Fouqué, Caroline de la Motte-: Magie der Natur. In: Kleine Romanenbibliothek von und für Damen. Berlin, 1812.und Entzücken hineinbrannte! Ich höre aus dem Ton Ihrer Stimme jene Worte des Mahomet herausklingen, mit der Sie von der Bühne aus die Seele der Geliebten, wie die der Freunde, heftig anfaßten: "Ha, wiß um meine Wuth, um alle meine Schwächen!" Und dann wieder: "Mein Leben ist ein Kampf, durch meine Mäßigkeit Hab ich Natur dem Joch des strengen Sinns geweiht!" Ja, ich fühl es dem unbezwinglichen Herzen an, daß es Heut wie in jenem Sinnverwirrenden Winter zu Paris die Abgründe der Zeit wie der Erde sprengen, der Natur ihr hohes Geheimniß und die Zügel der Weltherrschaft entreißen, sich aber zum Gott und Tyrannen der Welt hinaufmeistern möchte! Sie sagte die letzten Worte unter heftigem Weinen, denn sie dachte an die blühende Schwester, die ein Opfer jener vermessenen Versuche ward! Der Marquis hatte sich in einen Stuhl geworfen, und mehr durch die Frühlingslichter jener Zeit, als durch ihre Vorwürfe, getroffen, ließ er ungehindert einzelne Thränen über sein Gesicht hinrollen. Die Baronin trat zu ihm, legte die Hand auf seine Schulter, und sagte gutmüthig, ich will nicht rechten mit Ihnen, auch nicht tadeln, was und Entzücken hineinbrannte! Ich höre aus dem Ton Ihrer Stimme jene Worte des Mahomet herausklingen, mit der Sie von der Bühne aus die Seele der Geliebten, wie die der Freunde, heftig anfaßten: »Ha, wiß um meine Wuth, um alle meine Schwächen!« Und dann wieder: »Mein Leben ist ein Kampf, durch meine Mäßigkeit Hab ich Natur dem Joch des strengen Sinns geweiht!« Ja, ich fühl es dem unbezwinglichen Herzen an, daß es Heut wie in jenem Sinnverwirrenden Winter zu Paris die Abgründe der Zeit wie der Erde sprengen, der Natur ihr hohes Geheimniß und die Zügel der Weltherrschaft entreißen, sich aber zum Gott und Tyrannen der Welt hinaufmeistern möchte! Sie sagte die letzten Worte unter heftigem Weinen, denn sie dachte an die blühende Schwester, die ein Opfer jener vermessenen Versuche ward! Der Marquis hatte sich in einen Stuhl geworfen, und mehr durch die Frühlingslichter jener Zeit, als durch ihre Vorwürfe, getroffen, ließ er ungehindert einzelne Thränen über sein Gesicht hinrollen. Die Baronin trat zu ihm, legte die Hand auf seine Schulter, und sagte gutmüthig, ich will nicht rechten mit Ihnen, auch nicht tadeln, was <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <p><pb facs="#f0089" n="82"/> und Entzücken hineinbrannte! Ich höre aus dem Ton Ihrer Stimme jene Worte des Mahomet herausklingen, mit der Sie von der Bühne aus die Seele der Geliebten, wie die der Freunde, heftig anfaßten:</p><lb/> <p>»Ha, wiß um meine Wuth, um alle meine Schwächen!«</p> <lg><lb/> <l>Und dann wieder:</l> </lg> <lg><lb/> <l>»Mein Leben ist ein Kampf, durch meine Mäßigkeit</l> <l>Hab ich Natur dem Joch des strengen Sinns geweiht!«</l> </lg><lb/> <p>Ja, ich fühl es dem unbezwinglichen Herzen an, daß es Heut wie in jenem Sinnverwirrenden Winter zu Paris die Abgründe der Zeit wie der Erde sprengen, der Natur ihr hohes Geheimniß und die Zügel der Weltherrschaft entreißen, sich aber zum Gott und Tyrannen der Welt hinaufmeistern möchte!</p> <p>Sie sagte die letzten Worte unter heftigem Weinen, denn sie dachte an die blühende Schwester, die ein Opfer jener vermessenen Versuche ward! Der Marquis hatte sich in einen Stuhl geworfen, und mehr durch die Frühlingslichter jener Zeit, als durch ihre Vorwürfe, getroffen, ließ er ungehindert einzelne Thränen über sein Gesicht hinrollen. Die Baronin trat zu ihm, legte die Hand auf seine Schulter, und sagte gutmüthig, ich will nicht rechten mit Ihnen, auch nicht tadeln, was </p> </div> </div> </body> </text> </TEI> [82/0089]
und Entzücken hineinbrannte! Ich höre aus dem Ton Ihrer Stimme jene Worte des Mahomet herausklingen, mit der Sie von der Bühne aus die Seele der Geliebten, wie die der Freunde, heftig anfaßten:
»Ha, wiß um meine Wuth, um alle meine Schwächen!«
Und dann wieder:
»Mein Leben ist ein Kampf, durch meine Mäßigkeit Hab ich Natur dem Joch des strengen Sinns geweiht!«
Ja, ich fühl es dem unbezwinglichen Herzen an, daß es Heut wie in jenem Sinnverwirrenden Winter zu Paris die Abgründe der Zeit wie der Erde sprengen, der Natur ihr hohes Geheimniß und die Zügel der Weltherrschaft entreißen, sich aber zum Gott und Tyrannen der Welt hinaufmeistern möchte!
Sie sagte die letzten Worte unter heftigem Weinen, denn sie dachte an die blühende Schwester, die ein Opfer jener vermessenen Versuche ward! Der Marquis hatte sich in einen Stuhl geworfen, und mehr durch die Frühlingslichter jener Zeit, als durch ihre Vorwürfe, getroffen, ließ er ungehindert einzelne Thränen über sein Gesicht hinrollen. Die Baronin trat zu ihm, legte die Hand auf seine Schulter, und sagte gutmüthig, ich will nicht rechten mit Ihnen, auch nicht tadeln, was
Suche im WerkInformationen zum Werk
Download dieses Werks
XML (TEI P5) ·
HTML ·
Text Metadaten zum WerkTEI-Header · CMDI · Dublin Core Ansichten dieser Seite
Voyant Tools
|
URL zu diesem Werk: | https://www.deutschestextarchiv.de/fouque_magie_1812 |
URL zu dieser Seite: | https://www.deutschestextarchiv.de/fouque_magie_1812/89 |
Zitationshilfe: | Fouqué, Caroline de la Motte-: Magie der Natur. In: Kleine Romanenbibliothek von und für Damen. Berlin, 1812, S. 82. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/fouque_magie_1812/89>, abgerufen am 27.07.2024. |