Francisci, Erasmus: Schau- und Ehren-Platz Schriftlicher Tapfferkeit. Nürnberg, 1684.Nach dieser beyden Oerter Einnehmung/ wollen etliche/ sey erstlich der Michalogli/ mit 30000. (oder 15000.) leichten Tartarisch- und Türkischen Reutern/ ausgecommandirt/ und bis in die Steyermark gegangen/ und nachdem er die Donau gepassirt/ habe er die Verwüstung ausgebreitet/ bis nach Lauraco (oder Lorch) einem uralten Schloß/ in Ober-Oesterreich/ am In-Strom. Inzwischen ist/ an diesem Tage/ (wann Ortelius nicht fehlet/ wie sonst nicht selten geschicht) die Türkische Schiff-Flotte auch/ bey dem Lager angelangt. Wiewol das rechte Haupt-Lager annoch nicht heut/ sondern allererst/ am 26 sten/ samt dem Türkischen Suldan selbsten/ vor der Stadt sich gestellet. Diese Flotte soll/ wie der Pesold erzehlet/ 200. Nasadisten-Schiffe stark gewesen seyn. Isthuanfius schätzet sie auf 160. Streit-Schiffe stark/ ohn die Nachen und den Fahrzeug/ womit man Proviand/ und andre Zubehör/ nach dem Lager geführt. Ein andrer schreibt von einer viel grössern Zahl/ und rechnet blos allein der leichten Barqven, oder Nachen/ fünffhundert. Ortelius setzt 400. Nasadisten-Schiffe (oder Nasaden) so/ an erst-bemeldtem Tage/ mit vielem Geschütz/ im Lager angekommen; worunter aber kein grosses gewest; dessen man sich hernach sehr verwundert habe/ und die Vermutung gefasst/ Solimann müste es entweder zu Ofen gelassen / oder die Besatzung zu Preßburg es ihm versenket haben. Viele seynd in die Gedanken gerathen/ es sey/ auf heimliche Anstalt deß Groß-Vizirs / Ibrahim (oder Abraham) geschehen: welcher/ dem Römischen Käiser/ Carolo V. zu Gefallen / als der ihn/ durch grosse Geschenke/ an sich verbunden/ es also gedisponirt/ und seinem Suldan eingebildet/ Wien wäre gar nicht fest/ würde/ ohne Canon-Schuß/ vor ihm / mit seinen Schlüsseln knien; und daferrn es sich in etwas wolte widersetzen/ konnte es doch/ weil nur wenig Teutschen zur Besatzung darinn lägen/ mit einer mittel mässigen Armee/ leicht bezwungen/ und gedemütigt werden: deßwegen man deß schweren Geschützes gar wol entrathen könnte. Dem Isthuanfio geht diese Meinung gar willig ein: in Betrachtung / daß/ drey Jahre hernach/ als Soliman/ vor dem unfesten Städtlein Guntz/ mit der ganzen Armee/ gelegen/ und etliche mal gestürmt/ Ibrahim ebenfalls dem Commendanten übergeholffen/ und den Solimann/ zum Abzuge/ beredt/ nachdem er denselben/ etliche Tage/ davor aufgehalten/ und endlich/ nachdem Solimann seine Striche gemerkt/ seinen Hals darüber verlohrn. Mancher solte es doch gleichwol lieber hierinn/ mit dem Ortelio / halten: zumal weil auch de Rewa bestetiget/ es habe dem Solimann/ an Mauren-Brechern (oder groben Stücken) gemangelt/ und solcher Mangel verhindert/ daß er die Wienerische Mauren nicht zu Grunde schiessen können; nachdem/ in einem Wasser-Treffen/ von dem Königlichen Ammiral/ Wolffgang Oeder/ ihm daselbst die Schiffe/ worauf die schweren Stücke waren/ samt dem Geschütz/ und sonst vielem andrem köstlichem Geräth/ in Grund geblitzt worden. De Rewa Centur. 6. fol. m. 72.
Nach dieser beyden Oerter Einnehmung/ wollen etliche/ sey erstlich der Michalogli/ mit 30000. (oder 15000.) leichten Tartarisch- und Türkischen Reutern/ ausgecommandirt/ und bis in die Steyermark gegangen/ und nachdem er die Donau gepassirt/ habe er die Verwüstung ausgebreitet/ bis nach Lauraco (oder Lorch) einem uralten Schloß/ in Ober-Oesterreich/ am In-Strom. Inzwischen ist/ an diesem Tage/ (wann Ortelius nicht fehlet/ wie sonst nicht selten geschicht) die Türkische Schiff-Flotte auch/ bey dem Lager angelangt. Wiewol das rechte Haupt-Lager annoch nicht heut/ sondern allererst/ am 26 sten/ samt dem Türkischen Suldan selbsten/ vor der Stadt sich gestellet. Diese Flotte soll/ wie der Pesold erzehlet/ 200. Nasadisten-Schiffe stark gewesen seyn. Isthuanfius schätzet sie auf 160. Streit-Schiffe stark/ ohn die Nachen und den Fahrzeug/ womit man Proviand/ und andre Zubehör/ nach dem Lager geführt. Ein andrer schreibt von einer viel grössern Zahl/ und rechnet blos allein der leichten Barqven, oder Nachen/ fünffhundert. Ortelius setzt 400. Nasadisten-Schiffe (oder Nasaden) so/ an erst-bemeldtem Tage/ mit vielem Geschütz/ im Lager angekommen; worunter aber kein grosses gewest; dessen man sich hernach sehr verwundert habe/ und die Vermutung gefasst/ Solimann müste es entweder zu Ofen gelassen / oder die Besatzung zu Preßburg es ihm versenket haben. Viele seynd in die Gedanken gerathen/ es sey/ auf heimliche Anstalt deß Groß-Vizirs / Ibrahim (oder