Fouqué, Caroline de la Motte-: Magie der Natur. In: Kleine Romanenbibliothek von und für Damen. Berlin, 1812.des befreundeten Lebens, voll vertraulich gewordenen, aus der aufgedeckten Welt geschöpften Wünschen, weiß kaum, wie die Nacht an die Seele des Einsamen, Hoffnungsarmen, rührt, wie er dastehen, auf einen Ton horchen könne, den er vergebens dem reichen Tagesschein abbettelte. Der Marquis hoffte mit gespannten Sinnen auf irgend eine große Offenbarung. Ihm werde, dachte er, jetzt gegeben, was er früher der Natur abzutrotzen meinte. Doch leider sollte er nur immer tiefer in die alte Verwirrung hineingerathen! Das volle Mondenlicht warf einem hellen Kreis in das Zimmer, der Marquis stand in Mitten desselben, fast regungslos, in einem Strudel ungestüm arbeiten der Vorstellungen befangen. Zwei Welten schmolzen jetzt in ihm zusammen, äußere Wahrnehmung und inneres Schauen und Fühlen wurden Eins. Der wachsende Sturm riß in seiner Seele, ohne daß er sich bewußt war, ihn zu hören, der herabströmende Regen, ja ein, zu dieser Jahreszeit ungewöhnlich starkes, Gewitter, rollte nur dumpf an ihm vorüber, doch fühlte er es wie Feuergüsse durch sich hinziehn. Auch vor den geschlossenen Augen sprühete es ihm wie Feuer, und zwar wie lauter brennende Schriftzüge, von denen er gleichwohl nichts lesen konnte. Er sprach in des befreundeten Lebens, voll vertraulich gewordenen, aus der aufgedeckten Welt geschöpften Wünschen, weiß kaum, wie die Nacht an die Seele des Einsamen, Hoffnungsarmen, rührt, wie er dastehen, auf einen Ton horchen könne, den er vergebens dem reichen Tagesschein abbettelte. Der Marquis hoffte mit gespannten Sinnen auf irgend eine große Offenbarung. Ihm werde, dachte er, jetzt gegeben, was er früher der Natur abzutrotzen meinte. Doch leider sollte er nur immer tiefer in die alte Verwirrung hineingerathen! Das volle Mondenlicht warf einem hellen Kreis in das Zimmer, der Marquis stand in Mitten desselben, fast regungslos, in einem Strudel ungestüm arbeiten der Vorstellungen befangen. Zwei Welten schmolzen jetzt in ihm zusammen, äußere Wahrnehmung und inneres Schauen und Fühlen wurden Eins. Der wachsende Sturm riß in seiner Seele, ohne daß er sich bewußt war, ihn zu hören, der herabströmende Regen, ja ein, zu dieser Jahreszeit ungewöhnlich starkes, Gewitter, rollte nur dumpf an ihm vorüber, doch fühlte er es wie Feuergüsse durch sich hinziehn. Auch vor den geschlossenen Augen sprühete es ihm wie Feuer, und zwar wie lauter brennende Schriftzüge, von denen er gleichwohl nichts lesen konnte. Er sprach in <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <p><pb facs="#f0018" n="11"/> des befreundeten Lebens, voll vertraulich gewordenen, aus der aufgedeckten Welt geschöpften Wünschen, weiß kaum, wie die Nacht an die Seele des Einsamen, Hoffnungsarmen, rührt, wie er dastehen, auf einen Ton horchen könne, den er vergebens dem reichen Tagesschein abbettelte.</p> <p>Der Marquis hoffte mit gespannten Sinnen auf irgend eine große Offenbarung. Ihm werde, dachte er, jetzt gegeben, was er früher der Natur abzutrotzen meinte. Doch leider sollte er nur immer tiefer in die alte Verwirrung hineingerathen!</p> <p>Das volle Mondenlicht warf einem hellen Kreis in das Zimmer, der Marquis stand in Mitten desselben, fast regungslos, in einem Strudel ungestüm arbeiten der Vorstellungen befangen. Zwei Welten schmolzen jetzt in ihm zusammen, äußere Wahrnehmung und inneres Schauen und Fühlen wurden Eins. Der wachsende Sturm riß in seiner Seele, ohne daß er sich bewußt war, ihn zu hören, der herabströmende Regen, ja ein, zu dieser Jahreszeit ungewöhnlich starkes, Gewitter, rollte nur dumpf an ihm vorüber, doch fühlte er es wie Feuergüsse durch sich hinziehn. Auch vor den geschlossenen Augen sprühete es ihm wie Feuer, und zwar wie lauter brennende Schriftzüge, von denen er gleichwohl nichts lesen konnte. Er sprach in </p> </div> </div> </body> </text> </TEI> [11/0018]
des befreundeten Lebens, voll vertraulich gewordenen, aus der aufgedeckten Welt geschöpften Wünschen, weiß kaum, wie die Nacht an die Seele des Einsamen, Hoffnungsarmen, rührt, wie er dastehen, auf einen Ton horchen könne, den er vergebens dem reichen Tagesschein abbettelte.
Der Marquis hoffte mit gespannten Sinnen auf irgend eine große Offenbarung. Ihm werde, dachte er, jetzt gegeben, was er früher der Natur abzutrotzen meinte. Doch leider sollte er nur immer tiefer in die alte Verwirrung hineingerathen!
Das volle Mondenlicht warf einem hellen Kreis in das Zimmer, der Marquis stand in Mitten desselben, fast regungslos, in einem Strudel ungestüm arbeiten der Vorstellungen befangen. Zwei Welten schmolzen jetzt in ihm zusammen, äußere Wahrnehmung und inneres Schauen und Fühlen wurden Eins. Der wachsende Sturm riß in seiner Seele, ohne daß er sich bewußt war, ihn zu hören, der herabströmende Regen, ja ein, zu dieser Jahreszeit ungewöhnlich starkes, Gewitter, rollte nur dumpf an ihm vorüber, doch fühlte er es wie Feuergüsse durch sich hinziehn. Auch vor den geschlossenen Augen sprühete es ihm wie Feuer, und zwar wie lauter brennende Schriftzüge, von denen er gleichwohl nichts lesen konnte. Er sprach in
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