Francisci, Erasmus: Das eröffnete Lust-Haus Der Ober- und Nieder-Welt. Nürnberg, 1676.Der siebenzehende Discurs/ Hitze und Kälte/ wider die gewöhnliche Ordnung deß Himmels/ oderSonnen-Lauffs. (a) Lib. 2. Dennoch definirt/ oder beschreibt er darum nicht die Jahrszeiten/ Der Winter einer Gegend heisst die Jahrszeit/ welche der
Der ſiebenzehende Discurs/ Hitze und Kaͤlte/ wider die gewoͤhnliche Ordnung deß Himmels/ oderSonnen-Lauffs. (a) Lib. 2. Dennoch definirt/ oder beſchreibt er darum nicht die Jahrszeiten/ Der Winter einer Gegend heiſſt die Jahrszeit/ welche der
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Der ſiebenzehende Discurs/
Hitze und Kaͤlte/ wider die gewoͤhnliche Ordnung deß Himmels/ oder
Sonnen-Lauffs.
Dieſem nach macht Bernhardus Varenius (a) vermittelſt noth-
wendiger Erſinnung ungewoͤhnlicher Namen/ einen Unterſcheid/ zwi-
fchen dem irdiſchen und himmliſchen Sommer. Den irdiſchen
Sommer eines Orts nennet er die Zeit deß Jahrs/ in welcher/ an ſelbi-
gem Ort/ alle Jahr/ von der Sonnen/ die groͤſſeſte Hitze entſtehet. Der
himmliſche Sommer aber heiſſt/ bey ihm/ die jenige Jahrszeit/ darinn/
an ſelbigem Ort/ wegen der Sonnen Nachbarſchafft/ die groͤſſeſte Hitze
ſeyn ſolte. Gleich alſo wird der himmliſche Winter/ von ihm/ die
Zeit genannt/ zu welcher/ an dem Ort/ die Kaͤlte/ regieren ſolte/ wegen
der weiteſten Entſeſſenheit der Sonnen: der irdiſche Winter aber ei-
nes Orts die Jahrszeit/ darinn es/ ſelbiger Gegend/ alle Jahre/ am kaͤl-
teſten zu ſeyn pflegt. Denn ob gleich/ in den meiſten Laͤndern der himm-
liſche und irdiſche Sommer/ oder Winter/ zu gleicher Zeit deß Jahrs
einbrechen: gibt es doch einige Gegenden unter der brennenden Schnur/
da man gantz andre Zeiten deß Jahrs antrifft. Mit dem Fruͤhling/ und
Herbſt/ hat es ebenmaͤſſige Beſchaffenheit. Weil aber der himmliſche/
von dem irdiſchen Sommer (oder Winter) nur/ an wenig Oertern in der
Jahrszeit/ unterſchiedlich fallen: als kan/ ſeiner Meinung nach/ der himm-
liſche Sommer (Winter/ Herbſt/ Fruͤhling/) abſolut und eigentlich
Sommer heiſſen.
(a) Lib. 2.
Geograph.
General.
partis abſo-
lutæ c. 26.
propoſit.
Himmli-
ſcher und
irdiſcher
Sommer.
Dennoch definirt/ oder beſchreibt er darum nicht die Jahrszeiten/
nach dem Lauff der Sonnen durch die Zeichen/ wenn die Frage fuͤrfaͤllt/
was der himmliſche Sommer ſey? Und durchgehends eine allgemeine De-
finition begehrt wird: ſondern nach der Sonnen Zu- oder Abgang; und
ſpricht alſo: Der himmliſche Sommer eines Orts wird die
Jahrszeit genannt/ die ihren Anfang an dem jenigen Tage/
nimmt/ um deſſen Mittag die Sonne ſich/ von der Scheitel
ſelbiges Orts/ in der kuͤrtzeſten Diſtantz/ befindet (und ſolches/
zum erſtenmal/ ſo fern die Sonne demſelbigen Ort zweymal
vertical wird) und die ihr Ende nimmt deß Tages/ um deſſen
Mittags-Zeit die Sonne zum erſten eine mittelmaͤſſige (oder
kleinere/ weder an allen andren Taͤgen deß Jahrs) Diſtantz
von dem Scheitel-Punct deß Orts gewinnt.
Wodurch
eigentlich
die vier
Jahrszei-
ten entſte-
hen.
Der Winter einer Gegend heiſſt die Jahrszeit/ welche
mit demjenigen Tage beginnet/ um deſſen Mittagszeit die
Sonne von der Scheitel ſelbiges Orts die ferneſte Diſtantz er-
langt; hingegen mit dem Tage ſich endiget/ da die Sonne/ in
der
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