Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Francisci, Erasmus: Das eröffnete Lust-Haus Der Ober- und Nieder-Welt. Nürnberg, 1676.

Bild:
<< vorherige Seite

Von der Vorverkündigung/ aus dem Gestirn/ etc.
werden das Ottomannische Haus/ mit vielen Kriegs-Völckern/ anfal-
len; auch ihre eigene Veziers/ Bassen und Vasallen/ in Zwietracht/ Re-
bellion/ und Empörungen/ gerathen/ und also den Anfang ihres Unter-
gangs befordern. Denn (sagt er) in den Conjunctionen 1663. 1682.
und 1702. besteht eine neue Monarchia/ oder Großherrschafft/ und der
Mahometischen Secte Ruin. Wodurch man dennoch gleichwol nicht
die gäntzliche Zerstörung verstehen soll: weil der Körper selbiges Reichs
sehr groß und weitläufftig. Aber wenn der feurige Triangel beharret bis
1802. so möchte diß Reich vielleicht gäntzlich zertrennet/ und aufgehebt
werden.

Er gehet hernach weiter die Familien/ und Städte durch; kommtCardani
Austhei-
lung der
Religionen/
unter das
Gestirn.

endlich auch/ auf die Gesetze/ Lehren und Religionen/ und scheinet hievon
auch nicht wenig zu halten; ob er gleich sich darinn viel bescheidener erwei-
set/ als Cardanus: Welcher sich nicht gescheuet zu schreiben: Die Christ-
liche und Jüdische Lehr ist von Gott; aber das Glück der streitenden (Re-
ligionen nemlich) wird/ von den obern Gestirnen/ regiert: Die Jüdische/
vom Saturn/ oder seinem Stern/ oder von beyden: Die Christliche/
vom Jupiter/ und Merkur; die Mahometische/ von der Sonnen und
dem Marte/ wenn sie in gleicher Herrschafft; daher sie auch die Gerechtig-
keit handhabet/ wiewol mit grosser gottloser Grausamkeit: die heidnische
oder abgöttische/ von dem Mond und Marte. Jegliche Religion aber/
wird durch ihren widerwärtigen Planeten/ vertilgt/ Jupiter bestreitet
den Saturn/ mit Authorität; Merkurius/ mit Vernunfft: Mars den
Jupiter/ und Merkur/ indem er keine Vernunfft anhöret/ und wider die
Authorität tobet. Martem und die Sonne bekriegen Saturn und Ve-
nus; diese/ durch Geilheit; jener/ durch List und Betrug. Mars und der
werden/ von der Sonnen/ und dem Jupiter/ überwunden/ mit Au-
thorität/ Würde/ und Warheit. Darum/ ihr Christen/ richtet
eure Häupter auf etc.

Winterschild. Hat auch jemals einer eine ärgerlichere Schwär-
merey gehört? Doch Cardanus macht es nicht anders.

Goldstern. Und unser Graf von Flisco redet gleichfalls/ die War-
heit zu sagen/ manches wal auch eben hart. Wiewol er solcher Carda-
nischen Vermessenheit nicht allerdings beypflichtet/ wenn er schreibt:
Es mag der Schluß wider die Astrologos ergehen/ der Welt
Anfang/ die Sündflut/ das Mosaische Gesetz/ die Christliche
Religion/ und andre dergleichen Sachen/ werden dem Ge-
stirn nicht unterworffen; weil sie/ als übernatürliche Dinge/
der Natur nicht untergeben sind/ viel weniger den Sternen:

aber
G g g g g g g g g ij

Von der Vorverkuͤndigung/ aus dem Geſtirn/ ꝛc.
werden das Ottomanniſche Haus/ mit vielen Kriegs-Voͤlckern/ anfal-
len; auch ihre eigene Veziers/ Baſſen und Vaſallen/ in Zwietracht/ Re-
bellion/ und Empoͤrungen/ gerathen/ und alſo den Anfang ihres Unter-
gangs befordern. Denn (ſagt er) in den Conjunctionen 1663. 1682.
und 1702. beſteht eine neue Monarchia/ oder Großherꝛſchafft/ und der
Mahometiſchen Secte Ruin. Wodurch man dennoch gleichwol nicht
die gaͤntzliche Zerſtoͤrung verſtehen ſoll: weil der Koͤrper ſelbiges Reichs
ſehr groß und weitlaͤufftig. Aber wenn der feurige Triangel beharret bis
1802. ſo moͤchte diß Reich vielleicht gaͤntzlich zertrennet/ und aufgehebt
werden.

