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Francisci, Erasmus: Das eröffnete Lust-Haus Der Ober- und Nieder-Welt. Nürnberg, 1676.

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Von dem Venus-Stern.
und Venus-Erde/ wie auch das Gewässer derselben/ samt Feuer./ und
Lufft/ für recht natürliche Erde/ Wasser/ Feuer/ und Lufft: dieser auch.
Jener will/ daß solche Elemente/ in den Sternen/ anders getemperirt/
und viel kräfftiger/ denn bey uns: dieser wird solches eben so wol zuge-
ben. Jener nennet die feste Materi deß Monds/ und einiger andrer
Planeten/ Erde; die flüssige und feuchte/ Wasser/ Meer/ Seen: die-
ser imgleichen; doch nur/ in Betrachtung/ daß es mit Erde und Wasser/
am füglichsten zu vergleichen. Jener hält die feste Substantz/ für wah-
re natürliche Erde/ die aber viel edler und subtiler sey: und urtheilet gleich
also/ von der flüssigen Materi/ daß nemlich selbige ein rechtes
natürliches Gewässer sey. Das stellet aber dieser in Zweifel: und
zwar billig. Denn es ist nicht alles natürliche/ oder lautere Erde/
nach pur lauteres Wasser/ was aus Erde und Wasser gebauet. Un-
ser Fleisch und Blut sind/ aus Erde und Wasser; aber doch nicht Erde
und Wasser/ sondern durch eine gewisse Mischung/ in eine sonderbare
Gestalt gebracht. Und ob zwar auch ein Erdreich/ wie auch ein Gewäs-
ser/ andre Eigenschafften hat denn das andre/ dennoch gleichwol alle sol-
che Gewässer natürliches Wasser sind: so sind darum nicht alle Feuchtig-
keiten/ ob sie gleich Wasser in sich haben/ Wasser/ sondern/ etliche/ durch
eine vollkommenere Mischung/ und besondere Form/ der Art/ und dem
Geschlecht deß Wassers entnommen. Wie nun das Holtz/ und der
Safft eines Baums aus Erde und Wasser zwar bestehen; doch aber
durch eine sonderbare Form/ und Mischung/ zu einer gewissen Art schla-
gen/ und vermittelst solcher Form/ ihre absonderliche special Gestalt oder
Natur erlangen/ darnach sie geachtet und benamset werden: also obgleich
das Erd- und Wasser-ähnliche Gebäu der Sterne/ unter andren/ die
Elementen deß Wassers und der Erden/ wiewol subtilisirter/ als allhie
in sich beschleust: darff es doch deßwegen keine rechte Erde/ noch rechtes
Wasser seyn: sondern vielleicht noch was edlers/ so aus Erde und Wasser
gemischt/ und mit wunderbaren Kräfften begabt/ von uns aber in Er-
mangelung einer bessern Vergleichung verglichener Massen/ Erde/oder
Wasser/
wegen einiger Aehnlichkeit/ füglich genannt wird. Dieser letz-
te ist Herrn Hevelii Sinn; und wie mich dunckt/ der allersicherste. Denn
so schlechts hin die truckne und harten Theile für ein purlauteres/ wiewol
subtilers/ Erdreich/ und Wasser/ zubehaupten/ wird schwerlich/ aus
der Vernunfft/vergewissert werden können.

Schönwald. Jch schätze/ man möge es füglich/ für eine klarifi-
cirte Erde/ halten: als wie/ zum Exempel/ der Krystall/ Deamant/ und
Rubin sind.

Gold-

Von dem Venus-Stern.
und Venus-Erde/ wie auch das Gewaͤſſer derſelben/ ſamt Feuer./ und
Lufft/ fuͤr recht natuͤrliche Erde/ Waſſer/ Feuer/ und Lufft: dieſer auch.
Jener will/ daß ſolche Elemente/ in den Sternen/ anders getemperirt/
und viel kraͤfftiger/ denn bey uns: dieſer wird ſolches eben ſo wol zuge-
ben. Jener nennet die feſte Materi deß Monds/ und einiger andrer
Planeten/ Erde; die fluͤſſige und feuchte/ Waſſer/ Meer/ Seen: die-
ſer imgleichen; doch nur/ in Betrachtung/ daß es mit Erde und Waſſer/
am fuͤglichſten zu vergleichen. Jener haͤlt die feſte Subſtantz/ fuͤr wah-
re natuͤrliche Erde/ die aber viel edler und ſubtiler ſey: und urtheilet gleich
alſo/ von der fluͤſſigen Materi/ daß nemlich ſelbige ein rechtes
natuͤrliches Gewaͤſſer ſey. Das ſtellet aber dieſer in Zweifel: und
zwar billig. Denn es iſt nicht alles natuͤrliche/ oder lautere Erde/
nach pur lauteres Waſſer/ was aus Erde und Waſſer gebauet. Un-
ſer Fleiſch und Blut ſind/ aus Erde und Waſſer; aber doch nicht Erde
und Waſſer/ ſondern durch eine gewiſſe Miſchung/ in eine ſonderbare
Geſtalt gebracht. Und ob zwar auch ein Erdreich/ wie auch ein Gewaͤſ-
ſer/ andre Eigenſchafften hat denn das andre/ dennoch gleichwol alle ſol-
che Gewaͤſſer natuͤrliches Waſſer ſind: ſo ſind darum nicht alle Feuchtig-
keiten/ ob ſie gleich Waſſer in ſich haben/ Waſſer/ ſondern/ etliche/ durch
eine vollkommenere Miſchung/ und beſondere Form/ der Art/ und dem
Geſchlecht deß Waſſers entnommen. Wie nun das Holtz/ und der
Safft eines Baums aus Erde und Waſſer zwar beſtehen; doch aber
durch eine ſonderbare Form/ und Miſchung/ zu einer gewiſſen Art ſchla-
gen/ und vermittelſt ſolcher Form/ ihre abſonderliche ſpecial Geſtalt oder
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Waſſer ſeyn: ſondern vielleicht noch was edlers/ ſo aus Erde und Waſſer
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mangelung einer beſſern Vergleichung verglichener Maſſen/ Erde/oder
Waſſer/
wegen einiger Aehnlichkeit/ fuͤglich genannt wird. Dieſer letz-
te iſt Herꝛn Hevelii Sinn; und wie mich dunckt/ der allerſicherſte. Denn
ſo ſchlechts hin die truckne und harten Theile fuͤr ein purlauteres/ wiewol
ſubtilers/ Erdreich/ und Waſſer/ zubehaupten/ wird ſchwerlich/ aus
der Vernunfft/vergewiſſert werden koͤnnen.

