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Francisci, Erasmus: Das eröffnete Lust-Haus Der Ober- und Nieder-Welt. Nürnberg, 1676.

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Von der Sonnen.
verstreuet wird/ sondern/ in einem nur kleinem Bezirck/ erscheinet. Wofern
das gegen-spielende Licht keinen solchen engen Ring schleust; ist daraus
zu mercken/ das widerstralende Licht habe sich nicht miteinander ver-
sammlet.

Hieraus läst sich abnehmen/ der Holspiegel sey/ zur Entbrennung/
am allertauglichsten; der Flach- oder Eben-Spiegel hingegen gar nicht/
wenn er allein.

Forell. Mit vielen Flach-Spiegeln aber/ wird man doch gleich
wol einen Brand erwecken können.

Winterschild. Gar stattlich. Der Verstand- und Kunstreiche
Herr Kircherus ertheilet gute Anweisung/ in seinem Kunst-leuchtendemWürckung
vieler Flach-
Spiegel/
zum Bren-
nen.

Wercke von der Kunst deß Lichts und Schatten (a) wie man/ mit vielen
Flach-Spielen über hundert Schuhe/ in die Ferne/ brennen könne: berich-
tend/ er habe es/ mit fünff Spiegeln/ versucht/ und befunden/ der
Schein und die Hitze erstrecken sich weiter/ denn hundert Schuhe. Jch
will dem Herrn diese fünff Buchstaben A B C D E, für fünff Spiegel/
setzen. Hier/ da diß G stehet/ soll die Sonne und die Spiegel-Stel-
lung also geordnet seyn/ daß ihre Widerstralen/ auf den Spiegel F. an der
Maur/ zusammen lauffen. Mit der Weise/ wird beydes Glantz und
Hitze fünffmal stärcker und weiter gehn/ denn ein Spiegel/ welcher eines
Schuhes groß ist.

Doch stellet er zuforderst/ zum Grundsatze/ diese zweyerley: Erst-
lich; daß ein Flach-Spiegel ein desto grössers Licht/ auf einen andren ihm
entgegen stehenden Eben-Spiegel/ widerstrale/ je grösser er ist. Und
hat ihm die Erfahrung gezeiget/ ein Schuh-grosser Spiegel/ werffe/
an der nahen Wand/ eine Schuh grosse Licht-Scheiben; aber/ an einer
Wand/ welche hundert Schuhe fern stehet/ einen der nur so groß/ wie
ein Viertheil vom Schuh. Vors andre stellet er/ zum Grunde/ dieses
Licht werde gemacht/ von unzehlich-vielen Stralen/ so aus jeden Punc-
ten deß Spiegels widerstralen. Darum wenn ein andrer Flach-Spie-P. Kirche[verlorenes Material - 1 Zeichen fehlt]rt
Versuch/
mit fünff
Flach-Spie-
geln.

gel also gestellet würde/ daß sein Gegen-Schein/ mit dem Gegen-Glan-
tze deß ersten Spiegels zusammenschiest; so wird der erste Schein/ und
demnechst auch die Hitze/ verdoppelt. Und wenn dem dritten Spiegel
ein solcher Stand zugeeignet wird/ daß sein Widerglantz dem vorhin ge-
doppeltem Glantze zustreicht; wird das Licht/ samt der Hitze/ verdrey-
facht: also/ je mehr man widerscheinende Spiegel dazu setzt/ Licht und
Hitze desto grössere Stärcke überkommen. Zu Rom/ hat gelobter Au-

thor
(a) in Arte luc. & umbrae l. 10. parte 3. Distinct. 3. cap. 1. Problem. 4. fol.
885.

Von der Sonnen.
verſtreuet wird/ ſondern/ in einem nur kleinem Bezirck/ erſcheinet. Wofern
das gegen-ſpielende Licht keinen ſolchen engen Ring ſchleuſt; iſt daraus
zu mercken/ das widerſtralende Licht habe ſich nicht miteinander ver-
ſammlet.

Hieraus laͤſt ſich abnehmen/ der Holſpiegel ſey/ zur Entbrennung/
am allertauglichſten; der Flach- oder Eben-Spiegel hingegen gar nicht/
wenn er allein.

Forell. Mit vielen Flach-Spiegeln aber/ wird man doch gleich
wol einen Brand erwecken koͤnnen.

Winterſchild. Gar ſtattlich. Der Verſtand- und Kunſtreiche
Herꝛ Kircherus ertheilet gute Anweiſung/ in ſeinem Kunſt-leuchtendemWuͤrckung
vieler Flach-
Spiegel/
zum Bren-
nen.

Wercke von der Kunſt deß Lichts und Schatten (a) wie man/ mit vielen
Flach-Spielen uͤber hundert Schuhe/ in die Ferne/ brennen koͤnne: berich-
tend/ er habe es/ mit fuͤnff Spiegeln/ verſucht/ und befunden/ der
Schein und die Hitze erſtrecken ſich weiter/ denn hundert Schuhe. Jch
will dem Herꝛn dieſe fuͤnff Buchſtaben A B C D E, fuͤr fuͤnff Spiegel/
ſetzen. Hier/ da diß G ſtehet/ ſoll die Sonne und die Spiegel-Stel-
lung alſo geordnet ſeyn/ daß ihre Widerſtralen/ auf den Spiegel F. an der
Maur/ zuſammen lauffen. Mit der Weiſe/ wird beydes Glantz und
Hitze fuͤnffmal ſtaͤrcker und weiter gehn/ denn ein Spiegel/ welcher eines
Schuhes groß iſt.

