Fouqué, Caroline de la Motte-: Magie der Natur. In: Kleine Romanenbibliothek von und für Damen. Berlin, 1812.zerstreuet, und mit dem Vorhergehendem beschäftigt, ungeduldig auf sie hinsah, aber ich muß Sie bitten, mir das zu beantworten. Nun ja, sagte Antonie, er ist mein Vater. Der aber rief jene unbeschreiblich bewegt, ist kein anderer, kann kein anderer sein, als der Marquis von Villeroi! und ein Fräulein Villeroi steht hier vor mir! Mein liebstes Kind, umarme mich immer! ich habe Rechte auf Dein Herz, glaube mir das! Sie zog Antonien an ihre Brust; dann aber, sich besinnend, fragte sie hastig, wo ist Deine Schwester? lebt sie nicht mehr? Marie näherte sich, und ihre Hand mit Schüchternheit fassend, sagte sie leise, ich bin es! Arme hübsche Kinder! rief die Dame! wandte sich dann ab, und weinte einige Augenblicke heftig in ihr Taschentuch. Wo soll ich denn anfangen, sagte sie drauf gefaßter, Euch kenntlich zu werden! Ihr wißt nichts von Eurer Familie! Ihr seid so jung, die Vergangenheit ist so alt! es ist so lange her, daß Frankreich schön war, daß Freunde und Verwandte von einander wußten. Ihr kennt wohl Niemand! habt niemals von mir sprechen hören! und geträumt hat Euch auch nicht von der armen ausgestoßenen, bejammernswerthen Tante Clairval! Marie lag schon lange schluchzend an ihrer Brust, als Antonie nachsinnend sagte: ich habe zerstreuet, und mit dem Vorhergehendem beschäftigt, ungeduldig auf sie hinsah, aber ich muß Sie bitten, mir das zu beantworten. Nun ja, sagte Antonie, er ist mein Vater. Der aber rief jene unbeschreiblich bewegt, ist kein anderer, kann kein anderer sein, als der Marquis von Villeroi! und ein Fräulein Villeroi steht hier vor mir! Mein liebstes Kind, umarme mich immer! ich habe Rechte auf Dein Herz, glaube mir das! Sie zog Antonien an ihre Brust; dann aber, sich besinnend, fragte sie hastig, wo ist Deine Schwester? lebt sie nicht mehr? Marie näherte sich, und ihre Hand mit Schüchternheit fassend, sagte sie leise, ich bin es! Arme hübsche Kinder! rief die Dame! wandte sich dann ab, und weinte einige Augenblicke heftig in ihr Taschentuch. Wo soll ich denn anfangen, sagte sie drauf gefaßter, Euch kenntlich zu werden! Ihr wißt nichts von Eurer Familie! Ihr seid so jung, die Vergangenheit ist so alt! es ist so lange her, daß Frankreich schön war, daß Freunde und Verwandte von einander wußten. Ihr kennt wohl Niemand! habt niemals von mir sprechen hören! und geträumt hat Euch auch nicht von der armen ausgestoßenen, bejammernswerthen Tante Clairval! Marie lag schon lange schluchzend an ihrer Brust, als Antonie nachsinnend sagte: ich habe <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <p><pb facs="#f0085" n="78"/> zerstreuet, und mit dem Vorhergehendem beschäftigt, ungeduldig auf sie hinsah, aber ich muß Sie bitten, mir das zu beantworten. Nun ja, sagte Antonie, er ist mein Vater. Der aber rief jene unbeschreiblich bewegt, ist kein anderer, kann kein anderer sein, als der Marquis von Villeroi! und ein Fräulein Villeroi steht hier vor mir! Mein liebstes Kind, umarme mich immer! ich habe Rechte auf Dein Herz, glaube mir das! Sie zog Antonien an ihre Brust; dann aber, sich besinnend, fragte sie hastig, wo ist Deine Schwester? lebt sie nicht mehr? Marie näherte sich, und ihre Hand mit Schüchternheit fassend, sagte sie leise, ich bin es! Arme hübsche Kinder! rief die Dame! wandte sich dann ab, und weinte einige Augenblicke heftig in ihr Taschentuch.</p> <p>Wo soll ich denn anfangen, sagte sie drauf gefaßter, Euch kenntlich zu werden! Ihr wißt nichts von Eurer Familie! Ihr seid so jung, die Vergangenheit ist so alt! es ist so lange her, daß Frankreich schön war, daß Freunde und Verwandte von einander wußten. Ihr kennt wohl Niemand! habt niemals von mir sprechen hören! und geträumt hat Euch auch nicht von der armen ausgestoßenen, bejammernswerthen Tante Clairval!</p> <p>Marie lag schon lange schluchzend an ihrer Brust, als Antonie nachsinnend sagte: ich habe </p> </div> </div> </body> </text> </TEI> [78/0085]
zerstreuet, und mit dem Vorhergehendem beschäftigt, ungeduldig auf sie hinsah, aber ich muß Sie bitten, mir das zu beantworten. Nun ja, sagte Antonie, er ist mein Vater. Der aber rief jene unbeschreiblich bewegt, ist kein anderer, kann kein anderer sein, als der Marquis von Villeroi! und ein Fräulein Villeroi steht hier vor mir! Mein liebstes Kind, umarme mich immer! ich habe Rechte auf Dein Herz, glaube mir das! Sie zog Antonien an ihre Brust; dann aber, sich besinnend, fragte sie hastig, wo ist Deine Schwester? lebt sie nicht mehr? Marie näherte sich, und ihre Hand mit Schüchternheit fassend, sagte sie leise, ich bin es! Arme hübsche Kinder! rief die Dame! wandte sich dann ab, und weinte einige Augenblicke heftig in ihr Taschentuch.
Wo soll ich denn anfangen, sagte sie drauf gefaßter, Euch kenntlich zu werden! Ihr wißt nichts von Eurer Familie! Ihr seid so jung, die Vergangenheit ist so alt! es ist so lange her, daß Frankreich schön war, daß Freunde und Verwandte von einander wußten. Ihr kennt wohl Niemand! habt niemals von mir sprechen hören! und geträumt hat Euch auch nicht von der armen ausgestoßenen, bejammernswerthen Tante Clairval!
Marie lag schon lange schluchzend an ihrer Brust, als Antonie nachsinnend sagte: ich habe
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Zitationshilfe: | Fouqué, Caroline de la Motte-: Magie der Natur. In: Kleine Romanenbibliothek von und für Damen. Berlin, 1812, S. 78. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/fouque_magie_1812/85>, abgerufen am 16.02.2025. |