Fouqué, Caroline de la Motte-: Magie der Natur. In: Kleine Romanenbibliothek von und für Damen. Berlin, 1812.Art geweiheter Amulete, verdeckt war. Die weiten Aermel streifte er, indem sie ihm, bei freier, oft heftiger Bewegung hinderlich waren, meist in die Höhe und ließ die Arme unbedeckt daraus hervorsehen. Das Haar blieb unfrisirt und ungepudert; um es indeß über der Stirn zusammen zu halten, trug er um diese ein farbiges Tuch geknüpft. Den Bart ließ er sich nicht so oft abnehmen, daß dessen dunkle Bläue nicht Kinn und Hals beschattet hätte. Doch vor allem auffallend an ihm war die Gewohnheit, sehr laut und überaus schnell und anhaltend vor sich selbst zu reden, so bald er allein war. Die innere Nothwendigkeit, dieses zu sein, und das Bedürfniß, durch Wort und Geberde aus sich herauszugehn, vielleicht auch andere, nicht gekannte, Ursachen, ließen ihn so ungetheiltes Gespräch oft Stundenlang führen. Seine Leute, anfänglich in dem Glauben, ihm sei etwas zugestoßen, dann aber, um ihn aufmerksamer auf sich selbst zu machen, eilten zu ihm in das Zimmer, nach seinen Befehlen fragend? Aber sie mußten jedesmal solchen Vorwitz durch einen fürchterlichen Blick büßen, den er aus dem glühendem Augenpaar auf sie niederschoß, indem er mit einer Art zitternden Donner in der Stimme rief: was wollt Ihr? Niemand verlangt Euch! Ihr seid Gottlob weit von meinen Gedanken. Auch konnte er solche Art geweiheter Amulete, verdeckt war. Die weiten Aermel streifte er, indem sie ihm, bei freier, oft heftiger Bewegung hinderlich waren, meist in die Höhe und ließ die Arme unbedeckt daraus hervorsehen. Das Haar blieb unfrisirt und ungepudert; um es indeß über der Stirn zusammen zu halten, trug er um diese ein farbiges Tuch geknüpft. Den Bart ließ er sich nicht so oft abnehmen, daß dessen dunkle Bläue nicht Kinn und Hals beschattet hätte. Doch vor allem auffallend an ihm war die Gewohnheit, sehr laut und überaus schnell und anhaltend vor sich selbst zu reden, so bald er allein war. Die innere Nothwendigkeit, dieses zu sein, und das Bedürfniß, durch Wort und Geberde aus sich herauszugehn, vielleicht auch andere, nicht gekannte, Ursachen, ließen ihn so ungetheiltes Gespräch oft Stundenlang führen. Seine Leute, anfänglich in dem Glauben, ihm sei etwas zugestoßen, dann aber, um ihn aufmerksamer auf sich selbst zu machen, eilten zu ihm in das Zimmer, nach seinen Befehlen fragend? Aber sie mußten jedesmal solchen Vorwitz durch einen fürchterlichen Blick büßen, den er aus dem glühendem Augenpaar auf sie niederschoß, indem er mit einer Art zitternden Donner in der Stimme rief: was wollt Ihr? Niemand verlangt Euch! Ihr seid Gottlob weit von meinen Gedanken. Auch konnte er solche <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <p><pb facs="#f0015" n="8"/> Art geweiheter Amulete, verdeckt war. Die weiten Aermel streifte er, indem sie ihm, bei freier, oft heftiger Bewegung hinderlich waren, meist in die Höhe und ließ die Arme unbedeckt daraus hervorsehen. Das Haar blieb unfrisirt und ungepudert; um es indeß über der Stirn zusammen zu halten, trug er um diese ein farbiges Tuch geknüpft. Den Bart ließ er sich nicht so oft abnehmen, daß dessen dunkle Bläue nicht Kinn und Hals beschattet hätte. Doch vor allem auffallend an ihm war die Gewohnheit, sehr laut und überaus schnell und anhaltend vor sich selbst zu reden, so bald er allein war. Die innere Nothwendigkeit, dieses zu sein, und das Bedürfniß, durch Wort und Geberde aus sich herauszugehn, vielleicht auch andere, nicht gekannte, Ursachen, ließen ihn so ungetheiltes Gespräch oft Stundenlang führen. Seine Leute, anfänglich in dem Glauben, ihm sei etwas zugestoßen, dann aber, um ihn aufmerksamer auf sich selbst zu machen, eilten zu ihm in das Zimmer, nach seinen Befehlen fragend? Aber sie mußten jedesmal solchen Vorwitz durch einen fürchterlichen Blick büßen, den er aus dem glühendem Augenpaar auf sie niederschoß, indem er mit einer Art zitternden Donner in der Stimme rief: was wollt Ihr? Niemand verlangt Euch! Ihr seid Gottlob weit von meinen Gedanken. Auch konnte er solche </p> </div> </div> </body> </text> </TEI> [8/0015]
Art geweiheter Amulete, verdeckt war. Die weiten Aermel streifte er, indem sie ihm, bei freier, oft heftiger Bewegung hinderlich waren, meist in die Höhe und ließ die Arme unbedeckt daraus hervorsehen. Das Haar blieb unfrisirt und ungepudert; um es indeß über der Stirn zusammen zu halten, trug er um diese ein farbiges Tuch geknüpft. Den Bart ließ er sich nicht so oft abnehmen, daß dessen dunkle Bläue nicht Kinn und Hals beschattet hätte. Doch vor allem auffallend an ihm war die Gewohnheit, sehr laut und überaus schnell und anhaltend vor sich selbst zu reden, so bald er allein war. Die innere Nothwendigkeit, dieses zu sein, und das Bedürfniß, durch Wort und Geberde aus sich herauszugehn, vielleicht auch andere, nicht gekannte, Ursachen, ließen ihn so ungetheiltes Gespräch oft Stundenlang führen. Seine Leute, anfänglich in dem Glauben, ihm sei etwas zugestoßen, dann aber, um ihn aufmerksamer auf sich selbst zu machen, eilten zu ihm in das Zimmer, nach seinen Befehlen fragend? Aber sie mußten jedesmal solchen Vorwitz durch einen fürchterlichen Blick büßen, den er aus dem glühendem Augenpaar auf sie niederschoß, indem er mit einer Art zitternden Donner in der Stimme rief: was wollt Ihr? Niemand verlangt Euch! Ihr seid Gottlob weit von meinen Gedanken. Auch konnte er solche
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Zitationshilfe: | Fouqué, Caroline de la Motte-: Magie der Natur. In: Kleine Romanenbibliothek von und für Damen. Berlin, 1812, S. 8. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/fouque_magie_1812/15>, abgerufen am 16.02.2025. |