Doch ſtellet er zuforderſt/ zum Grundſatze/ dieſe zweyerley: Erſt-
lich; daß ein Flach-Spiegel ein deſto groͤſſers Licht/ auf einen andren ihm
entgegen ſtehenden Eben-Spiegel/ widerſtrale/ je groͤſſer er iſt. Und
hat ihm die Erfahrung gezeiget/ ein Schuh-groſſer Spiegel/ werffe/
an der nahen Wand/ eine Schuh groſſe Licht-Scheiben; aber/ an einer
Wand/ welche hundert Schuhe fern ſtehet/ einen der nur ſo groß/ wie
ein Viertheil vom Schuh. Vors andre ſtellet er/ zum Grunde/ dieſes
Licht werde gemacht/ von unzehlich-vielen Stralen/ ſo aus jeden Punc-
ten deß Spiegels widerſtralen. Darum wenn ein andrer Flach-Spie-P. Kirche[verlorenes Material – 1 Zeichen fehlt]rt
Verſuch/
mit fuͤnff
Flach-Spie-
geln.

gel alſo geſtellet wuͤrde/ daß ſein Gegen-Schein/ mit dem Gegen-Glan-
tze deß erſten Spiegels zuſammenſchieſt; ſo wird der erſte Schein/ und
demnechſt auch die Hitze/ verdoppelt. Und wenn dem dritten Spiegel
ein ſolcher Stand zugeeignet wird/ daß ſein Widerglantz dem vorhin ge-
doppeltem Glantze zuſtreicht; wird das Licht/ ſamt der Hitze/ verdrey-
facht: alſo/ je mehr man widerſcheinende Spiegel dazu ſetzt/ Licht und
Hitze deſto groͤſſere Staͤrcke uͤberkommen. Zu Rom/ hat gelobter Au-

thor
(a) in Arte luc. & umbræ l. 10. parte 3. Diſtinct. 3. cap. 1. Problem. 4. fol.
885.
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[687/0735] Von der Sonnen. verſtreuet wird/ ſondern/ in einem nur kleinem Bezirck/ erſcheinet. Wofern das gegen-ſpielende Licht keinen ſolchen engen Ring ſchleuſt; iſt daraus zu mercken/ das widerſtralende Licht habe ſich nicht miteinander ver- ſammlet. Hieraus laͤſt ſich abnehmen/ der Holſpiegel ſey/ zur Entbrennung/ am allertauglichſten; der Flach- oder Eben-Spiegel hingegen gar nicht/ wenn er allein. Forell. Mit vielen Flach-Spiegeln aber/ wird man doch gleich wol einen Brand erwecken koͤnnen. Winterſchild. Gar ſtattlich. Der Verſtand- und Kunſtreiche Herꝛ Kircherus ertheilet gute Anweiſung/ in ſeinem Kunſt-leuchtendem Wercke von der Kunſt deß Lichts und Schatten (a) wie man/ mit vielen Flach-Spielen uͤber hundert Schuhe/ in die Ferne/ brennen koͤnne: berich- tend/ er habe es/ mit fuͤnff Spiegeln/ verſucht/ und befunden/ der Schein und die Hitze erſtrecken ſich weiter/ denn hundert Schuhe. Jch will dem Herꝛn dieſe fuͤnff Buchſtaben A B C D E, fuͤr fuͤnff Spiegel/ ſetzen. Hier/ da diß G ſtehet/ ſoll die Sonne und die Spiegel-Stel- lung alſo geordnet ſeyn/ daß ihre Widerſtralen/ auf den Spiegel F. an der Maur/ zuſammen lauffen. Mit der Weiſe/ wird beydes Glantz und Hitze fuͤnffmal ſtaͤrcker und weiter gehn/ denn ein Spiegel/ welcher eines Schuhes groß iſt. Wuͤrckung vieler Flach- Spiegel/ zum Bren- nen. Doch ſtellet er zuforderſt/ zum Grundſatze/ dieſe zweyerley: Erſt- lich; daß ein Flach-Spiegel ein deſto groͤſſers Licht/ auf einen andren ihm entgegen ſtehenden Eben-Spiegel/ widerſtrale/ je groͤſſer er iſt. Und hat ihm die Erfahrung gezeiget/ ein Schuh-groſſer Spiegel/ werffe/ an der nahen Wand/ eine Schuh groſſe Licht-Scheiben; aber/ an einer Wand/ welche hundert Schuhe fern ſtehet/ einen der nur ſo groß/ wie ein Viertheil vom Schuh. Vors andre ſtellet er/ zum Grunde/ dieſes Licht werde gemacht/ von unzehlich-vielen Stralen/ ſo aus jeden Punc- ten deß Spiegels widerſtralen. Darum wenn ein andrer Flach-Spie- gel alſo geſtellet wuͤrde/ daß ſein Gegen-Schein/ mit dem Gegen-Glan- tze deß erſten Spiegels zuſammenſchieſt; ſo wird der erſte Schein/ und demnechſt auch die Hitze/ verdoppelt. Und wenn dem dritten Spiegel ein ſolcher Stand zugeeignet wird/ daß ſein Widerglantz dem vorhin ge- doppeltem Glantze zuſtreicht; wird das Licht/ ſamt der Hitze/ verdrey- facht: alſo/ je mehr man widerſcheinende Spiegel dazu ſetzt/ Licht und Hitze deſto groͤſſere Staͤrcke uͤberkommen. Zu Rom/ hat gelobter Au- thor P. Kirche_rt Verſuch/ mit fuͤnff Flach-Spie- geln. (a) in Arte luc. & umbræ l. 10. parte 3. Diſtinct. 3. cap. 1. Problem. 4. fol. 885.

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Zitationshilfe: Francisci, Erasmus: Das eröffnete Lust-Haus Der Ober- und Nieder-Welt. Nürnberg, 1676, S. 687. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/francisci_lusthaus_1676/735>, abgerufen am 28.07.2024.