Ein leises Klopfen an die Thür klang durch diese Stille, und erschreckte Alle, die in der Hütte saßen, wie es denn wohl bisweilen zu kommen pflegt, daß auch eine Kleinigkeit, die ganz unvermuthet geschieht, Einem den Sinn recht furchtbarlich aufregen kann. Aber hier kam noch dazu, daß der verrufne Forst sehr na- he lag, und daß die Seespitze für menschliche Besuche jetzt unzugänglich schien. Man sah ein- ander zweifelnd an, das Pochen wiederholte sich, von einem tiefen Aechzen begleitet; der Ritter ging nach seinem Schwerdte. Da sagte aber der alte Mann leise: wenn es das ist, was ich fürchte, hilft uns keine Waffe. -- Undine nä-
Sechſtes Kapitel.
Von einer Trauung.
Ein leiſes Klopfen an die Thuͤr klang durch dieſe Stille, und erſchreckte Alle, die in der Huͤtte ſaßen, wie es denn wohl bisweilen zu kommen pflegt, daß auch eine Kleinigkeit, die ganz unvermuthet geſchieht, Einem den Sinn recht furchtbarlich aufregen kann. Aber hier kam noch dazu, daß der verrufne Forſt ſehr na- he lag, und daß die Seeſpitze fuͤr menſchliche Beſuche jetzt unzugaͤnglich ſchien. Man ſah ein- ander zweifelnd an, das Pochen wiederholte ſich, von einem tiefen Aechzen begleitet; der Ritter ging nach ſeinem Schwerdte. Da ſagte aber der alte Mann leiſe: wenn es das iſt, was ich fuͤrchte, hilft uns keine Waffe. — Undine naͤ-
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Sechſtes Kapitel.
Von einer Trauung.
Ein leiſes Klopfen an die Thuͤr klang durch
dieſe Stille, und erſchreckte Alle, die in der
Huͤtte ſaßen, wie es denn wohl bisweilen zu
kommen pflegt, daß auch eine Kleinigkeit, die
ganz unvermuthet geſchieht, Einem den Sinn
recht furchtbarlich aufregen kann. Aber hier
kam noch dazu, daß der verrufne Forſt ſehr na-
he lag, und daß die Seeſpitze fuͤr menſchliche
Beſuche jetzt unzugaͤnglich ſchien. Man ſah ein-
ander zweifelnd an, das Pochen wiederholte ſich,
von einem tiefen Aechzen begleitet; der Ritter
ging nach ſeinem Schwerdte. Da ſagte aber
der alte Mann leiſe: wenn es das iſt, was ich
fuͤrchte, hilft uns keine Waffe. — Undine naͤ-
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Fouqué, Friedrich de la Motte: Undine, eine Erzählung. In: Die Jahreszeiten. Eine Vierteljahrsschrift für romantische Dichtungen, 1811, Frühlings-Heft, S. 1–189, hier S. 59. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/fouque_undine_1811/73>, abgerufen am 16.02.2025.
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