Francisci, Erasmus: Das eröffnete Lust-Haus Der Ober- und Nieder-Welt. Nürnberg, 1676.von den Sternen. Winterschild. Wenn dem also wäre; so solte man noch wol schier Goldstern. Da fehlt der Herr/ in seinen Gedancken. Den Ster- Forell. Was machts aber doch/ daß die Sterne so blincken/ undUrsach deß Adlerhaupt. Die Schwachheit unseres Gesichts macht es; wo- Goldstern. Johannes Baptista Benedictus (b) gibt eine andre wie X x
von den Sternen. Winterſchild. Wenn dem alſo waͤre; ſo ſolte man noch wol ſchier Goldſtern. Da fehlt der Herꝛ/ in ſeinen Gedancken. Den Ster- Forell. Was machts aber doch/ daß die Sterne ſo blincken/ undUrſach deß Adlerhaupt. Die Schwachheit unſeres Geſichts macht es; wo- Goldſtern. Johannes Baptiſta Benedictus (b) gibt eine andre wie X x
<TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <pb facs="#f0379" n="345"/> <fw place="top" type="header"> <hi rendition="#b">von den Sternen.</hi> </fw><lb/> <p><hi rendition="#fr">Winterſchild.</hi> Wenn dem alſo waͤre; ſo ſolte man noch wol ſchier<lb/> denen glauben/ welche ausgeben/ der allerkleinſte Fixſtern/ nemlich von<lb/> der ſechſten Groͤſſe/ uͤbergroͤſſere den Erdboden 18. mal. Wir wollen<note place="right">Woher die<lb/> unterſchied-<lb/> liche Farbe<lb/> deß Geſ<supplied>ti</supplied>ꝛn<supplied>s</supplied><lb/> ruͤhre.</note><lb/> ſolches zwar jetzt laſſen dahin geſtellet ſeyn: doch gleichwol befinde ich mich<lb/> etwas langſam/ und unhurtig/ eine ſo uͤberaus groſſe Hoͤhe zu glauben:<lb/> und hiezu bewegt mich der Unterſcheid in den Farben/ ſo man/ an den<lb/> Sternen/ ſihet. Das Hertz deß Leuen fuͤhrt eine andre Farbe/ weder die<lb/> Korn-Garbe; ſeine beſondere gleichfalls der heiſſe Hunds-Stern; ſeine<lb/> eigene der kleinere Hund/ und die Harffe. Der Fuhrmann traͤgt eben ſo<lb/> wol keine gemeine Liberey. Wo ſolten aber alle die mancherley Farben<lb/> denn wol herkommen/ ohn von unſrer dunſtigen Erdkugel? Kan aber der<lb/> Erd-Dunſt das Geſtirn errejchen; ſo muß es je ſo uͤberaus hoch nicht<lb/> ſitzen.</p><lb/> <p><hi rendition="#fr">Goldſtern.</hi> Da fehlt der Herꝛ/ in ſeinen Gedancken. Den Ster-<lb/> nen werden ihre Farben/ mit nichten/ von unſeren Duͤnſten/ zu Theil; ſon-<lb/> dern hangen ihnen an: denn ſonſt wuͤrden alle Sterne/ die in gleicher Hoͤ-<lb/> he ſitzen/ einerley Farbe weiſen. Darum haben ſie ihre ſo unterſchiedliche<lb/> Farbe/ von der unterſchiedlichen Miſchung Liechts und Schattens: ange-<lb/> merckt die Farbe faſt anders nichts/ denn ein mit Schatten vermiſchtes<lb/> Liecht. Welcher Schatten/ aus einer Tunckelheit/ entſtehet. Nun koͤn-<lb/> nen aber die Sternen nicht aller Tunckelheit gar beraubt/ oder gar durch-<lb/> ſichtig ſeyn; ſintemal ſonſt keine Farbe an ihnen befindlich waͤre: darum<lb/> folget/ daß die veraͤnderte Schattirung auch die Farben veraͤndere.</p><lb/> <p><hi rendition="#fr">Forell.</hi> Was machts aber doch/ daß die Sterne ſo blincken/ und<note place="right">Urſach deß<lb/> Stern-<lb/> Funcklens.</note><lb/> funckeln?</p><lb/> <p><hi rendition="#fr">Adlerhaupt.</hi> Die Schwachheit unſeres Geſichts macht es; wo-<lb/> fern Ariſtotelis Urtheil hierinn etwas gilt: deme gleichwol auch Schei-<lb/> nerus beyfaͤllt. <hi rendition="#aq">(<hi rendition="#i">a</hi>)</hi> Denn weil die Sterne ſo hoch; koͤnnen unſere Aug-<note place="right"><hi rendition="#aq">(<hi rendition="#i">a</hi>) In Dis-<lb/> quiſit. Ma-<lb/> themat. n.</hi><lb/> 34.</note><lb/> Stralen ſo weit/ ohne Wancken/ nicht lauffen.</p><lb/> <p><hi rendition="#fr">Goldſtern.</hi> Johannes Baptiſta Benedictus <hi rendition="#aq">(<hi rendition="#i">b</hi>)</hi> gibt eine andre<lb/> Urſach; ſagt daß die Sterne funcklend und blinckerend erſcheinen/ wegen<note place="right"><hi rendition="#aq">(<hi rendition="#i">b</hi>) Apud<lb/> Dn. G. Ph.<lb/> H.</hi> im 2.</note><lb/> ihres ſchnellen Lauffs/ und der zwiſchen ihnen und uns ſchwebenden ſtets-<lb/> bewegenden und gleichſam debenden Lufft: gleichwie wir ein Feuer/ hinter<note place="right">Hauptheil<lb/> der Mathe-<lb/> matiſchen<lb/> Erquick-<lb/> ſtundeu.</note><lb/> einem Rauch/ funcklen ſehen. Weil nun deß Geftirns Lauff ſchneller<lb/> iſt/ als der Planeten: deßwegen funcklen ſie auch mehr. Geſtaltſam<lb/> man ſelbiges auch/ bey einem in der Finſtern/ entferntem Licht/ abneh-<lb/> men kan. Solten wir aber dieſe Frage dem Herꝛn Hevelio fuͤrtragen;<lb/> wuͤrde er ſie noch anders beantworten/ und das Funcklen dem ſtarcken<lb/> Glantze der Sternen beymeſſen. Denn nachdem er die Frage geſtellet/<lb/> <fw place="bottom" type="sig">X x</fw><fw place="bottom" type="catch">wie</fw><lb/></p> </div> </div> </body> </text> </TEI> [345/0379]
von den Sternen.
