes Stuck der Mauren zu Boden/ daß er mit hellen Hauffen einbrechen kunte. Juresith stellete ihm seine Soldaten entgegen. Darüber erhub sich ein sehr blutiges und zweiffelhafftes Gefecht; wobey doch gleichwol zuletzt die Janitscharen/ mit ihrer Menge/ vorzudringen schienen/ und sichs also ansehn ließ/ als würden sie mit Gewalt durchbrechen. Weßwegen etliche Bürger von der Mauren flohen/ in die Stadt/ und überall den Schrecken ausbreiteten/ ob wäre der Feind schon in der Stadt/ und alles auf der Mauren erschlagen. Diß erweckte/ unter den Weibern/ Knaben/ und alten Leuten/ die allesämtlich an einem Ort verschlossen waren / ein mächtiges und wildes Geschrey. Welches die Türcken mißverständlich aufgenommen/ für einen frischen Entsatz der Bestrittenen/ und derwegen bestürtzt stillgehalten. Solches gab den Soldaten wiederum ein Hertz/ also/ daß sie/ von Frischem/ auf sie los gingen / und den Feind über Hals und Kopff hinab stiessen.
Man wolte sagen/ die Türcken hätten vorgegeben/ es wäre ihnen nicht anders vorgekommen / als käme ein hoch-ansehnlicher Ritter in gläntzendem Küriß/ mit einem frischen Entsatz-Hauffen/ vom Schloß heraus geritten: Weßwegen sie auch/ durch keinen Prügel / noch Sebel/ sich mehr treiben lassen wollen/ zum neuen Anlauff. Dannoch haben sie/ mit angebrochener Morgenröte/ noch eins wieder angesetzt/ und nichts destoweniger nur ihre Niderlage/ von den entgegenfliegenden Schlangen- und Musquet-Kugeln/ abgeholt. Hierauf ist der tapfre Iuresith/ nach gestellten Geiseln/ zum Groß-Vizier/ ins Lager gefordert / und von demselben garehrlich empfangen worden.
Dieser begehrte/ er solte nur/ zur Bezeugung/ daß sich das Städtlein unter das Ottomannische Joch hätte gedemütigt/ eingehen/ daß ein Theil der Leib-Soldaten deß Suldans hineingelassen würde/ um nur ein paar Maal/ auf der Mauren/ Alla! Alla! GOtt! GOtt! zu schreyen. Wobey er ihm zugleich andeutete/ der Suldan hette/ auf seine Fürbitte / ihm die Stadt/ verehrt.
Weil aber Juresith auch dieses nicht bewilligen wolte/ sondern vorwendete/ es wären viel Teutsche und Spanische Kriegs-Leute in der Stadt/ die wider die Türcken hefftig erbittert/ und solches nicht gestatten würden: ward man endlich beyderseits hierauf einhällig/ daß nur ein und andrer Türckischer Fußgänger
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Zitationshilfe: | Francisci, Erasmus: Schau- und Ehren-Platz Schriftlicher Tapfferkeit. Nürnberg, 1684, S. 190. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/franciscus_schauplatz_1684/198>, abgerufen am 16.07.2024. |