Er gehet hernach weiter die Familien/ und Staͤdte durch; kommtCardani
Austhei-
lung der
Religionẽ/
unter das
Geſtirn.

endlich auch/ auf die Geſetze/ Lehren und Religionen/ und ſcheinet hievon
auch nicht wenig zu halten; ob er gleich ſich darinn viel beſcheidener erwei-
ſet/ als Cardanus: Welcher ſich nicht geſcheuet zu ſchreiben: Die Chriſt-
liche und Juͤdiſche Lehr iſt von Gott; aber das Gluͤck der ſtreitenden (Re-
ligionen nemlich) wird/ von den obern Geſtirnen/ regiert: Die Juͤdiſche/
vom Saturn/ oder ſeinem Stern/ oder von beyden: Die Chriſtliche/
vom Jupiter/ und Merkur; die Mahometiſche/ von der Sonnen und
dem Marte/ wenn ſie in gleicher Herꝛſchafft; daher ſie auch die Gerechtig-
keit handhabet/ wiewol mit groſſer gottloſer Grauſamkeit: die heidniſche
oder abgoͤttiſche/ von dem Mond und Marte. Jegliche Religion aber/
wird durch ihren widerwaͤrtigen Planeten/ vertilgt/ Jupiter beſtreitet
den Saturn/ mit Authoritaͤt; Merkurius/ mit Vernunfft: Mars den
Jupiter/ und Merkur/ indem er keine Vernunfft anhoͤret/ und wider die
Authoritaͤt tobet. Martem und die Sonne bekriegen Saturn und Ve-
nus; dieſe/ durch Geilheit; jener/ durch Liſt und Betrug. Mars und der
☽ werden/ von der Sonnen/ und dem Jupiter/ uͤberwunden/ mit Au-
thoritaͤt/ Wuͤrde/ und Warheit. Darum/ ihr Chriſten/ richtet
eure Haͤupter auf ꝛc.

Winterſchild. Hat auch jemals einer eine aͤrgerlichere Schwaͤr-
merey gehoͤrt? Doch Cardanus macht es nicht anders.

Goldſtern. Und unſer Graf von Fliſco redet gleichfalls/ die War-
heit zu ſagen/ manches wal auch eben hart. Wiewol er ſolcher Carda-
niſchen Vermeſſenheit nicht allerdings beypflichtet/ wenn er ſchreibt:
Es mag der Schluß wider die Aſtrologos ergehen/ der Welt
Anfang/ die Suͤndflut/ das Moſaiſche Geſetz/ die Chriſtliche
Religion/ und andre dergleichen Sachen/ werden dem Ge-
ſtirn nicht unterworffen; weil ſie/ als uͤbernatuͤrliche Dinge/
der Natur nicht untergeben ſind/ viel weniger den Sternen:

