Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Fouqué, Caroline de la Motte-: Magie der Natur. In: Kleine Romanenbibliothek von und für Damen. Berlin, 1812.

Bild:
<< vorherige Seite

Es war indeß ziemlich hell geworden, man konnte die Gegenstände umher genau ins Auge fassen. Der Anblick des Mannes, der jetzt aus dem Hause, und auf den Wagen zutrat, benahm den Frauen daher fast den Muth, auszusteigen und seinem Anerbieten zu folgen. Er war wilden, Soldatischen Ansehns, von roher Gesichtsbildung und plumper Galanterie. Sehr ungeschickt entschuldigte er seine frühere Grobheit, und setzte lachend hinzu: daß wenn er gewußt, welche Schönheiten zu ihm hineingewollt, er ihnen wahrhaftig die Thür nicht würde verschlossen haben. Marie und Antonie wandten sich betroffdn ab. Der Marquis aber, immer noch ungeduldig, seinen Vorsatz durchgesetzt zu sehn, riß den Schlag auf, und trat mit seinen Töchtern unter die offene Thür. Der fremde Mann sagte ihnen, indem sie sich auf dem Hausflur befanden, dies Gebäude gehöre zwar nicht ihm, es sei auch überall keine eigentliche Wirthschaft und kein fortgesetzter Verkehr darin, allein für etwas Glühwein und geröstetes Brod wolle er dennoch sorgen, die zarten Püppchen möchten indeß nur ihre Bequemlichkeit brauchen, und somit öffnete er ihnen eine lange, dunkle Stube, deren räucherige, angeschmutzte Wände auf den ersten Blick widrig in die Sinne fielen. Doch wie mit Eiseshand zog es den Eintretenden das Herz zusammen,

Es war indeß ziemlich hell geworden, man konnte die Gegenstände umher genau ins Auge fassen. Der Anblick des Mannes, der jetzt aus dem Hause, und auf den Wagen zutrat, benahm den Frauen daher fast den Muth, auszusteigen und seinem Anerbieten zu folgen. Er war wilden, Soldatischen Ansehns, von roher Gesichtsbildung und plumper Galanterie. Sehr ungeschickt entschuldigte er seine frühere Grobheit, und setzte lachend hinzu: daß wenn er gewußt, welche Schönheiten zu ihm hineingewollt, er ihnen wahrhaftig die Thür nicht würde verschlossen haben. Marie und Antonie wandten sich betroffdn ab. Der Marquis aber, immer noch ungeduldig, seinen Vorsatz durchgesetzt zu sehn, riß den Schlag auf, und trat mit seinen Töchtern unter die offene Thür. Der fremde Mann sagte ihnen, indem sie sich auf dem Hausflur befanden, dies Gebäude gehöre zwar nicht ihm, es sei auch überall keine eigentliche Wirthschaft und kein fortgesetzter Verkehr darin, allein für etwas Glühwein und geröstetes Brod wolle er dennoch sorgen, die zarten Püppchen möchten indeß nur ihre Bequemlichkeit brauchen, und somit öffnete er ihnen eine lange, dunkle Stube, deren räucherige, angeschmutzte Wände auf den ersten Blick widrig in die Sinne fielen. Doch wie mit Eiseshand zog es den Eintretenden das Herz zusammen,

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <p><pb facs="#f0059" n="52"/>
Es war indeß ziemlich hell geworden, man konnte die Gegenstände umher genau ins Auge fassen. Der Anblick des Mannes, der jetzt aus dem Hause, und auf den Wagen zutrat, benahm den Frauen daher fast den Muth, auszusteigen und seinem Anerbieten zu folgen. Er war wilden, Soldatischen Ansehns, von roher Gesichtsbildung und plumper Galanterie. Sehr ungeschickt entschuldigte er seine frühere Grobheit, und setzte lachend hinzu: daß wenn er gewußt, welche Schönheiten zu ihm hineingewollt, er ihnen wahrhaftig die Thür nicht würde verschlossen haben. Marie und Antonie wandten sich betroffdn ab. Der Marquis aber, immer noch ungeduldig, seinen Vorsatz durchgesetzt zu sehn, riß den Schlag auf, und trat mit seinen Töchtern unter die offene Thür. Der fremde Mann sagte ihnen, indem sie sich auf dem Hausflur befanden, dies Gebäude gehöre zwar nicht ihm, es sei auch überall keine eigentliche Wirthschaft und kein fortgesetzter Verkehr darin, allein für etwas Glühwein und geröstetes Brod wolle er dennoch sorgen, die zarten Püppchen möchten indeß nur ihre Bequemlichkeit brauchen, und somit öffnete er ihnen eine lange, dunkle Stube, deren räucherige, angeschmutzte Wände auf den ersten Blick widrig in die Sinne fielen. Doch wie mit Eiseshand zog es den Eintretenden das Herz zusammen,
</p>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[52/0059] Es war indeß ziemlich hell geworden, man konnte die Gegenstände umher genau ins Auge fassen. Der Anblick des Mannes, der jetzt aus dem Hause, und auf den Wagen zutrat, benahm den Frauen daher fast den Muth, auszusteigen und seinem Anerbieten zu folgen. Er war wilden, Soldatischen Ansehns, von roher Gesichtsbildung und plumper Galanterie. Sehr ungeschickt entschuldigte er seine frühere Grobheit, und setzte lachend hinzu: daß wenn er gewußt, welche Schönheiten zu ihm hineingewollt, er ihnen wahrhaftig die Thür nicht würde verschlossen haben. Marie und Antonie wandten sich betroffdn ab. Der Marquis aber, immer noch ungeduldig, seinen Vorsatz durchgesetzt zu sehn, riß den Schlag auf, und trat mit seinen Töchtern unter die offene Thür. Der fremde Mann sagte ihnen, indem sie sich auf dem Hausflur befanden, dies Gebäude gehöre zwar nicht ihm, es sei auch überall keine eigentliche Wirthschaft und kein fortgesetzter Verkehr darin, allein für etwas Glühwein und geröstetes Brod wolle er dennoch sorgen, die zarten Püppchen möchten indeß nur ihre Bequemlichkeit brauchen, und somit öffnete er ihnen eine lange, dunkle Stube, deren räucherige, angeschmutzte Wände auf den ersten Blick widrig in die Sinne fielen. Doch wie mit Eiseshand zog es den Eintretenden das Herz zusammen,

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

zeno.org – Contumax GmbH & Co. KG: Bereitstellung der Texttranskription. (2013-07-03T15:02:16Z) Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme des Werkes in das DTA entsprechen muss.
Christoph Leijser, Frederike Neuber: Bearbeitung der digitalen Edition. (2013-07-03T15:02:16Z)
Bayerische Staatsbibliothek: Bereitstellung der Bilddigitalisate (2013-07-03T15:02:16Z)

Weitere Informationen:

  • I/J in Fraktur: Lautwert transkribiert
  • langes s (ſ): als s transkribiert
  • rundes r (ꝛ): als r/et transkribiert
  • Silbentrennung: aufgelöst
  • Vokale mit übergest. e: als ä/ö/ü transkribiert



Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/fouque_magie_1812
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/fouque_magie_1812/59
Zitationshilfe: Fouqué, Caroline de la Motte-: Magie der Natur. In: Kleine Romanenbibliothek von und für Damen. Berlin, 1812, S. 52. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/fouque_magie_1812/59>, abgerufen am 25.11.2024.