Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Fouqué, Caroline de la Motte-: Magie der Natur. In: Kleine Romanenbibliothek von und für Damen. Berlin, 1812.

Bild:
<< vorherige Seite

beiden Händen vor die Augen und rief in unmäßigem Schmerz, ich bin unwiederbringlich verloren! Marie winkte ihm, sich zu entfernen, er schwankte nach seinem Zimmer. Antonie, sagte sie darauf, Du hast grausame Gewalt geübt! Mußtest Du ihn verderben, wenn Du ihn liebst? und willst Du alles tödten, was seinem Herzen nahe war?

Antonie stand regungslos da. Marie weinte still. Das Kind war auf ihrem Schooße eingeschlafen. Jetzt trat Antonie zu ihr, reichte ihr die Hand, und sagte: Schwester, gieb ihn freiwillig auf, Dein darf er einmal nicht bleiben. Du bist fürchterlich, seufzte Marie. Aber täusche Dich nicht, Gott hat unsern Schwur angenommen, er allein kann den Eid lösen. Er hat auch meinen Schwur angenommen, entgegnete Antonie, auch den seinen, durch welchen er mein ist! Meineid dringt nicht auf zu Gott, sagte Marie, den halten die Engel mit ihren Schwingen zurück, er fällt auf die Erde nieder! da aber, da säet er unabsehbares Elend! Sie verbarg ihr Gesicht in des Knaben Locken, den Blicken der Schwester zu entgehn!

Diese sank vor ihr auf die Knie, und mit aufgehobenen Händen sagte sie: ich beschwöre Dich bei allem Heiligen, gieb ihn freiwillig auf!

beiden Händen vor die Augen und rief in unmäßigem Schmerz, ich bin unwiederbringlich verloren! Marie winkte ihm, sich zu entfernen, er schwankte nach seinem Zimmer. Antonie, sagte sie darauf, Du hast grausame Gewalt geübt! Mußtest Du ihn verderben, wenn Du ihn liebst? und willst Du alles tödten, was seinem Herzen nahe war?

Antonie stand regungslos da. Marie weinte still. Das Kind war auf ihrem Schooße eingeschlafen. Jetzt trat Antonie zu ihr, reichte ihr die Hand, und sagte: Schwester, gieb ihn freiwillig auf, Dein darf er einmal nicht bleiben. Du bist fürchterlich, seufzte Marie. Aber täusche Dich nicht, Gott hat unsern Schwur angenommen, er allein kann den Eid lösen. Er hat auch meinen Schwur angenommen, entgegnete Antonie, auch den seinen, durch welchen er mein ist! Meineid dringt nicht auf zu Gott, sagte Marie, den halten die Engel mit ihren Schwingen zurück, er fällt auf die Erde nieder! da aber, da säet er unabsehbares Elend! Sie verbarg ihr Gesicht in des Knaben Locken, den Blicken der Schwester zu entgehn!

Diese sank vor ihr auf die Knie, und mit aufgehobenen Händen sagte sie: ich beschwöre Dich bei allem Heiligen, gieb ihn freiwillig auf!

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <p><pb facs="#f0202" n="195"/>
beiden Händen vor die Augen und rief in unmäßigem Schmerz, ich bin unwiederbringlich verloren! Marie winkte ihm, sich zu entfernen, er schwankte nach seinem Zimmer. Antonie, sagte sie darauf, Du hast grausame Gewalt geübt! Mußtest Du ihn verderben, wenn Du ihn liebst? und willst Du alles tödten, was seinem Herzen nahe war?</p>
          <p>Antonie stand regungslos da. Marie weinte still. Das Kind war auf ihrem Schooße eingeschlafen. Jetzt trat Antonie zu ihr, reichte ihr die Hand, und sagte: Schwester, gieb ihn freiwillig auf, Dein darf er einmal nicht bleiben. Du bist fürchterlich, seufzte Marie. Aber täusche Dich nicht, Gott hat unsern Schwur angenommen, er allein kann den Eid lösen. Er hat auch meinen Schwur angenommen, entgegnete Antonie, auch den seinen, durch welchen er mein ist! Meineid dringt nicht auf zu Gott, sagte Marie, den halten die Engel mit ihren Schwingen zurück, er fällt auf die Erde nieder! da aber, da säet er unabsehbares Elend! Sie verbarg ihr Gesicht in des Knaben Locken, den Blicken der Schwester zu entgehn!</p>
          <p>Diese sank vor ihr auf die Knie, und mit aufgehobenen Händen sagte sie: ich beschwöre Dich bei allem Heiligen, gieb ihn freiwillig auf!</p>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[195/0202] beiden Händen vor die Augen und rief in unmäßigem Schmerz, ich bin unwiederbringlich verloren! Marie winkte ihm, sich zu entfernen, er schwankte nach seinem Zimmer. Antonie, sagte sie darauf, Du hast grausame Gewalt geübt! Mußtest Du ihn verderben, wenn Du ihn liebst? und willst Du alles tödten, was seinem Herzen nahe war? Antonie stand regungslos da. Marie weinte still. Das Kind war auf ihrem Schooße eingeschlafen. Jetzt trat Antonie zu ihr, reichte ihr die Hand, und sagte: Schwester, gieb ihn freiwillig auf, Dein darf er einmal nicht bleiben. Du bist fürchterlich, seufzte Marie. Aber täusche Dich nicht, Gott hat unsern Schwur angenommen, er allein kann den Eid lösen. Er hat auch meinen Schwur angenommen, entgegnete Antonie, auch den seinen, durch welchen er mein ist! Meineid dringt nicht auf zu Gott, sagte Marie, den halten die Engel mit ihren Schwingen zurück, er fällt auf die Erde nieder! da aber, da säet er unabsehbares Elend! Sie verbarg ihr Gesicht in des Knaben Locken, den Blicken der Schwester zu entgehn! Diese sank vor ihr auf die Knie, und mit aufgehobenen Händen sagte sie: ich beschwöre Dich bei allem Heiligen, gieb ihn freiwillig auf!

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

zeno.org – Contumax GmbH & Co. KG: Bereitstellung der Texttranskription. (2013-07-03T15:02:16Z) Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme des Werkes in das DTA entsprechen muss.
Christoph Leijser, Frederike Neuber: Bearbeitung der digitalen Edition. (2013-07-03T15:02:16Z)
Bayerische Staatsbibliothek: Bereitstellung der Bilddigitalisate (2013-07-03T15:02:16Z)

Weitere Informationen:

  • I/J in Fraktur: Lautwert transkribiert
  • langes s (ſ): als s transkribiert
  • rundes r (ꝛ): als r/et transkribiert
  • Silbentrennung: aufgelöst
  • Vokale mit übergest. e: als ä/ö/ü transkribiert



Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/fouque_magie_1812
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/fouque_magie_1812/202
Zitationshilfe: Fouqué, Caroline de la Motte-: Magie der Natur. In: Kleine Romanenbibliothek von und für Damen. Berlin, 1812, S. 195. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/fouque_magie_1812/202>, abgerufen am 25.11.2024.