Schoͤnwald. Jch ſchaͤtze/ man moͤge es fuͤglich/ fuͤr eine klarifi-
cirte Erde/ halten: als wie/ zum Exempel/ der Kryſtall/ Deamant/ und
Rubin ſind.

Gold-
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[591/0635] Von dem Venus-Stern. und Venus-Erde/ wie auch das Gewaͤſſer derſelben/ ſamt Feuer./ und Lufft/ fuͤr recht natuͤrliche Erde/ Waſſer/ Feuer/ und Lufft: dieſer auch. Jener will/ daß ſolche Elemente/ in den Sternen/ anders getemperirt/ und viel kraͤfftiger/ denn bey uns: dieſer wird ſolches eben ſo wol zuge- ben. Jener nennet die feſte Materi deß Monds/ und einiger andrer Planeten/ Erde; die fluͤſſige und feuchte/ Waſſer/ Meer/ Seen: die- ſer imgleichen; doch nur/ in Betrachtung/ daß es mit Erde und Waſſer/ am fuͤglichſten zu vergleichen. Jener haͤlt die feſte Subſtantz/ fuͤr wah- re natuͤrliche Erde/ die aber viel edler und ſubtiler ſey: und urtheilet gleich alſo/ von der fluͤſſigen Materi/ daß nemlich ſelbige ein rechtes natuͤrliches Gewaͤſſer ſey. Das ſtellet aber dieſer in Zweifel: und zwar billig. Denn es iſt nicht alles natuͤrliche/ oder lautere Erde/ nach pur lauteres Waſſer/ was aus Erde und Waſſer gebauet. Un- ſer Fleiſch und Blut ſind/ aus Erde und Waſſer; aber doch nicht Erde und Waſſer/ ſondern durch eine gewiſſe Miſchung/ in eine ſonderbare Geſtalt gebracht. Und ob zwar auch ein Erdreich/ wie auch ein Gewaͤſ- ſer/ andre Eigenſchafften hat denn das andre/ dennoch gleichwol alle ſol- che Gewaͤſſer natuͤrliches Waſſer ſind: ſo ſind darum nicht alle Feuchtig- keiten/ ob ſie gleich Waſſer in ſich haben/ Waſſer/ ſondern/ etliche/ durch eine vollkommenere Miſchung/ und beſondere Form/ der Art/ und dem Geſchlecht deß Waſſers entnommen. Wie nun das Holtz/ und der Safft eines Baums aus Erde und Waſſer zwar beſtehen; doch aber durch eine ſonderbare Form/ und Miſchung/ zu einer gewiſſen Art ſchla- gen/ und vermittelſt ſolcher Form/ ihre abſonderliche ſpecial Geſtalt oder Natur erlangen/ darnach ſie geachtet und benamſet werden: alſo obgleich das Erd- und Waſſer-aͤhnliche Gebaͤu der Sterne/ unter andren/ die Elementen deß Waſſers und der Erden/ wiewol ſubtiliſirter/ als allhie in ſich beſchleuſt: darff es doch deßwegen keine rechte Erde/ noch rechtes Waſſer ſeyn: ſondern vielleicht noch was edlers/ ſo aus Erde und Waſſer gemiſcht/ und mit wunderbaren Kraͤfften begabt/ von uns aber in Er- mangelung einer beſſern Vergleichung verglichener Maſſen/ Erde/oder Waſſer/ wegen einiger Aehnlichkeit/ fuͤglich genannt wird. Dieſer letz- te iſt Herꝛn Hevelii Sinn; und wie mich dunckt/ der allerſicherſte. Denn ſo ſchlechts hin die truckne und harten Theile fuͤr ein purlauteres/ wiewol ſubtilers/ Erdreich/ und Waſſer/ zubehaupten/ wird ſchwerlich/ aus der Vernunfft/vergewiſſert werden koͤnnen. Schoͤnwald. Jch ſchaͤtze/ man moͤge es fuͤglich/ fuͤr eine klarifi- cirte Erde/ halten: als wie/ zum Exempel/ der Kryſtall/ Deamant/ und Rubin ſind. Gold-

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Zitationshilfe: Francisci, Erasmus: Das eröffnete Lust-Haus Der Ober- und Nieder-Welt. Nürnberg, 1676, S. 591. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/francisci_lusthaus_1676/635>, abgerufen am 22.12.2024.