tes ist in beiden derselbe, und doch zerfällt die Bedeutung davon in Sein und Erschei- nen. Was man von dem Wesentlichen an sich verlangt, leidet Modificationen durch die Form. Diese muß ihrer Natur nach man- nigfaltig sein, wie Zeit und Lebensverhält- nisse auf sie agiren.
Jede verschiedene Abstufung geselliger Zustände hat ihre eigenthümliche Phisiogno- mie der Sitten gehabt. Vergleichen wir die feinste Urbanität der Athener mit der Cour d'amour, und der angenehmen Nachläßig- keit der Gegenwart, so können wir die sehr frappanten Abweichungen nicht übersehen, und gleichwohl sind die Anfoderungen an sittlichem Sein so alt und ursprünglich, wie das Bewußtwerden menschlicher Herrschaft über thierische Natur. Das sittliche Gefühl ist eingeboren, und völlig eins mit dem, ei- ner höherern Bestimmung. Der bloße Stolz verbietet schon sich zum Sklaven niederer Neigungen zu machen. Dies Gebot nimmt in eben den Maaße an Gewicht zu, als die Würde des Daseins bestimmter und reiner
tes iſt in beiden derſelbe, und doch zerfaͤllt die Bedeutung davon in Sein und Erſchei- nen. Was man von dem Weſentlichen an ſich verlangt, leidet Modificationen durch die Form. Dieſe muß ihrer Natur nach man- nigfaltig ſein, wie Zeit und Lebensverhaͤlt- niſſe auf ſie agiren.
Jede verſchiedene Abſtufung geſelliger Zuſtaͤnde hat ihre eigenthuͤmliche Phiſiogno- mie der Sitten gehabt. Vergleichen wir die feinſte Urbanitaͤt der Athener mit der Cour d’amour, und der angenehmen Nachlaͤßig- keit der Gegenwart, ſo koͤnnen wir die ſehr frappanten Abweichungen nicht uͤberſehen, und gleichwohl ſind die Anfoderungen an ſittlichem Sein ſo alt und urſpruͤnglich, wie das Bewußtwerden menſchlicher Herrſchaft uͤber thieriſche Natur. Das ſittliche Gefuͤhl iſt eingeboren, und voͤllig eins mit dem, ei- ner hoͤherern Beſtimmung. Der bloße Stolz verbietet ſchon ſich zum Sklaven niederer Neigungen zu machen. Dies Gebot nimmt in eben den Maaße an Gewicht zu, als die Wuͤrde des Daſeins beſtimmter und reiner
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tes iſt in beiden derſelbe, und doch zerfaͤllt
die Bedeutung davon in Sein und Erſchei-
nen. Was man von dem Weſentlichen an
ſich verlangt, leidet Modificationen durch die
Form. Dieſe muß ihrer Natur nach man-
nigfaltig ſein, wie Zeit und Lebensverhaͤlt-
niſſe auf ſie agiren.
Jede verſchiedene Abſtufung geſelliger
Zuſtaͤnde hat ihre eigenthuͤmliche Phiſiogno-
mie der Sitten gehabt. Vergleichen wir die
feinſte Urbanitaͤt der Athener mit der Cour
d’amour, und der angenehmen Nachlaͤßig-
keit der Gegenwart, ſo koͤnnen wir die ſehr
frappanten Abweichungen nicht uͤberſehen,
und gleichwohl ſind die Anfoderungen an
ſittlichem Sein ſo alt und urſpruͤnglich, wie
das Bewußtwerden menſchlicher Herrſchaft
uͤber thieriſche Natur. Das ſittliche Gefuͤhl
iſt eingeboren, und voͤllig eins mit dem, ei-
ner hoͤherern Beſtimmung. Der bloße Stolz
verbietet ſchon ſich zum Sklaven niederer
Neigungen zu machen. Dies Gebot nimmt
in eben den Maaße an Gewicht zu, als die
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Fouqué, Caroline de La Motte-: Die Frauen in der großen Welt. Berlin, 1826, S. 188. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/fouque_frauen_1826/192>, abgerufen am 02.05.2024.
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