vergnügtes Gesicht aufgelegt, daß die kleinste Wolke tiefrer Regung sie stört und stören muß. Man kann durch nichts lästiger und lächer- licher werden, als wenn man das Jnnre nach Außen wendet, und das Wesen durch die Formen des Umganges durchschim- mern läßt. Gleichwohl begegnet es jedem Menschen, daß bei etwanigem Dazwischen- treten der Umstände, seine Eigenthümlichkeit, es seye verletzend oder wohlthuend, berührt werde, die augenblickliche Erschütterung ruft die Wahrheit allzumächtig an, sie kann nicht stumm bleiben, sie verräth sich. Damit dies nun ohne ridicule abgehe, müssen Spott und Scherz die kleine Unbesonnenheit selbst be- lächeln helfen. Geschieht das mit Verstand, oder auch nur mit Grazie, so gewinnt die gesellige Heuchelei entweder den Anstrich des Humoristischen, oder sie wird interessant durch das, was verführerische Anmuth jedwedem Spiele mit Empfindungen leihet. Mischt sich aber nüchterne Beschränktheit in die fal- sche Schaam, will sie wieder gut machen, was vielleicht einzig noch Gutes an ihr war,
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vergnuͤgtes Geſicht aufgelegt, daß die kleinſte Wolke tiefrer Regung ſie ſtoͤrt und ſtoͤren muß. Man kann durch nichts laͤſtiger und laͤcher- licher werden, als wenn man das Jnnre nach Außen wendet, und das Weſen durch die Formen des Umganges durchſchim- mern laͤßt. Gleichwohl begegnet es jedem Menſchen, daß bei etwanigem Dazwiſchen- treten der Umſtaͤnde, ſeine Eigenthuͤmlichkeit, es ſeye verletzend oder wohlthuend, beruͤhrt werde, die augenblickliche Erſchuͤtterung ruft die Wahrheit allzumaͤchtig an, ſie kann nicht ſtumm bleiben, ſie verraͤth ſich. Damit dies nun ohne ridicule abgehe, muͤſſen Spott und Scherz die kleine Unbeſonnenheit ſelbſt be- laͤcheln helfen. Geſchieht das mit Verſtand, oder auch nur mit Grazie, ſo gewinnt die geſellige Heuchelei entweder den Anſtrich des Humoriſtiſchen, oder ſie wird intereſſant durch das, was verfuͤhreriſche Anmuth jedwedem Spiele mit Empfindungen leihet. Miſcht ſich aber nuͤchterne Beſchraͤnktheit in die fal- ſche Schaam, will ſie wieder gut machen, was vielleicht einzig noch Gutes an ihr war,
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vergnuͤgtes Geſicht aufgelegt, daß die kleinſte
Wolke tiefrer Regung ſie ſtoͤrt und ſtoͤren muß.
Man kann durch nichts laͤſtiger und laͤcher-
licher werden, als wenn man das Jnnre
nach Außen wendet, und das Weſen durch
die Formen des Umganges durchſchim-
mern laͤßt. Gleichwohl begegnet es jedem
Menſchen, daß bei etwanigem Dazwiſchen-
treten der Umſtaͤnde, ſeine Eigenthuͤmlichkeit,
es ſeye verletzend oder wohlthuend, beruͤhrt
werde, die augenblickliche Erſchuͤtterung ruft
die Wahrheit allzumaͤchtig an, ſie kann nicht
ſtumm bleiben, ſie verraͤth ſich. Damit dies
nun ohne ridicule abgehe, muͤſſen Spott und
Scherz die kleine Unbeſonnenheit ſelbſt be-
laͤcheln helfen. Geſchieht das mit Verſtand,
oder auch nur mit Grazie, ſo gewinnt die
geſellige Heuchelei entweder den Anſtrich des
Humoriſtiſchen, oder ſie wird intereſſant durch
das, was verfuͤhreriſche Anmuth jedwedem
Spiele mit Empfindungen leihet. Miſcht
ſich aber nuͤchterne Beſchraͤnktheit in die fal-
ſche Schaam, will ſie wieder gut machen,
was vielleicht einzig noch Gutes an ihr war,
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Fouqué, Caroline de La Motte-: Die Frauen in der großen Welt. Berlin, 1826, S. 211. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/fouque_frauen_1826/215>, abgerufen am 22.11.2024.
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