Abraham) geschehen: welcher/ dem Römischen Käiser/ Carolo V. zu Gefallen / als der ihn/ durch grosse Geschenke/ an sich verbunden/ es also gedisponirt/ und seinem Suldan eingebildet/ Wien wäre gar nicht fest/ würde/ ohne Canon-Schuß/ vor ihm / mit seinen Schlüsseln knien; und daferrn es sich in etwas wolte widersetzen/ konnte es doch/ weil nur wenig Teutschen zur Besatzung darinn lägen/ mit einer mittel mässigen Armee/ leicht bezwungen/ und gedemütigt werden: deßwegen man deß schweren Geschützes gar wol entrathen könnte. Dem Isthuanfio geht diese Meinung gar willig ein: in Betrachtung / daß/ drey Jahre hernach/ als Soliman/ vor dem unfesten Städtlein Guntz/ mit der ganzen Armee/ gelegen/ und etliche mal gestürmt/ Ibrahim ebenfalls dem Commendanten übergeholffen/ und den Solimann/ zum Abzuge/ beredt/ nachdem er denselben/ etliche Tage/ davor aufgehalten/ und endlich/ nachdem Solimann seine Striche gemerkt/ seinen Hals darüber verlohrn. Mancher solte es doch gleichwol lieber hierinn/ mit dem Ortelio / halten: zumal weil auch de Rewa bestetiget/ es habe dem Solimann/ an Mauren-Brechern (oder groben Stücken) gemangelt/ und solcher Mangel verhindert/ daß er die Wienerische Mauren nicht zu Grunde schiessen können; nachdem/ in einem Wasser-Treffen/ von dem Königlichen Ammiral/ Wolffgang Oeder/ ihm daselbst die Schiffe/ worauf die schweren Stücke waren/ samt dem Geschütz/ und sonst vielem andrem köstlichem Geräth/ in Grund geblitzt worden. De Rewa Centur. 6. fol. m. 72.
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Nach dieser beyden Oerter Einnehmung/ wollen etliche/ sey erstlich der Michalogli/ mit 30000. (oder 15000.) leichten Tartarisch- und Türkischen Reutern/ ausgecommandirt/ und bis in die Steyermark gegangen/ und nachdem er die Donau gepassirt/ habe er die Verwüstung ausgebreitet/ bis nach Lauraco (oder Lorch) einem uralten Schloß/ in Ober-Oesterreich/ am In-Strom.
Inzwischen ist/ an diesem Tage/ (wann Ortelius nicht fehlet/ wie sonst nicht selten geschicht) die Türkische Schiff-Flotte auch/ bey dem Lager angelangt. Wiewol das rechte Haupt-Lager annoch nicht heut/ sondern allererst/ am 26 sten/ samt dem Türkischen Suldan selbsten/ vor der Stadt sich gestellet. Diese Flotte soll/ wie der Pesold erzehlet/ 200. Nasadisten-Schiffe stark gewesen seyn. Isthuanfius schätzet sie auf 160. Streit-Schiffe stark/ ohn die Nachen und den Fahrzeug/ womit man Proviand/ und andre Zubehör/ nach dem Lager geführt. Ein andrer schreibt von einer viel grössern Zahl/ und rechnet blos allein der leichten Barqven, oder Nachen/ fünffhundert. Ortelius setzt 400. Nasadisten-Schiffe (oder Nasaden) so/ an erst-bemeldtem Tage/ mit vielem Geschütz/ im Lager angekommen; worunter aber kein grosses gewest; dessen man sich hernach sehr verwundert habe/ und die Vermutung gefasst/ Solimann müste es entweder zu Ofen gelassen / oder die Besatzung zu Preßburg es ihm versenket haben.
Viele seynd in die Gedanken gerathen/ es sey/ auf heimliche Anstalt deß Groß-Vizirs / Ibrahim (oder Abraham) geschehen: welcher/ dem Römischen Käiser/ Carolo V. zu Gefallen / als der ihn/ durch grosse Geschenke/ an sich verbunden/ es also gedisponirt/ und seinem Suldan eingebildet/ Wien wäre gar nicht fest/ würde/ ohne Canon-Schuß/ vor ihm / mit seinen Schlüsseln knien; und daferrn es sich in etwas wolte widersetzen/ konnte es doch/ weil nur wenig Teutschen zur Besatzung darinn lägen/ mit einer mittel mässigen Armee/ leicht bezwungen/ und gedemütigt werden: deßwegen man deß schweren Geschützes gar wol entrathen könnte. Dem Isthuanfio geht diese Meinung gar willig ein: in Betrachtung / daß/ drey Jahre hernach/ als Soliman/ vor dem unfesten Städtlein Guntz/ mit der ganzen Armee/ gelegen/ und etliche mal gestürmt/ Ibrahim ebenfalls dem Commendanten übergeholffen/ und den Solimann/ zum Abzuge/ beredt/ nachdem er denselben/ etliche Tage/ davor aufgehalten/ und endlich/ nachdem Solimann seine Striche gemerkt/ seinen Hals darüber verlohrn. Mancher solte es doch gleichwol lieber hierinn/ mit dem Ortelio / halten: zumal weil auch de Rewa bestetiget/ es habe dem Solimann/ an Mauren-Brechern (oder groben Stücken) gemangelt/ und solcher Mangel verhindert/ daß er die Wienerische Mauren nicht zu Grunde schiessen können; nachdem/ in einem Wasser-Treffen/ von dem Königlichen Ammiral/ Wolffgang Oeder/ ihm daselbst die Schiffe/ worauf die schweren Stücke waren/ samt dem Geschütz/ und sonst vielem andrem köstlichem Geräth/ in Grund geblitzt worden.
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