Winterſchild. Wenn dem alſo waͤre; ſo ſolte man noch wol ſchier
denen glauben/ welche ausgeben/ der allerkleinſte Fixſtern/ nemlich von
der ſechſten Groͤſſe/ uͤbergroͤſſere den Erdboden 18. mal. Wir wollen
ſolches zwar jetzt laſſen dahin geſtellet ſeyn: doch gleichwol befinde ich mich
etwas langſam/ und unhurtig/ eine ſo uͤberaus groſſe Hoͤhe zu glauben:
und hiezu bewegt mich der Unterſcheid in den Farben/ ſo man/ an den
Sternen/ ſihet. Das Hertz deß Leuen fuͤhrt eine andre Farbe/ weder die
Korn-Garbe; ſeine beſondere gleichfalls der heiſſe Hunds-Stern; ſeine
eigene der kleinere Hund/ und die Harffe. Der Fuhrmann traͤgt eben ſo
wol keine gemeine Liberey. Wo ſolten aber alle die mancherley Farben
denn wol herkommen/ ohn von unſrer dunſtigen Erdkugel? Kan aber der
Erd-Dunſt das Geſtirn errejchen; ſo muß es je ſo uͤberaus hoch nicht
ſitzen.
Woher die
unterſchied-
liche Farbe
deß Geſtiꝛns
ruͤhre.
Goldſtern. Da fehlt der Herꝛ/ in ſeinen Gedancken. Den Ster-
nen werden ihre Farben/ mit nichten/ von unſeren Duͤnſten/ zu Theil; ſon-
dern hangen ihnen an: denn ſonſt wuͤrden alle Sterne/ die in gleicher Hoͤ-
he ſitzen/ einerley Farbe weiſen. Darum haben ſie ihre ſo unterſchiedliche
Farbe/ von der unterſchiedlichen Miſchung Liechts und Schattens: ange-
merckt die Farbe faſt anders nichts/ denn ein mit Schatten vermiſchtes
Liecht. Welcher Schatten/ aus einer Tunckelheit/ entſtehet. Nun koͤn-
nen aber die Sternen nicht aller Tunckelheit gar beraubt/ oder gar durch-
ſichtig ſeyn; ſintemal ſonſt keine Farbe an ihnen befindlich waͤre: darum
folget/ daß die veraͤnderte Schattirung auch die Farben veraͤndere.
Forell. Was machts aber doch/ daß die Sterne ſo blincken/ und
funckeln?
Urſach deß
Stern-
Funcklens.
Adlerhaupt. Die Schwachheit unſeres Geſichts macht es; wo-
fern Ariſtotelis Urtheil hierinn etwas gilt: deme gleichwol auch Schei-
nerus beyfaͤllt. (a) Denn weil die Sterne ſo hoch; koͤnnen unſere Aug-
Stralen ſo weit/ ohne Wancken/ nicht lauffen.
(a) In Dis-
quiſit. Ma-
themat. n.
34.
Goldſtern. Johannes Baptiſta Benedictus (b) gibt eine andre
Urſach; ſagt daß die Sterne funcklend und blinckerend erſcheinen/ wegen
ihres ſchnellen Lauffs/ und der zwiſchen ihnen und uns ſchwebenden ſtets-
bewegenden und gleichſam debenden Lufft: gleichwie wir ein Feuer/ hinter
einem Rauch/ funcklen ſehen. Weil nun deß Geftirns Lauff ſchneller
iſt/ als der Planeten: deßwegen funcklen ſie auch mehr. Geſtaltſam
man ſelbiges auch/ bey einem in der Finſtern/ entferntem Licht/ abneh-
men kan. Solten wir aber dieſe Frage dem Herꝛn Hevelio fuͤrtragen;
wuͤrde er ſie noch anders beantworten/ und das Funcklen dem ſtarcken
Glantze der Sternen beymeſſen. Denn nachdem er die Frage geſtellet/
wie
(b) Apud
Dn. G. Ph.
H. im 2.
Hauptheil
der Mathe-
matiſchen
Erquick-
ſtundeu.
X x
Suche im WerkInformationen zum Werk
Download dieses Werks
XML (TEI P5) ·
HTML ·
Text Metadaten zum WerkTEI-Header · CMDI · Dublin Core Ansichten dieser Seite
Voyant Tools ?Language Resource Switchboard?FeedbackSie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden. Kommentar zur DTA-AusgabeDieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.
|
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden. Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des § 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
2007–2024 Deutsches Textarchiv, Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften.
Kontakt: redaktion(at)deutschestextarchiv.de. |