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Fouqué, Friedrich de la Motte: Undine, eine Erzählung. In: Die Jahreszeiten. Eine Vierteljahrsschrift für romantische Dichtungen, 1811, Frühlings-Heft, S. 1–189.

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Als er sich nun eben mit einigem gramvollen
Zweifel ganz nahe zu ihr an den Boden gedrückt
hatte, fuhr ein Blitz schnell erleuchtend über
das Thal hin. Er sah ein abscheulich verzerr-
tes Antlitz dicht vor sich, das mit dumpfer Stim-
me rief: gieb mir 'nen Kuß, Du verliebter
Schäfer! -- Vor Entsetzen schreiend fuhr Huld-
brand in die Höh', die häßliche Gestalt ihm
nach. -- Zu Haus! murmelte sie; die Unholde
sind wach. Zu Haus! Sonst hab' ich Dich! --
Und es griff nach ihm mit langen weißen Ar-
men. -- Tückischer Kühleborn, rief der Ritter
sich ermannend, was gilt's, Du bist es, Du
Kobold! Da hast Du 'nen Kuß! -- Und
wüthend hieb er mit dem Schwerdte gegen die
Gestalt. Aber die zerstob, und ein durchnässen-
der Wasserguß ließ dem Ritter keinen Zweifel
darüber, mit welchem Feind er gestritten habe.

Er will mich zurückschrecken von Bertalden,
sagte er laut zu sich selbst; er denkt, ich soll
mich vor seinen albernen Spukereien fürchten,
und ihm das arme, geängstete Mädchen hinge-

Als er ſich nun eben mit einigem gramvollen
Zweifel ganz nahe zu ihr an den Boden gedruͤckt
hatte, fuhr ein Blitz ſchnell erleuchtend uͤber
das Thal hin. Er ſah ein abſcheulich verzerr-
tes Antlitz dicht vor ſich, das mit dumpfer Stim-
me rief: gieb mir ’nen Kuß, Du verliebter
Schaͤfer! — Vor Entſetzen ſchreiend fuhr Huld-
brand in die Hoͤh’, die haͤßliche Geſtalt ihm
nach. — Zu Haus! murmelte ſie; die Unholde
ſind wach. Zu Haus! Sonſt hab’ ich Dich! —
Und es griff nach ihm mit langen weißen Ar-
men. — Tuͤckiſcher Kuͤhleborn, rief der Ritter
ſich ermannend, was gilt’s, Du biſt es, Du
Kobold! Da haſt Du ’nen Kuß! — Und
wuͤthend hieb er mit dem Schwerdte gegen die
Geſtalt. Aber die zerſtob, und ein durchnaͤſſen-
der Waſſerguß ließ dem Ritter keinen Zweifel
daruͤber, mit welchem Feind er geſtritten habe.

Er will mich zuruͤckſchrecken von Bertalden,
ſagte er laut zu ſich ſelbſt; er denkt, ich ſoll
mich vor ſeinen albernen Spukereien fuͤrchten,
und ihm das arme, geaͤngſtete Maͤdchen hinge-

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[141/0155] Als er ſich nun eben mit einigem gramvollen Zweifel ganz nahe zu ihr an den Boden gedruͤckt hatte, fuhr ein Blitz ſchnell erleuchtend uͤber das Thal hin. Er ſah ein abſcheulich verzerr- tes Antlitz dicht vor ſich, das mit dumpfer Stim- me rief: gieb mir ’nen Kuß, Du verliebter Schaͤfer! — Vor Entſetzen ſchreiend fuhr Huld- brand in die Hoͤh’, die haͤßliche Geſtalt ihm nach. — Zu Haus! murmelte ſie; die Unholde ſind wach. Zu Haus! Sonſt hab’ ich Dich! — Und es griff nach ihm mit langen weißen Ar- men. — Tuͤckiſcher Kuͤhleborn, rief der Ritter ſich ermannend, was gilt’s, Du biſt es, Du Kobold! Da haſt Du ’nen Kuß! — Und wuͤthend hieb er mit dem Schwerdte gegen die Geſtalt. Aber die zerſtob, und ein durchnaͤſſen- der Waſſerguß ließ dem Ritter keinen Zweifel daruͤber, mit welchem Feind er geſtritten habe. Er will mich zuruͤckſchrecken von Bertalden, ſagte er laut zu ſich ſelbſt; er denkt, ich ſoll mich vor ſeinen albernen Spukereien fuͤrchten, und ihm das arme, geaͤngſtete Maͤdchen hinge-

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Zitationshilfe: Fouqué, Friedrich de la Motte: Undine, eine Erzählung. In: Die Jahreszeiten. Eine Vierteljahrsschrift für romantische Dichtungen, 1811, Frühlings-Heft, S. 1–189, hier S. 141. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/fouque_undine_1811/155>, abgerufen am 28.11.2024.