Fouqué, Caroline de la Motte-: Magie der Natur. In: Kleine Romanenbibliothek von und für Damen. Berlin, 1812.grausam und wie ungeschickt sind diese unsichern Geschöpfe, die niemals wissen, wie sie mit sich und der Welt stehn, die ohne jene edle Haltung starker, reiner Naturen das elende Spiel fremder Fingerzeige sind, die kalten Blutes warme Herzen todt drücken, weil sie ihrer Meinung nach zu rasch schlagen, und die sich besinnen werden, ob sie eine Mücke in einer regnigen Mainacht aus dem Fenster setzen sollen, wenn grade ein Bewunderer dabei steht! O ich kenne sie auswendig, diese Frauen von sogenannten Grundsätzen, sie waren mir immer ein Greuel! weil sie leise, leise einen Tropfen Gift nach dem andern in den Ruf eines vielleicht bethörten Geschöpfes schütten, und dessen Fall dadurch beschleunigen, weil sie selbst die Liebe, die sie nicht kennen, durch geistige Buhlerei verkrüppeln, zu der ihnen das komponirte Wesen einen Freibrief auswirken half. Denn ich habe sie ja gesehen, diese selbe Frauen, wie sie ihr studirtes Mienenspiel und die kleinen Mittel ihrer armen Natur in Bewegung setzen, wenn es gilt, einen Mann zu bestricken, den sie nicht lieben, nicht achten, der grade da und Mode ist. Maske ist ihr ganzes Wesen, an der ich mich stets getrieben fühle, zu rücken, und sie wegzuschieben. Die Welt sieht das auch ein, denn es ist ja zum Sprachgebrauch geworden, von solchen, die eben nichts anders grausam und wie ungeschickt sind diese unsichern Geschöpfe, die niemals wissen, wie sie mit sich und der Welt stehn, die ohne jene edle Haltung starker, reiner Naturen das elende Spiel fremder Fingerzeige sind, die kalten Blutes warme Herzen todt drücken, weil sie ihrer Meinung nach zu rasch schlagen, und die sich besinnen werden, ob sie eine Mücke in einer regnigen Mainacht aus dem Fenster setzen sollen, wenn grade ein Bewunderer dabei steht! O ich kenne sie auswendig, diese Frauen von sogenannten Grundsätzen, sie waren mir immer ein Greuel! weil sie leise, leise einen Tropfen Gift nach dem andern in den Ruf eines vielleicht bethörten Geschöpfes schütten, und dessen Fall dadurch beschleunigen, weil sie selbst die Liebe, die sie nicht kennen, durch geistige Buhlerei verkrüppeln, zu der ihnen das komponirte Wesen einen Freibrief auswirken half. Denn ich habe sie ja gesehen, diese selbe Frauen, wie sie ihr studirtes Mienenspiel und die kleinen Mittel ihrer armen Natur in Bewegung setzen, wenn es gilt, einen Mann zu bestricken, den sie nicht lieben, nicht achten, der grade da und Mode ist. Maske ist ihr ganzes Wesen, an der ich mich stets getrieben fühle, zu rücken, und sie wegzuschieben. Die Welt sieht das auch ein, denn es ist ja zum Sprachgebrauch geworden, von solchen, die eben nichts anders <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <p><pb facs="#f0215" n="208"/> grausam und wie ungeschickt sind diese unsichern Geschöpfe, die niemals wissen, wie sie mit sich und der Welt stehn, die ohne jene edle Haltung starker, reiner Naturen das elende Spiel fremder Fingerzeige sind, die kalten Blutes warme Herzen todt drücken, weil sie ihrer Meinung nach zu rasch schlagen, und die sich besinnen werden, ob sie eine Mücke in einer regnigen Mainacht aus dem Fenster setzen sollen, wenn grade ein Bewunderer dabei steht! O ich kenne sie auswendig, diese Frauen von sogenannten Grundsätzen, sie waren mir immer ein Greuel! weil sie leise, leise einen Tropfen Gift nach dem andern in den Ruf eines vielleicht bethörten Geschöpfes schütten, und dessen Fall dadurch beschleunigen, weil sie selbst die Liebe, die sie nicht kennen, durch geistige Buhlerei verkrüppeln, zu der ihnen das komponirte Wesen einen Freibrief auswirken half. Denn ich habe sie ja gesehen, diese selbe Frauen, wie sie ihr studirtes Mienenspiel und die kleinen Mittel ihrer armen Natur in Bewegung setzen, wenn es gilt, einen Mann zu bestricken, den sie nicht lieben, nicht achten, der grade da und Mode ist. Maske ist ihr ganzes Wesen, an der ich mich stets getrieben fühle, zu rücken, und sie wegzuschieben. Die Welt sieht das auch ein, denn es ist ja zum Sprachgebrauch geworden, von solchen, die eben nichts anders </p> </div> </div> </body> </text> </TEI> [208/0215]
grausam und wie ungeschickt sind diese unsichern Geschöpfe, die niemals wissen, wie sie mit sich und der Welt stehn, die ohne jene edle Haltung starker, reiner Naturen das elende Spiel fremder Fingerzeige sind, die kalten Blutes warme Herzen todt drücken, weil sie ihrer Meinung nach zu rasch schlagen, und die sich besinnen werden, ob sie eine Mücke in einer regnigen Mainacht aus dem Fenster setzen sollen, wenn grade ein Bewunderer dabei steht! O ich kenne sie auswendig, diese Frauen von sogenannten Grundsätzen, sie waren mir immer ein Greuel! weil sie leise, leise einen Tropfen Gift nach dem andern in den Ruf eines vielleicht bethörten Geschöpfes schütten, und dessen Fall dadurch beschleunigen, weil sie selbst die Liebe, die sie nicht kennen, durch geistige Buhlerei verkrüppeln, zu der ihnen das komponirte Wesen einen Freibrief auswirken half. Denn ich habe sie ja gesehen, diese selbe Frauen, wie sie ihr studirtes Mienenspiel und die kleinen Mittel ihrer armen Natur in Bewegung setzen, wenn es gilt, einen Mann zu bestricken, den sie nicht lieben, nicht achten, der grade da und Mode ist. Maske ist ihr ganzes Wesen, an der ich mich stets getrieben fühle, zu rücken, und sie wegzuschieben. Die Welt sieht das auch ein, denn es ist ja zum Sprachgebrauch geworden, von solchen, die eben nichts anders
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Zitationshilfe: | Fouqué, Caroline de la Motte-: Magie der Natur. In: Kleine Romanenbibliothek von und für Damen. Berlin, 1812, S. 208. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/fouque_magie_1812/215>, abgerufen am 16.02.2025. |