Fouqué, Caroline de la Motte-: Magie der Natur. In: Kleine Romanenbibliothek von und für Damen. Berlin, 1812.daraus erinnerlich, allein sie fühle oft eine wehmüthig Sehnsucht nach dem alten Liede, und möge gern etwas ähnliches hören. Der erfahrene Mann sah mit Bedauern, daß seine unschuldigen Worte die kranke Phantasie des armen Kindes in ein dunkles Meer verwirrender Bilder hineingezogen hatten. Er lenkte daher ihren Wunsch, mehr über das geheime Wirken einzelner Geweiheten der Vorzeit zu erfahren, auf die genauere Kenntniß der Naturkräfte überhaupt; rieth ihr, beweglichern Verkehr mit dem Lebendigen; freien, vertrauten Umgang mit der Gegenwart zu pflegen, verhieß ihr freundlich, sie in das geschäftige Innenleben der Natur einzuführen, und suchte ihren Blick auf alle Weise von dem trüben Wiederschein verblichener Gestaltungen abzulenken. In Antonien war aber das Wort Zauberei wie ein zündender Funke hineingefallen. Sie dachte, es ist alles unbegreifliches Wunder, was uns umgiebt, warum sollen wir selbst nichts Wunderbares vollbringen dürfen! Und gäbe es einen Zauber, ihn an mich zu bannen, wie ich an ihn gebannt bin, weshalb sollte ich nicht? - Es giebt so viel Verborgenes im Menschen, wovon er selbst nichts weiß - Gott hat es ihm eingepflanzt - Gott will - Sie konnte es nicht vergessen, wozu sie daraus erinnerlich, allein sie fühle oft eine wehmüthig Sehnsucht nach dem alten Liede, und möge gern etwas ähnliches hören. Der erfahrene Mann sah mit Bedauern, daß seine unschuldigen Worte die kranke Phantasie des armen Kindes in ein dunkles Meer verwirrender Bilder hineingezogen hatten. Er lenkte daher ihren Wunsch, mehr über das geheime Wirken einzelner Geweiheten der Vorzeit zu erfahren, auf die genauere Kenntniß der Naturkräfte überhaupt; rieth ihr, beweglichern Verkehr mit dem Lebendigen; freien, vertrauten Umgang mit der Gegenwart zu pflegen, verhieß ihr freundlich, sie in das geschäftige Innenleben der Natur einzuführen, und suchte ihren Blick auf alle Weise von dem trüben Wiederschein verblichener Gestaltungen abzulenken. In Antonien war aber das Wort Zauberei wie ein zündender Funke hineingefallen. Sie dachte, es ist alles unbegreifliches Wunder, was uns umgiebt, warum sollen wir selbst nichts Wunderbares vollbringen dürfen! Und gäbe es einen Zauber, ihn an mich zu bannen, wie ich an ihn gebannt bin, weshalb sollte ich nicht? – Es giebt so viel Verborgenes im Menschen, wovon er selbst nichts weiß – Gott hat es ihm eingepflanzt – Gott will – Sie konnte es nicht vergessen, wozu sie <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <p><pb facs="#f0187" n="180"/> daraus erinnerlich, allein sie fühle oft eine wehmüthig Sehnsucht nach dem alten Liede, und möge gern etwas ähnliches hören.</p> <p>Der erfahrene Mann sah mit Bedauern, daß seine unschuldigen Worte die kranke Phantasie des armen Kindes in ein dunkles Meer verwirrender Bilder hineingezogen hatten. Er lenkte daher ihren Wunsch, mehr über das geheime Wirken einzelner Geweiheten der Vorzeit zu erfahren, auf die genauere Kenntniß der Naturkräfte überhaupt; rieth ihr, beweglichern Verkehr mit dem Lebendigen; freien, vertrauten Umgang mit der Gegenwart zu pflegen, verhieß ihr freundlich, sie in das geschäftige Innenleben der Natur einzuführen, und suchte ihren Blick auf alle Weise von dem trüben Wiederschein verblichener Gestaltungen abzulenken.</p> <p>In Antonien war aber das Wort Zauberei wie ein zündender Funke hineingefallen. Sie dachte, es ist alles unbegreifliches Wunder, was uns umgiebt, warum sollen wir selbst nichts Wunderbares vollbringen dürfen! Und gäbe es einen Zauber, ihn an mich zu bannen, wie ich an ihn gebannt bin, weshalb sollte ich nicht? – Es giebt so viel Verborgenes im Menschen, wovon er selbst nichts weiß – Gott hat es ihm eingepflanzt – Gott will – Sie konnte es nicht vergessen, wozu sie </p> </div> </div> </body> </text> </TEI> [180/0187]
daraus erinnerlich, allein sie fühle oft eine wehmüthig Sehnsucht nach dem alten Liede, und möge gern etwas ähnliches hören.
Der erfahrene Mann sah mit Bedauern, daß seine unschuldigen Worte die kranke Phantasie des armen Kindes in ein dunkles Meer verwirrender Bilder hineingezogen hatten. Er lenkte daher ihren Wunsch, mehr über das geheime Wirken einzelner Geweiheten der Vorzeit zu erfahren, auf die genauere Kenntniß der Naturkräfte überhaupt; rieth ihr, beweglichern Verkehr mit dem Lebendigen; freien, vertrauten Umgang mit der Gegenwart zu pflegen, verhieß ihr freundlich, sie in das geschäftige Innenleben der Natur einzuführen, und suchte ihren Blick auf alle Weise von dem trüben Wiederschein verblichener Gestaltungen abzulenken.
In Antonien war aber das Wort Zauberei wie ein zündender Funke hineingefallen. Sie dachte, es ist alles unbegreifliches Wunder, was uns umgiebt, warum sollen wir selbst nichts Wunderbares vollbringen dürfen! Und gäbe es einen Zauber, ihn an mich zu bannen, wie ich an ihn gebannt bin, weshalb sollte ich nicht? – Es giebt so viel Verborgenes im Menschen, wovon er selbst nichts weiß – Gott hat es ihm eingepflanzt – Gott will – Sie konnte es nicht vergessen, wozu sie
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Zitationshilfe: | Fouqué, Caroline de la Motte-: Magie der Natur. In: Kleine Romanenbibliothek von und für Damen. Berlin, 1812, S. 180. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/fouque_magie_1812/187>, abgerufen am 16.02.2025. |