aber
G g g g g g g g g ij
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <p><pb facs="#f1601" n="1523"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#b">Von der Vorverku&#x0364;ndigung/ aus dem Ge&#x017F;tirn/ &#xA75B;c.</hi></fw><lb/>
werden das Ottomanni&#x017F;che Haus/ mit vielen Kriegs-Vo&#x0364;lckern/ anfal-<lb/>
len; auch ihre eigene Veziers/ Ba&#x017F;&#x017F;en und Va&#x017F;allen/ in Zwietracht/ Re-<lb/>
bellion/ und Empo&#x0364;rungen/ gerathen/ und al&#x017F;o den Anfang ihres Unter-<lb/>
gangs befordern. Denn (&#x017F;agt er) in den Conjunctionen 1663. 1682.<lb/>
und 1702. be&#x017F;teht eine neue Monarchia/ oder Großher&#xA75B;&#x017F;chafft/ und der<lb/>
Mahometi&#x017F;chen Secte Ruin. Wodurch man dennoch gleichwol nicht<lb/>
die ga&#x0364;ntzliche Zer&#x017F;to&#x0364;rung ver&#x017F;tehen &#x017F;oll: weil der Ko&#x0364;rper &#x017F;elbiges Reichs<lb/>
&#x017F;ehr groß und weitla&#x0364;ufftig. Aber wenn der feurige Triangel beharret bis<lb/>
1802. &#x017F;o mo&#x0364;chte diß Reich vielleicht ga&#x0364;ntzlich zertrennet/ und aufgehebt<lb/>
werden.</p><lb/>
        <p>Er gehet hernach weiter die Familien/ und Sta&#x0364;dte durch; kommt<note place="right">Cardani<lb/>
Austhei-<lb/>
lung der<lb/>
Religione&#x0303;/<lb/>
unter das<lb/>
Ge&#x017F;tirn.</note><lb/>
endlich auch/ auf die Ge&#x017F;etze/ Lehren und Religionen/ und &#x017F;cheinet hievon<lb/>
auch nicht wenig zu halten; ob er gleich &#x017F;ich darinn viel be&#x017F;cheidener erwei-<lb/>
&#x017F;et/ als Cardanus: Welcher &#x017F;ich nicht ge&#x017F;cheuet zu &#x017F;chreiben: Die Chri&#x017F;t-<lb/>
liche und Ju&#x0364;di&#x017F;che Lehr i&#x017F;t von Gott; aber das Glu&#x0364;ck der &#x017F;treitenden (Re-<lb/>
ligionen nemlich) wird/ von den obern Ge&#x017F;tirnen/ regiert: Die Ju&#x0364;di&#x017F;che/<lb/>
vom Saturn/ oder &#x017F;einem Stern/ oder von beyden: Die Chri&#x017F;tliche/<lb/>
vom Jupiter/ und Merkur; die Mahometi&#x017F;che/ von der Sonnen und<lb/>
dem Marte/ wenn &#x017F;ie in gleicher Her&#xA75B;&#x017F;chafft; daher &#x017F;ie auch die Gerechtig-<lb/>
keit handhabet/ wiewol mit gro&#x017F;&#x017F;er gottlo&#x017F;er Grau&#x017F;amkeit: die heidni&#x017F;che<lb/>
oder abgo&#x0364;tti&#x017F;che/ von dem Mond und Marte. Jegliche Religion aber/<lb/>
wird durch ihren widerwa&#x0364;rtigen Planeten/ vertilgt/ Jupiter be&#x017F;treitet<lb/>
den Saturn/ mit Authorita&#x0364;t; Merkurius/ mit Vernunfft: Mars den<lb/>
Jupiter/ und Merkur/ indem er keine Vernunfft anho&#x0364;ret/ und wider die<lb/>
Authorita&#x0364;t tobet. Martem und die Sonne bekriegen Saturn und Ve-<lb/>
nus; die&#x017F;e/ durch Geilheit; jener/ durch Li&#x017F;t und Betrug. Mars und der<lb/>
&#x263D; werden/ von der Sonnen/ und dem Jupiter/ u&#x0364;berwunden/ mit Au-<lb/>
thorita&#x0364;t/ Wu&#x0364;rde/ und Warheit. <hi rendition="#fr">Darum/ ihr Chri&#x017F;ten/ richtet<lb/>
eure Ha&#x0364;upter auf &#xA75B;c.</hi></p><lb/>
        <p><hi rendition="#fr">Winter&#x017F;child.</hi> Hat auch jemals einer eine a&#x0364;rgerlichere Schwa&#x0364;r-<lb/>
merey geho&#x0364;rt? Doch Cardanus macht es nicht anders.</p><lb/>
        <p><hi rendition="#fr">Gold&#x017F;tern.</hi> Und un&#x017F;er Graf von Fli&#x017F;co redet gleichfalls/ die War-<lb/>
heit zu &#x017F;agen/ manches wal auch eben hart. Wiewol er &#x017F;olcher Carda-<lb/>
ni&#x017F;chen Verme&#x017F;&#x017F;enheit nicht allerdings beypflichtet/ wenn er &#x017F;chreibt:<lb/><hi rendition="#fr">Es mag der Schluß wider die A&#x017F;trologos ergehen/ der Welt<lb/>
