Fouqué, Caroline de La Motte-: Ueber deutsche Geselligkeit. Berlin, 1814.jedem seine Stelle anwies. Jch war zu Haus, Es ging Frau von Stael mit dem Urtheil jedem ſeine Stelle anwies. Jch war zu Haus, Es ging Frau von Stael mit dem Urtheil <TEI> <text> <body> <div n="1"> <p><pb facs="#f0010" n="8"/> jedem ſeine Stelle anwies. Jch war zu Haus,<lb/> und fuͤhlte, daß es Frau von Stael nicht war,<lb/> nicht ſeyn konnte, als ſie uͤber Deutſche redete,<lb/> denn ihr fehlte das erſte Element deutſchen Lebens,<lb/><hi rendition="#g">deutſche Luft</hi>. Jhr Athem, ihr Organ ward<lb/> durch einen andern Hauch bewegt, die Toͤne ſtießen<lb/> und brachen ſich in dem fremden, ohne in einan-<lb/> der zu fließen, <hi rendition="#g">es lagen Berge dazwiſchen</hi>.</p><lb/> <p>Es ging Frau von Stael mit dem Urtheil<lb/> uͤber Deutſche, wie es unſern Anſichten und Vor-<lb/> ſtellungen vom Griechiſchen und Roͤmiſchen Natio-<lb/> nalſinn, vom Leben und Seyn des Alterthums<lb/> uͤberhaupt taͤglich zu ergehen pflegt: es ſind Ab-<lb/> ſtracta, die des eigenthuͤmlich beweglichen Lebens-<lb/> ſchwunges entbehren. Wir ſtudiren Kunſt und Li-<lb/> teraturgeſchichte alter Voͤlker, der Verſtand bahnt<lb/> ſich behend und ſicher einen Weg durch alle Win-<lb/> dungen politiſcher und geſelliger Jnſtitutionen, die<lb/> ewige Vermittlerin, Phantaſie, wogt mit beſeelen-<lb/> dem Fluͤgelſchlag uͤber der ernſten Geiſterwelt,<lb/> Blitze des Lebens gehen auf, große Ahnungen wer-<lb/> den laut: doch wollen ſie ſich Leib und Daſeyn<lb/></p> </div> </body> </text> </TEI> [8/0010]
jedem ſeine Stelle anwies. Jch war zu Haus,
und fuͤhlte, daß es Frau von Stael nicht war,
nicht ſeyn konnte, als ſie uͤber Deutſche redete,
denn ihr fehlte das erſte Element deutſchen Lebens,
deutſche Luft. Jhr Athem, ihr Organ ward
durch einen andern Hauch bewegt, die Toͤne ſtießen
und brachen ſich in dem fremden, ohne in einan-
der zu fließen, es lagen Berge dazwiſchen.
Es ging Frau von Stael mit dem Urtheil
uͤber Deutſche, wie es unſern Anſichten und Vor-
ſtellungen vom Griechiſchen und Roͤmiſchen Natio-
nalſinn, vom Leben und Seyn des Alterthums
uͤberhaupt taͤglich zu ergehen pflegt: es ſind Ab-
ſtracta, die des eigenthuͤmlich beweglichen Lebens-
ſchwunges entbehren. Wir ſtudiren Kunſt und Li-
teraturgeſchichte alter Voͤlker, der Verſtand bahnt
ſich behend und ſicher einen Weg durch alle Win-
dungen politiſcher und geſelliger Jnſtitutionen, die
ewige Vermittlerin, Phantaſie, wogt mit beſeelen-
dem Fluͤgelſchlag uͤber der ernſten Geiſterwelt,
Blitze des Lebens gehen auf, große Ahnungen wer-
den laut: doch wollen ſie ſich Leib und Daſeyn
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