sein nicht eng genug umschließen, der Phan- tasie die Zugänge nicht dicht genug verbau- en zu können.
Alle Extreme bedingen sich durch ein- ander. Aber die Flucht von dem Einen zu dem Andern stellt das Gleichgewicht nicht her. Das beruhet auch niemals auf dem Negativen allein. Dadurch. daß man sich der Bequemlichkeit im Negligene des Haus- costumes in die Arme wirft, fühlt sich kein Mensch bequem, höchstens lose und unge- bunden, doch keinesweges in der elastischen Haltung, welche freie und leichte Beweglich- keit nach allen Seiten gestattet. Es fühlt das auch im Grunde jeder. Daher die häu- figen Klagen über Mangel an Vergnügen. Man dedenkt nicht, daß sich die Organe dafür in dem weichlichen Verschwimmen des Gewohnheits-Lebens abstumpfen, und, bei überall mangelnder Frische, die Freude am wenigsten ein Jugendliches Gesicht be- hält.
Wenn es immer schwer sein mag ge- gen den Strom der Zeit zu steuern, so ist
ſein nicht eng genug umſchließen, der Phan- taſie die Zugaͤnge nicht dicht genug verbau- en zu koͤnnen.
Alle Extreme bedingen ſich durch ein- ander. Aber die Flucht von dem Einen zu dem Andern ſtellt das Gleichgewicht nicht her. Das beruhet auch niemals auf dem Negativen allein. Dadurch. daß man ſich der Bequemlichkeit im Negligẽe des Haus- costumes in die Arme wirft, fuͤhlt ſich kein Menſch bequem, hoͤchſtens loſe und unge- bunden, doch keinesweges in der elaſtiſchen Haltung, welche freie und leichte Beweglich- keit nach allen Seiten geſtattet. Es fuͤhlt das auch im Grunde jeder. Daher die haͤu- figen Klagen uͤber Mangel an Vergnuͤgen. Man dedenkt nicht, daß ſich die Organe dafuͤr in dem weichlichen Verſchwimmen des Gewohnheits-Lebens abſtumpfen, und, bei uͤberall mangelnder Friſche, die Freude am wenigſten ein Jugendliches Geſicht be- haͤlt.
Wenn es immer ſchwer ſein mag ge- gen den Strom der Zeit zu ſteuern, ſo iſt
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ſein nicht eng genug umſchließen, der Phan-
taſie die Zugaͤnge nicht dicht genug verbau-
en zu koͤnnen.
Alle Extreme bedingen ſich durch ein-
ander. Aber die Flucht von dem Einen
zu dem Andern ſtellt das Gleichgewicht nicht
her. Das beruhet auch niemals auf dem
Negativen allein. Dadurch. daß man ſich
der Bequemlichkeit im Negligẽe des Haus-
costumes in die Arme wirft, fuͤhlt ſich kein
Menſch bequem, hoͤchſtens loſe und unge-
bunden, doch keinesweges in der elaſtiſchen
Haltung, welche freie und leichte Beweglich-
keit nach allen Seiten geſtattet. Es fuͤhlt
das auch im Grunde jeder. Daher die haͤu-
figen Klagen uͤber Mangel an Vergnuͤgen.
Man dedenkt nicht, daß ſich die Organe
dafuͤr in dem weichlichen Verſchwimmen
des Gewohnheits-Lebens abſtumpfen, und,
bei uͤberall mangelnder Friſche, die Freude
am wenigſten ein Jugendliches Geſicht be-
haͤlt.
Wenn es immer ſchwer ſein mag ge-
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Fouqué, Caroline de La Motte-: Die Frauen in der großen Welt. Berlin, 1826, S. 183. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/fouque_frauen_1826/187>, abgerufen am 02.05.2024.
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