Anfang/ die Su&#x0364;ndflut/ das Mo&#x017F;ai&#x017F;che Ge&#x017F;etz/ die Chri&#x017F;tliche<lb/>
Religion/ und andre dergleichen Sachen/ werden dem Ge-<lb/>
&#x017F;tirn nicht unterworffen; weil &#x017F;ie/ als u&#x0364;bernatu&#x0364;rliche Dinge/<lb/>
der Natur nicht untergeben &#x017F;ind/ viel weniger den Sternen:</hi><lb/>
<fw place="bottom" type="sig"><hi rendition="#fr">G g g g g g g g g</hi> ij</fw><fw place="bottom" type="catch"><hi rendition="#fr">aber</hi></fw><lb/></p>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[1523/1601] Von der Vorverkuͤndigung/ aus dem Geſtirn/ ꝛc. werden das Ottomanniſche Haus/ mit vielen Kriegs-Voͤlckern/ anfal- len; auch ihre eigene Veziers/ Baſſen und Vaſallen/ in Zwietracht/ Re- bellion/ und Empoͤrungen/ gerathen/ und alſo den Anfang ihres Unter- gangs befordern. Denn (ſagt er) in den Conjunctionen 1663. 1682. und 1702. beſteht eine neue Monarchia/ oder Großherꝛſchafft/ und der Mahometiſchen Secte Ruin. Wodurch man dennoch gleichwol nicht die gaͤntzliche Zerſtoͤrung verſtehen ſoll: weil der Koͤrper ſelbiges Reichs ſehr groß und weitlaͤufftig. Aber wenn der feurige Triangel beharret bis 1802. ſo moͤchte diß Reich vielleicht gaͤntzlich zertrennet/ und aufgehebt werden. Er gehet hernach weiter die Familien/ und Staͤdte durch; kommt endlich auch/ auf die Geſetze/ Lehren und Religionen/ und ſcheinet hievon auch nicht wenig zu halten; ob er gleich ſich darinn viel beſcheidener erwei- ſet/ als Cardanus: Welcher ſich nicht geſcheuet zu ſchreiben: Die Chriſt- liche und Juͤdiſche Lehr iſt von Gott; aber das Gluͤck der ſtreitenden (Re- ligionen nemlich) wird/ von den obern Geſtirnen/ regiert: Die Juͤdiſche/ vom Saturn/ oder ſeinem Stern/ oder von beyden: Die Chriſtliche/ vom Jupiter/ und Merkur; die Mahometiſche/ von der Sonnen und dem Marte/ wenn ſie in gleicher Herꝛſchafft; daher ſie auch die Gerechtig- keit handhabet/ wiewol mit groſſer gottloſer Grauſamkeit: die heidniſche oder abgoͤttiſche/ von dem Mond und Marte. Jegliche Religion aber/ wird durch ihren widerwaͤrtigen Planeten/ vertilgt/ Jupiter beſtreitet den Saturn/ mit Authoritaͤt; Merkurius/ mit Vernunfft: Mars den Jupiter/ und Merkur/ indem er keine Vernunfft anhoͤret/ und wider die Authoritaͤt tobet. Martem und die Sonne bekriegen Saturn und Ve- nus; dieſe/ durch Geilheit; jener/ durch Liſt und Betrug. Mars und der ☽ werden/ von der Sonnen/ und dem Jupiter/ uͤberwunden/ mit Au- thoritaͤt/ Wuͤrde/ und Warheit. Darum/ ihr Chriſten/ richtet eure Haͤupter auf ꝛc. Cardani Austhei- lung der Religionẽ/ unter das Geſtirn. Winterſchild. Hat auch jemals einer eine aͤrgerlichere Schwaͤr- merey gehoͤrt? Doch Cardanus macht es nicht anders. Goldſtern. Und unſer Graf von Fliſco redet gleichfalls/ die War- heit zu ſagen/ manches wal auch eben hart. Wiewol er ſolcher Carda- niſchen Vermeſſenheit nicht allerdings beypflichtet/ wenn er ſchreibt: Es mag der Schluß wider die Aſtrologos ergehen/ der Welt Anfang/ die Suͤndflut/ das Moſaiſche Geſetz/ die Chriſtliche Religion/ und andre dergleichen Sachen/ werden dem Ge- ſtirn nicht unterworffen; weil ſie/ als uͤbernatuͤrliche Dinge/ der Natur nicht untergeben ſind/ viel weniger den Sternen: aber G g g g g g g g g ij

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/francisci_lusthaus_1676
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/francisci_lusthaus_1676/1601
Zitationshilfe: Francisci, Erasmus: Das eröffnete Lust-Haus Der Ober- und Nieder-Welt. Nürnberg, 1676, S. 1523. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/francisci_lusthaus_1676/1601>, abgerufen am 23.12.2024.