Fouqué, Caroline de la Motte-: Magie der Natur. In: Kleine Romanenbibliothek von und für Damen. Berlin, 1812.Traum - O Gott! Träume greifen vor und zurück, welches ist nun das rechte? Warum treibe ich mich in so heftiger Eil von Ort zu Ort? Wohin will ich denn? was soll ich in einer ganz fremden Welt! Ich ängstige die Postmeister, verleite die Postillone ihre Pferde todtzujagen, stürze mich bis in die Nacht unter unbekannte Gegenstände hin, reiße dann die Menschen unbarmherzig aus ihrem Schlaf, gönne Niemand Ruhe, weil ich sie selbst nirgend finde, setze nach kurzer Frist alles wieder in Bewegung, und schleppe mich heute wie gestern trostlos in der Irre umher. Wozu nur das? Ich sehe dem allem kein Ende? Es muß anders werden! Gestern fand ich in einer Stadt französische Kriegsgefangene. Es waren Leute von meinem Regiment dabei. Sie erkannten mich gleich! ich glaubte Musik zu hören, als das Wort, Camerad, über ihre Lippen flog. Ist denn der Mann noch etwas anderes als Soldat! Sie fragten mich wo ich hinwolle? Ich stand beschämt unter ihnen. Weiß ich es selbst! weiß es irgend eine Seele? Ich möchte nach Frankreich zurück! Der - sche Gesandte bot mir es an, mir die nöthige Erlaubniß auszuwirken, es gehn viel Emigrirte Traum – O Gott! Träume greifen vor und zurück, welches ist nun das rechte? Warum treibe ich mich in so heftiger Eil von Ort zu Ort? Wohin will ich denn? was soll ich in einer ganz fremden Welt! Ich ängstige die Postmeister, verleite die Postillone ihre Pferde todtzujagen, stürze mich bis in die Nacht unter unbekannte Gegenstände hin, reiße dann die Menschen unbarmherzig aus ihrem Schlaf, gönne Niemand Ruhe, weil ich sie selbst nirgend finde, setze nach kurzer Frist alles wieder in Bewegung, und schleppe mich heute wie gestern trostlos in der Irre umher. Wozu nur das? Ich sehe dem allem kein Ende? Es muß anders werden! Gestern fand ich in einer Stadt französische Kriegsgefangene. Es waren Leute von meinem Regiment dabei. Sie erkannten mich gleich! ich glaubte Musik zu hören, als das Wort, Camerad, über ihre Lippen flog. Ist denn der Mann noch etwas anderes als Soldat! Sie fragten mich wo ich hinwolle? Ich stand beschämt unter ihnen. Weiß ich es selbst! weiß es irgend eine Seele? Ich möchte nach Frankreich zurück! Der – sche Gesandte bot mir es an, mir die nöthige Erlaubniß auszuwirken, es gehn viel Emigrirte <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <p><pb facs="#f0217" n="210"/> Traum – O Gott! Träume greifen vor und zurück, welches ist nun das rechte?</p> <p>Warum treibe ich mich in so heftiger Eil von Ort zu Ort? Wohin will ich denn? was soll ich in einer ganz fremden Welt! Ich ängstige die Postmeister, verleite die Postillone ihre Pferde todtzujagen, stürze mich bis in die Nacht unter unbekannte Gegenstände hin, reiße dann die Menschen unbarmherzig aus ihrem Schlaf, gönne Niemand Ruhe, weil ich sie selbst nirgend finde, setze nach kurzer Frist alles wieder in Bewegung, und schleppe mich heute wie gestern trostlos in der Irre umher. Wozu nur das? Ich sehe dem allem kein Ende?</p> <p>Es muß anders werden! Gestern fand ich in einer Stadt französische Kriegsgefangene. Es waren Leute von meinem Regiment dabei. Sie erkannten mich gleich! ich glaubte Musik zu hören, als das Wort, Camerad, über ihre Lippen flog. Ist denn der Mann noch etwas anderes als Soldat! Sie fragten mich wo ich hinwolle? Ich stand beschämt unter ihnen. Weiß ich es selbst! weiß es irgend eine Seele?</p> <p>Ich möchte nach Frankreich zurück! Der – sche Gesandte bot mir es an, mir die nöthige Erlaubniß auszuwirken, es gehn viel Emigrirte </p> </div> </div> </body> </text> </TEI> [210/0217]
Traum – O Gott! Träume greifen vor und zurück, welches ist nun das rechte?
Warum treibe ich mich in so heftiger Eil von Ort zu Ort? Wohin will ich denn? was soll ich in einer ganz fremden Welt! Ich ängstige die Postmeister, verleite die Postillone ihre Pferde todtzujagen, stürze mich bis in die Nacht unter unbekannte Gegenstände hin, reiße dann die Menschen unbarmherzig aus ihrem Schlaf, gönne Niemand Ruhe, weil ich sie selbst nirgend finde, setze nach kurzer Frist alles wieder in Bewegung, und schleppe mich heute wie gestern trostlos in der Irre umher. Wozu nur das? Ich sehe dem allem kein Ende?
Es muß anders werden! Gestern fand ich in einer Stadt französische Kriegsgefangene. Es waren Leute von meinem Regiment dabei. Sie erkannten mich gleich! ich glaubte Musik zu hören, als das Wort, Camerad, über ihre Lippen flog. Ist denn der Mann noch etwas anderes als Soldat! Sie fragten mich wo ich hinwolle? Ich stand beschämt unter ihnen. Weiß ich es selbst! weiß es irgend eine Seele?
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Zitationshilfe: | Fouqué, Caroline de la Motte-: Magie der Natur. In: Kleine Romanenbibliothek von und für Damen. Berlin, 1812, S. 210. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/fouque_magie_1812/217>, abgerufen am 16.02.2025. |