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Fouqué, Caroline de La Motte-: Die Frauen in der großen Welt. Berlin, 1826.

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allein, daß nicht der Wetteifer des Zuvor-
thuns Eitelkeit und Ehrgeiz in ihm weckten?
Wo ist der verborgene Winkel, das unschein-
bare Beginnen, in welchem diese Feinde der
Ruhe nicht dennoch nisteten? Nur allein in
Bezug des weiblichen Geschlechts betrachtet,
so darf ich sagen, von der gewählten Pariser
Balltoilette bis auf den Sonntagsputz der
bescheidenen Dorfkirch-Gängerin, spricht sich
derselbe Trieb, den Sieg über Andre davon
zu tragen, unläugbar aus. Und gälte es
das kleinste Hauswesen, die allerdunkelste
Wirksamkeit in diesem, die Ueberzeugung
mehr zu leisten, als die Nachbarin, es bes-
ser, geschickter anzugreifen, und bleibendern
Vortheil aus den Begünstigungen des Ohn-
gefährs zu ziehen, bieten der Eitelkeit in der
gröbern Kost eine so gute Nahrung, daß sie
um so bequemer unter dem demüthigen Stroh-
dache weilt, als sie hier weniger Umstände
zu machen braucht, und unmittelbarer zum
Ziele gelangt.

Jch kenne die kleinen Zierereien, die na-
türliche Coquetterie schäferlicher Landschönen;

allein, daß nicht der Wetteifer des Zuvor-
thuns Eitelkeit und Ehrgeiz in ihm weckten?
Wo iſt der verborgene Winkel, das unſchein-
bare Beginnen, in welchem dieſe Feinde der
Ruhe nicht dennoch niſteten? Nur allein in
Bezug des weiblichen Geſchlechts betrachtet,
ſo darf ich ſagen, von der gewaͤhlten Pariſer
Balltoilette bis auf den Sonntagsputz der
beſcheidenen Dorfkirch-Gaͤngerin, ſpricht ſich
derſelbe Trieb, den Sieg uͤber Andre davon
zu tragen, unlaͤugbar aus. Und gaͤlte es
das kleinſte Hausweſen, die allerdunkelſte
Wirkſamkeit in dieſem, die Ueberzeugung
mehr zu leiſten, als die Nachbarin, es beſ-
ſer, geſchickter anzugreifen, und bleibendern
Vortheil aus den Beguͤnſtigungen des Ohn-
gefaͤhrs zu ziehen, bieten der Eitelkeit in der
groͤbern Koſt eine ſo gute Nahrung, daß ſie
um ſo bequemer unter dem demuͤthigen Stroh-
dache weilt, als ſie hier weniger Umſtaͤnde
zu machen braucht, und unmittelbarer zum
Ziele gelangt.

Jch kenne die kleinen Zierereien, die na-
tuͤrliche Coquetterie ſchaͤferlicher Landſchoͤnen;

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[15/0019] allein, daß nicht der Wetteifer des Zuvor- thuns Eitelkeit und Ehrgeiz in ihm weckten? Wo iſt der verborgene Winkel, das unſchein- bare Beginnen, in welchem dieſe Feinde der Ruhe nicht dennoch niſteten? Nur allein in Bezug des weiblichen Geſchlechts betrachtet, ſo darf ich ſagen, von der gewaͤhlten Pariſer Balltoilette bis auf den Sonntagsputz der beſcheidenen Dorfkirch-Gaͤngerin, ſpricht ſich derſelbe Trieb, den Sieg uͤber Andre davon zu tragen, unlaͤugbar aus. Und gaͤlte es das kleinſte Hausweſen, die allerdunkelſte Wirkſamkeit in dieſem, die Ueberzeugung mehr zu leiſten, als die Nachbarin, es beſ- ſer, geſchickter anzugreifen, und bleibendern Vortheil aus den Beguͤnſtigungen des Ohn- gefaͤhrs zu ziehen, bieten der Eitelkeit in der groͤbern Koſt eine ſo gute Nahrung, daß ſie um ſo bequemer unter dem demuͤthigen Stroh- dache weilt, als ſie hier weniger Umſtaͤnde zu machen braucht, und unmittelbarer zum Ziele gelangt. Jch kenne die kleinen Zierereien, die na- tuͤrliche Coquetterie ſchaͤferlicher Landſchoͤnen;

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Zitationshilfe: Fouqué, Caroline de La Motte-: Die Frauen in der großen Welt. Berlin, 1826, S. 15. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/fouque_frauen_1826/19>, abgerufen am 29.03.2024.