Francisci, Erasmus: Das eröffnete Lust-Haus Der Ober- und Nieder-Welt. Nürnberg, 1676.Von der Sonnen. dern auch der Sonnen selbst/ gebeten. Und gewiß/ wenn er nur denSchatten allein hätte verstanden; würde es ihm wol haben gleich gegol- ten/ ob der Schatten zehen Stuffen auf- oder niderwerts gienge. Weil ihm aber wol bewusst/ daß die Sonne den Schatten zum Lackeyen hätte/ und dieser/ durch ihren Lauff/ regiert würde/ sagt er: Es ist leicht/ daß der Schatten zehen Stuffen niderwerts gehe: das will ich nicht; sondern/ daß er zehen Stuffen hinter sich zurück gehe. (a) Als wolte er sprechen: Es ist leichter/ daß die Sonne für sich zum(a) 2. Reg. 20. v. 10. Nidergange/ die zehen Stuffen herab lauffe/ weder/ daß sie/ hinter sich/ wieder gegen Aufgang kehre. Diß beweiset klar/ daß Hiskia beydes mit- einander/ Sonne und Schatten/ habe gemeint. Jch kan auch nicht absehen/ was für ein sonderlicher Beweis dar- Jn Summa/ diese und dergleichen unvermögliche Einwürffe der Co- Goldstern. Mein Herr wird ihm nicht lassen zuwidern seyn/ wenn solche R r r r r iij
Von der Sonnen. dern auch der Sonnen ſelbſt/ gebeten. Und gewiß/ wenn er nur denSchatten allein haͤtte verſtanden; wuͤrde es ihm wol haben gleich gegol- ten/ ob der Schatten zehen Stuffen auf- oder niderwerts gienge. Weil ihm aber wol bewuſſt/ daß die Sonne den Schatten zum Lackeyen haͤtte/ und dieſer/ durch ihren Lauff/ regiert wuͤrde/ ſagt er: Es iſt leicht/ daß der Schatten zehen Stuffen niderwerts gehe: das will ich nicht; ſondern/ daß er zehen Stuffen hinter ſich zuruͤck gehe. (a) Als wolte er ſprechen: Es iſt leichter/ daß die Sonne fuͤr ſich zum(a) 2. Reg. 20. v. 10. Nidergange/ die zehen Stuffen herab lauffe/ weder/ daß ſie/ hinter ſich/ wieder gegen Aufgang kehre. Diß beweiſet klar/ daß Hiskia beydes mit- einander/ Sonne und Schatten/ habe gemeint. Jch kan auch nicht abſehen/ was fuͤr ein ſonderlicher Beweis dar- Jn Summa/ dieſe und dergleichen unvermoͤgliche Einwuͤrffe der Co- Goldſtern. Mein Herꝛ wird ihm nicht laſſen zuwidern ſeyn/ wenn ſolche R r r r r iij
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Von der Sonnen.
dern auch der Sonnen ſelbſt/ gebeten. Und gewiß/ wenn er nur den
Schatten allein haͤtte verſtanden; wuͤrde es ihm wol haben gleich gegol-
ten/ ob der Schatten zehen Stuffen auf- oder niderwerts gienge. Weil
ihm aber wol bewuſſt/ daß die Sonne den Schatten zum Lackeyen haͤtte/
und dieſer/ durch ihren Lauff/ regiert wuͤrde/ ſagt er: Es iſt leicht/ daß
der Schatten zehen Stuffen niderwerts gehe: das will ich
nicht; ſondern/ daß er zehen Stuffen hinter ſich zuruͤck gehe.
(a) Als wolte er ſprechen: Es iſt leichter/ daß die Sonne fuͤr ſich zum
Nidergange/ die zehen Stuffen herab lauffe/ weder/ daß ſie/ hinter ſich/
wieder gegen Aufgang kehre. Diß beweiſet klar/ daß Hiskia beydes mit-
einander/ Sonne und Schatten/ habe gemeint.
(a) 2. Reg.
20. v. 10.
Jch kan auch nicht abſehen/ was fuͤr ein ſonderlicher Beweis dar-
aus entſtehen koͤnne/ wenn ich zulieſſe/ GOtt haͤtte nicht der gantzen
Welt/ ſondern allein dem Koͤnige Hiskia/ das Wunder gegeben. Denn
daraus quillet keine Vermutung/ geſchweige denn eine Gewißheit/ daß
darum das Zeichen/ welches GOtt dem Hiskia gegeben/ nicht auch/ durch
die gantze Welt/ wiewol auf unterſchiedlich-proportionirte Weiſe/ ſich
ſolte erſtreckt haben; ob gleich/ an keinem Orte/ ohn zu Jeruſalem/ die
Urſach deſſelben/ bekandt geweſen. GOtt hat dem gantzen Juͤdiſchen/
und allem Chriſtlichen Volck/ allen Menſchen/ welche damals/ oder her-
nach/ davon gehoͤrt/ oder noch hoͤren werden/ ſolches Wunderwerck ge-
geben/ zu Betrachtung beydes ſeiner Allmacht/ und Gnade gegen die
Frommen: dem Hiskia aber inſonderheit/ zum Zeichen ſeiner Geſund-
heit/ und auch zum augenſcheinlichen Beweis/ wie hoch GOtt die jenige
achte/ welche Jhn von Hertzen foͤrchten/ und lieben.
Jn Summa/ dieſe und dergleichen unvermoͤgliche Einwuͤrffe der Co-
pernicaner/ welche ſie/ wider den hellen Verſtand der heiligen Schrifft/
thun/ bewegen mich ſo gar wenig/ daß ich vielmehr/ in meiner vorigen
Meinung/ die Sonne lauffe wuͤrcklich fort/ nur deſto ſtaͤrcker dadurch
werde befeſtiget.
Goldſtern. Mein Herꝛ wird ihm nicht laſſen zuwidern ſeyn/ wenn
ich den Copernicaniſchen Fuͤrwand von gaͤhlinger Veraͤndrung der
Sommers- und Winters-Zeit/ oder deß Winters in den Sommer/ noch
etwas weiter in Betrachtung nehme/ und ein wenig mehr unterſuche.
Denn eben dieſen halte ich/ fuͤr den beſten Kern ihrer hierin gefuͤhrten Be-
weisthuͤmer. Zumal weil leichter zu vermuten/ daß die Sonne allein/ we-
der/ daß alle andre Sterne und Geſtirne zugleich hinter ſich gewichen.
Wenn denn nun alles uͤbrige Geſtirn ſeinen Lauff unverruckt fortgeſetzet:
ſo will ſich freylich faſt die Frage uns in den Weg legen: Ob nicht/ auf
ſolche
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