Francisci, Erasmus: Das eröffnete Lust-Haus Der Ober- und Nieder-Welt. Nürnberg, 1676.Der zwey und zwantzigste Discurs/ erste Ursach der Kranckheit zu erlernen. Mich will aber das erste schein-barer beduncken/ daß sie nemlich nur dadurch die Kräffte deß Bettlägri- gen erspühren wollen; um die Artzeneyen darnach zu richten. Denn die Jugend/ und das ännliche Alter/ kan härtere Kuren ausstehen/ we- der das Alter. Goldstern. Alles/ was ich dißfalls gesagt/ habe ich/ aus den Bü- Schönwald. Jch will jetzo nicht sagen/ wie mancher selbst der Goldstern. Es kan eben so wol dieses dritte das Absehen der Von den Schönwald. Daran thut der Herr weislich. Denn keines ist Forell.
Der zwey und zwantzigſte Discurs/ erſte Urſach der Kranckheit zu erlernen. Mich will aber das erſte ſchein-barer beduncken/ daß ſie nemlich nur dadurch die Kraͤffte deß Bettlaͤgri- gen erſpuͤhren wollen; um die Artzeneyen darnach zu richten. Denn die Jugend/ und das aͤnnliche Alter/ kan haͤrtere Kuren ausſtehen/ we- der das Alter. Goldſtern. Alles/ was ich dißfalls geſagt/ habe ich/ aus den Buͤ- Schoͤnwald. Jch will jetzo nicht ſagen/ wie mancher ſelbſt der Goldſtern. Es kan eben ſo wol dieſes dritte das Abſehen der Von den Schoͤnwald. Daran thut der Herꝛ weislich. Denn keines iſt Forell.
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Der zwey und zwantzigſte Discurs/
erſte Urſach der Kranckheit zu erlernen. Mich will aber das erſte ſchein-
barer beduncken/ daß ſie nemlich nur dadurch die Kraͤffte deß Bettlaͤgri-
gen erſpuͤhren wollen; um die Artzeneyen darnach zu richten. Denn die
Jugend/ und das aͤnnliche Alter/ kan haͤrtere Kuren ausſtehen/ we-
der das Alter.
Goldſtern. Alles/ was ich dißfalls geſagt/ habe ich/ aus den Buͤ-
chern etlicher Stern-gelehrten Aertzte. Was aber dieſen meines Herꝛn
Zweifel belangt; ſo iſt nicht ohn/ daß zwar viel Medici ſolche Frage nur/
um Erkenntniß der Kraͤffte willen/ thun: aber/ von jedweden Aertzten/
wird nicht geredt; ſonden nur den beſten und verſtaͤndigſten ſolches Lob zu-
geſprochen/ daß ſie/ nach deß Patienten Alter/ und Lebens-Jahr/ for-
ſchen/ um hiedurch auf die Spuhr der Veranlaſſung ſeiner Kranckheit/
zu gelangen. Jndeſſen kan es gar wol ſeyn/ daß ein ſolcher Medicus/
welcher deß Geſtirns erfahren iſt/ dennoch auch zugleich den Zuſtand der
Kraͤffte dabey in Betrachtung ziehen will; hauptſaͤchlich aber/ und zufor-
derſt/ das Geſtirn/ ſo der Kranckheit Gelegenheit eroͤffnet hat.
Schoͤnwald. Jch will jetzo nicht ſagen/ wie mancher ſelbſt der
Kranckheit/ und allerley boͤſen Seuchen/ Gelegenheit/ Thuͤr und Thor
oͤffne/ indem er dieſelbe/ durch Unmaͤſſigkeit/ und ſchaͤndliche Laſter an
ſich zeucht: beruͤhrend aber die Frage der Aertzte nach dem Alter; wolte ich
ſchier ſagen/ ſie geſchehe deßwegen/ daß ſie wiſſen moͤgen/ ob der Patient/
in ſeinem Gefahr- Jahr lebe/ oder nicht?
Goldſtern. Es kan eben ſo wol dieſes dritte das Abſehen der
Jahr-Forſchung ſeyn. Jch rede aber/ von dem Haupt- Zweck der Fra-
ge: und halte/ daß die Wenigſten das Gefahr- Jahr deß Patienten/ in
ihre Sorgfalt/ mit einſchlieſſen.
Forell. Es ſteht dahin/ ob gar ein gewiſſes Gefahr- Jahr ſey/ und
nicht etwan nur ein falſcher Wahn ſolche habe erdichtet. Jch achte alle
und jede Jahre/ fuͤr gefaͤhrlich/ und mich/ in keinem/ meines Lebens ver-
ſichert.
Von den
Gefahr-o-
der Stuf-
fen-Jahren.
Schoͤnwald. Daran thut der Herꝛ weislich. Denn keines iſt
uns (zum ſeligen Abdruck) ſicherer/ als darinn wir die Sicherheit am
weiteſten von uns treiben; und keines ſo gefaͤhrlich/ als welches uns unge-
faͤhrt dunckt/ und darinn wir waͤhnen/ es habe keine Noth/ noch Eile/ ſich
Chriſtlich zu bereiten/ weil dieſes unſer irdiſches Haus noch/ auf guten
ſtarcken Pfeilern/ ruhee Unterdeſſen muß ich doch bekennen/ daß ich un-
terſchiedlicher guter Freunde/ wie auch ſonſt andrer anſehnlicher Perſo-
nen/ mich erinnere/ denen/ in ihrem Stuffen-Jahr/ das Lebens-Flaͤm̃-
lein erloſchen.
Forell.
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