Fouqué, Caroline de la Motte-: Magie der Natur. In: Kleine Romanenbibliothek von und für Damen. Berlin, 1812.sei es doch zu befürchten, daß sie durch die flachen Gräben dringen, den Wall erklettern, und Pforten und Riegel sprengen werden. Der Marquis sei außer Fassung, denn, da er sich nicht vertheidigen könne, woran er zuerst gedacht, wisse er auch kein Rettungsmittel zu finden. So wird er und wir Alle doch zu sterben wissen, sagte Antonie, welche voraneilend dem Vater zurief: Ist noch etwas zu thun, so lassen Sie uns nicht säumen, wo nicht, den Tod suchen. Noch ist es möglich, von der Wasserseite zu entfliehn, sagte Bertrand, es kommt allein darauf an, daß der Kahn auf dieser Seite des Ufers ist, und wir unbemerkt aus dem Schlosse entkommen können. Ich gehe, setzte er nach einigem Besinnen hinzu, das Nöthige zu erkunden. Marie drückte ihm sprachlos weinend die Hand, Antonie aber beschwor ihn, zu eilen, ungeduldig die Entscheidung ihres Schicksals zu erfahren. Alle blieben in gleichem Maaße unruhig zurück. Der Marquis lief heftig auf und nieder, fuhr sich oft mit beiden Händen in die Haare, und machte so gräßliche Geberden, als sähe er schon all die Greuel, die ihn bedroheten. Plötzlich fiel ein Büchsenschuß dicht vor dem Fenster, dann noch einer, und des Essenkehrers Stimme rief laut: nur mir nach, ich kenne hier Wege und Stege! sei es doch zu befürchten, daß sie durch die flachen Gräben dringen, den Wall erklettern, und Pforten und Riegel sprengen werden. Der Marquis sei außer Fassung, denn, da er sich nicht vertheidigen könne, woran er zuerst gedacht, wisse er auch kein Rettungsmittel zu finden. So wird er und wir Alle doch zu sterben wissen, sagte Antonie, welche voraneilend dem Vater zurief: Ist noch etwas zu thun, so lassen Sie uns nicht säumen, wo nicht, den Tod suchen. Noch ist es möglich, von der Wasserseite zu entfliehn, sagte Bertrand, es kommt allein darauf an, daß der Kahn auf dieser Seite des Ufers ist, und wir unbemerkt aus dem Schlosse entkommen können. Ich gehe, setzte er nach einigem Besinnen hinzu, das Nöthige zu erkunden. Marie drückte ihm sprachlos weinend die Hand, Antonie aber beschwor ihn, zu eilen, ungeduldig die Entscheidung ihres Schicksals zu erfahren. Alle blieben in gleichem Maaße unruhig zurück. Der Marquis lief heftig auf und nieder, fuhr sich oft mit beiden Händen in die Haare, und machte so gräßliche Geberden, als sähe er schon all die Greuel, die ihn bedroheten. Plötzlich fiel ein Büchsenschuß dicht vor dem Fenster, dann noch einer, und des Essenkehrers Stimme rief laut: nur mir nach, ich kenne hier Wege und Stege! <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <p><pb facs="#f0072" n="65"/> sei es doch zu befürchten, daß sie durch die flachen Gräben dringen, den Wall erklettern, und Pforten und Riegel sprengen werden. Der Marquis sei außer Fassung, denn, da er sich nicht vertheidigen könne, woran er zuerst gedacht, wisse er auch kein Rettungsmittel zu finden. So wird er und wir Alle doch zu sterben wissen, sagte Antonie, welche voraneilend dem Vater zurief: Ist noch etwas zu thun, so lassen Sie uns nicht säumen, wo nicht, den Tod suchen. Noch ist es möglich, von der Wasserseite zu entfliehn, sagte Bertrand, es kommt allein darauf an, daß der Kahn auf dieser Seite des Ufers ist, und wir unbemerkt aus dem Schlosse entkommen können. Ich gehe, setzte er nach einigem Besinnen hinzu, das Nöthige zu erkunden. Marie drückte ihm sprachlos weinend die Hand, Antonie aber beschwor ihn, zu eilen, ungeduldig die Entscheidung ihres Schicksals zu erfahren.</p> <p>Alle blieben in gleichem Maaße unruhig zurück. Der Marquis lief heftig auf und nieder, fuhr sich oft mit beiden Händen in die Haare, und machte so gräßliche Geberden, als sähe er schon all die Greuel, die ihn bedroheten. Plötzlich fiel ein Büchsenschuß dicht vor dem Fenster, dann noch einer, und des Essenkehrers Stimme rief laut: nur mir nach, ich kenne hier Wege und Stege! </p> </div> </div> </body> </text> </TEI> [65/0072]
sei es doch zu befürchten, daß sie durch die flachen Gräben dringen, den Wall erklettern, und Pforten und Riegel sprengen werden. Der Marquis sei außer Fassung, denn, da er sich nicht vertheidigen könne, woran er zuerst gedacht, wisse er auch kein Rettungsmittel zu finden. So wird er und wir Alle doch zu sterben wissen, sagte Antonie, welche voraneilend dem Vater zurief: Ist noch etwas zu thun, so lassen Sie uns nicht säumen, wo nicht, den Tod suchen. Noch ist es möglich, von der Wasserseite zu entfliehn, sagte Bertrand, es kommt allein darauf an, daß der Kahn auf dieser Seite des Ufers ist, und wir unbemerkt aus dem Schlosse entkommen können. Ich gehe, setzte er nach einigem Besinnen hinzu, das Nöthige zu erkunden. Marie drückte ihm sprachlos weinend die Hand, Antonie aber beschwor ihn, zu eilen, ungeduldig die Entscheidung ihres Schicksals zu erfahren.
Alle blieben in gleichem Maaße unruhig zurück. Der Marquis lief heftig auf und nieder, fuhr sich oft mit beiden Händen in die Haare, und machte so gräßliche Geberden, als sähe er schon all die Greuel, die ihn bedroheten. Plötzlich fiel ein Büchsenschuß dicht vor dem Fenster, dann noch einer, und des Essenkehrers Stimme rief laut: nur mir nach, ich kenne hier Wege und Stege!
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Zitationshilfe: | Fouqué, Caroline de la Motte-: Magie der Natur. In: Kleine Romanenbibliothek von und für Damen. Berlin, 1812, S. 65. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/fouque_magie_1812/72>, abgerufen am 28.07.2024. |