Francisci, Erasmus: Das eröffnete Lust-Haus Der Ober- und Nieder-Welt. Nürnberg, 1676.Der zwey und zwantzigste Discurs/ bezeugen/ und geben für/ sie hätten solches gemerckt/ an den Hertzen ver-storbener Leute/ welche von ihnen in Zeder-Säfft gelegt/ und also ver- warlich auf behalten worden/ an denen solche Zu- und Abnahme sich er- äuget hätte. (a) Nun ist zwar nicht ohne/ daß unser Leben selten sich/ ans hundertste Alter Hohes Al- um (a) Ut addit Joh. Bikkerus Tom. 1. Hermet. rediviv. cit. apud. Dn. Lic. Garmannum. lib. 1. de Miracul. Mortuorum lib. 1. Tit. 7. (b) v. Olear. lib. 3. Itin. Pers. c. 25. (c) Quaest. Medico-Legal. lib. 3. Tit. 1. qu. 2. num. 26.
Der zwey und zwantzigſte Discurs/ bezeugen/ und geben fuͤr/ ſie haͤtten ſolches gemerckt/ an den Hertzen ver-ſtorbener Leute/ welche von ihnen in Zeder-Saͤfft gelegt/ und alſo ver- warlich auf behalten worden/ an denen ſolche Zu- und Abnahme ſich er- aͤuget haͤtte. (a) Nun iſt zwar nicht ohne/ daß unſer Leben ſelten ſich/ ans hundertſte Alter Hohes Al- um (a) Ut addit Joh. Bikkerus Tom. 1. Hermet. rediviv. cit. apud. Dn. Lic. Garmannum. lib. 1. de Miracul. Mortuorum lib. 1. Tit. 7. (b) v. Olear. lib. 3. Itin. Perſ. c. 25. (c) Quæſt. Medico-Legal. lib. 3. Tit. 1. qu. 2. num. 26.
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Der zwey und zwantzigſte Discurs/
bezeugen/ und geben fuͤr/ ſie haͤtten ſolches gemerckt/ an den Hertzen ver-
ſtorbener Leute/ welche von ihnen in Zeder-Saͤfft gelegt/ und alſo ver-
warlich auf behalten worden/ an denen ſolche Zu- und Abnahme ſich er-
aͤuget haͤtte. (a)
Nun iſt zwar nicht ohne/ daß unſer Leben ſelten ſich/ ans hundertſte
Jahr/ geſchweige druͤber erſtrecke; vorab zu dieſen luͤſternen/ uͤppigen
und wolluͤſtigen Zeiten/ da der Uberfluß in Eſſen/ Trincken/ und veneri-
ſchen Sachen/ viel Luſt-Graͤber macht; alſo/ daß man nicht unfuͤglich
ſagen kan/ die Unmaͤſſigkeit ſey unſre Atropos/ und die Sichel/ womit
unſre Lebens-Blume/ vielmals/ vor der Zeit/ wird abgeſchnitten. Aber
unterdeſſen widerſpricht doch den Aegyptern die Erfahrung/ und weiſet/
daß unſer Leben gar wol das hundertſte Jahr uͤberſchreiten koͤnne. Denn
ob gleich das hohe Alter nicht bald/ in ſo groſſer Menge/ mehr geſehen
wird/ wie vor der Suͤndflut: gehen doch gleichwol noch/ hie und da/ in
allen Laͤndern/ manche lebendige Exempel herum/ und ſtellen der Welt
den Augenſchein fuͤr/ daß die Maͤſſigkeit nicht nur ſpaͤt alte/ ſondern auch
manches mal im Alter gruͤne/ entweder an Kraͤfften deß Leibes/ oder
Verſtande/ oder auch wol an allen beyden.
William Barneſtai ein Englaͤnder/ hat hundert ſechs und zwantzig
Jahre erfuͤllt; und/ nachdem er/ im hundertſten Jahr/ Wittwer wor-
den/ dennoch wiederum ein Weib genommen. (b) Plateri Vatter hat/
nach dem zwey und ſiebentzigſtem Jahr ſeines Alters/ wieder geheurathet/
noch ſechs Kinder gezeuget/ und im zwey und achtzigſten eine Tochter.
Noch ein Groͤſſers iſt aber dieſes/ daß dieſes grauen Hochzeiters Groß-
vatter/ nach dem hundertſtem Jahr ſeines Alters/ einen Sohn gezeugt/
und deſſelben Hochzeit noch dazu erlebt hat: wie Paulus Zachias erzeh-
let. (c)
Alter
Braͤuti-
gam.
Thomas Parre/ ein armer Engliſcher Baur/ aus der Grav- oder
Landſchafft Schropshire, hat 9. Koͤnige uͤberlebt/ und im zehenden Jahr
der Regierung deß Zehenden/ ſeine Zeit erfuͤllet/ im hundert zwey und
funfftzigſtem Jahr/ und neundten Monat ſeines Alters. Wie man ſei-
nen Leichnam geoͤffnet (ſo geſchehen im Jahr 1635. den 16. Novembr. iſt
ſeine Bruſt gantz wol befleiſcht/ und aller rauch befunden worden: die
Zeichen ſeiner Mannheit waren noch vollkommen: welches man fuͤr keine
geringe Anzeigung erkannt/ es muͤſſte kein erdichtetes Geruͤcht ſeyn/ daß er/
um
Hohes Al-
ter und
Heuraht ei-
nes Engli-
ſchen Bau-
ren.
(a) Ut addit Joh. Bikkerus Tom. 1. Hermet. rediviv. cit. apud. Dn. Lic. Garmannum.
lib. 1. de Miracul. Mortuorum lib. 1. Tit. 7.
(b) v. Olear. lib. 3. Itin. Perſ. c. 25.
(c) Quæſt. Medico-Legal. lib. 3. Tit. 1. qu. 2. num. 26.
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