Fouqué, Caroline de la Motte-: Magie der Natur. In: Kleine Romanenbibliothek von und für Damen. Berlin, 1812.sie begütigend bei der Hand, warum, sagte er sanfter, wollen sie dem Schicksal etwas abtrotzen und sich dürftig aneignen, was Ihnen nicht werden sollte? warum wollen sie sich des schönen Vorrechtes begeben, durch ihr bloßes Erscheinen zu herrschen, Gesinnungen wie Thaten zu zügeln. Was sollen Ihnen die ungeschickten Waffen, die sie nicht zu lenken wissen, die unsicher umher schwanken, und meist nur sie selbst verletzen. Niemals, versetzte Viktorine, werde ich mich überzeugen, daß wir aus irgend einer Sphäre menschlicher Wirksamkeit ausgeschlossen seien. Wie häufig sind es grade Frauen, welche die Zügel des Staates geheim und sicher lenken, und nicht selten verdanken es die Männer nur ihnen, wenn sie auf ihrem rechtem Platze stehn. Meine schöne Freundin, entgegnete der Herzog, in Staatsintriguen sind die Frauen immer die Ueberlisteten, sie werden zufällige Mittel, man giebt ihnen ein buntes Seilchen in die Hand, und macht ihnen weiß, sie lenken das gewaltige Fahrzeug, indeß sie selbst weit sichrer durch Eitelkeit, Ruhmsucht und andere unreine Motive gelenkt werden. Weiser Einfluß, sagte die Präsidentin, ist sehr wohl von gewinnsüchtiger Intrigue zu unterscheiden. Wie viel erhabene Fürstinnen haben durch sie begütigend bei der Hand, warum, sagte er sanfter, wollen sie dem Schicksal etwas abtrotzen und sich dürftig aneignen, was Ihnen nicht werden sollte? warum wollen sie sich des schönen Vorrechtes begeben, durch ihr bloßes Erscheinen zu herrschen, Gesinnungen wie Thaten zu zügeln. Was sollen Ihnen die ungeschickten Waffen, die sie nicht zu lenken wissen, die unsicher umher schwanken, und meist nur sie selbst verletzen. Niemals, versetzte Viktorine, werde ich mich überzeugen, daß wir aus irgend einer Sphäre menschlicher Wirksamkeit ausgeschlossen seien. Wie häufig sind es grade Frauen, welche die Zügel des Staates geheim und sicher lenken, und nicht selten verdanken es die Männer nur ihnen, wenn sie auf ihrem rechtem Platze stehn. Meine schöne Freundin, entgegnete der Herzog, in Staatsintriguen sind die Frauen immer die Ueberlisteten, sie werden zufällige Mittel, man giebt ihnen ein buntes Seilchen in die Hand, und macht ihnen weiß, sie lenken das gewaltige Fahrzeug, indeß sie selbst weit sichrer durch Eitelkeit, Ruhmsucht und andere unreine Motive gelenkt werden. Weiser Einfluß, sagte die Präsidentin, ist sehr wohl von gewinnsüchtiger Intrigue zu unterscheiden. Wie viel erhabene Fürstinnen haben durch <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <p><pb facs="#f0184" n="177"/> sie begütigend bei der Hand, warum, sagte er sanfter, wollen sie dem Schicksal etwas abtrotzen und sich dürftig aneignen, was Ihnen nicht werden sollte? warum wollen sie sich des schönen Vorrechtes begeben, durch ihr bloßes Erscheinen zu herrschen, Gesinnungen wie Thaten zu zügeln. Was sollen Ihnen die ungeschickten Waffen, die sie nicht zu lenken wissen, die unsicher umher schwanken, und meist nur sie selbst verletzen.</p> <p>Niemals, versetzte Viktorine, werde ich mich überzeugen, daß wir aus irgend einer Sphäre menschlicher Wirksamkeit ausgeschlossen seien. Wie häufig sind es grade Frauen, welche die Zügel des Staates geheim und sicher lenken, und nicht selten verdanken es die Männer nur ihnen, wenn sie auf ihrem rechtem Platze stehn.</p> <p>Meine schöne Freundin, entgegnete der Herzog, in Staatsintriguen sind die Frauen immer die Ueberlisteten, sie werden zufällige Mittel, man giebt ihnen ein buntes Seilchen in die Hand, und macht ihnen weiß, sie lenken das gewaltige Fahrzeug, indeß sie selbst weit sichrer durch Eitelkeit, Ruhmsucht und andere unreine Motive gelenkt werden.</p> <p>Weiser Einfluß, sagte die Präsidentin, ist sehr wohl von gewinnsüchtiger Intrigue zu unterscheiden. Wie viel erhabene Fürstinnen haben durch </p> </div> </div> </body> </text> </TEI> [177/0184]
sie begütigend bei der Hand, warum, sagte er sanfter, wollen sie dem Schicksal etwas abtrotzen und sich dürftig aneignen, was Ihnen nicht werden sollte? warum wollen sie sich des schönen Vorrechtes begeben, durch ihr bloßes Erscheinen zu herrschen, Gesinnungen wie Thaten zu zügeln. Was sollen Ihnen die ungeschickten Waffen, die sie nicht zu lenken wissen, die unsicher umher schwanken, und meist nur sie selbst verletzen.
Niemals, versetzte Viktorine, werde ich mich überzeugen, daß wir aus irgend einer Sphäre menschlicher Wirksamkeit ausgeschlossen seien. Wie häufig sind es grade Frauen, welche die Zügel des Staates geheim und sicher lenken, und nicht selten verdanken es die Männer nur ihnen, wenn sie auf ihrem rechtem Platze stehn.
Meine schöne Freundin, entgegnete der Herzog, in Staatsintriguen sind die Frauen immer die Ueberlisteten, sie werden zufällige Mittel, man giebt ihnen ein buntes Seilchen in die Hand, und macht ihnen weiß, sie lenken das gewaltige Fahrzeug, indeß sie selbst weit sichrer durch Eitelkeit, Ruhmsucht und andere unreine Motive gelenkt werden.
Weiser Einfluß, sagte die Präsidentin, ist sehr wohl von gewinnsüchtiger Intrigue zu unterscheiden. Wie viel erhabene Fürstinnen haben durch
Suche im WerkInformationen zum Werk
Download dieses Werks
XML (TEI P5) ·
HTML ·
Text Metadaten zum WerkTEI-Header · CMDI · Dublin Core Ansichten dieser Seite
Voyant Tools
|
URL zu diesem Werk: | https://www.deutschestextarchiv.de/fouque_magie_1812 |
URL zu dieser Seite: | https://www.deutschestextarchiv.de/fouque_magie_1812/184 |
Zitationshilfe: | Fouqué, Caroline de la Motte-: Magie der Natur. In: Kleine Romanenbibliothek von und für Damen. Berlin, 1812, S. 177. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/fouque_magie_1812/184>, abgerufen am 16.02.2025. |