den Einfluß liebenswürdiger Theilnahme un- wiederbringlich nehmen.
Zu hart mag es scheinen, die ernsten Betrachtungen, wie eine dunkle Folie zwi- schen den Schimmer erster, ungekannter Freuden schieben, und den harmlosen Blick der Einfalt, dadurch trüben zu wollen, daß man ihm die Zukunft zur Gegenwart macht. Genieße doch die Jugend, was die Jugend bietet! höre ich hier Viele, unzufrieden aus- rufen. Wozu die angenehme Täuschung vor der Zeit zerstören! Weshalb da Miß- trauen ausstreuen, wo Glaube und Zuver- sicht allein gefahrlos an Klippen hinführen können!
Jch erwiedre, Dünkel ist nicht Glau- be, Anmaßung nicht Vertrauen. Beide bemächtigen sich der Seele niemals unge- straft, wie unschuldig das Ding auch aus- sehen möge.
Sollen Bewundrung und Beifall nicht in das Gebiet der Thorheit verlocken, so muß der geschmeichelte Sinn schüchtern in sich zurücksinken, und ein gesunder Verstand,
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den Einfluß liebenswuͤrdiger Theilnahme un- wiederbringlich nehmen.
Zu hart mag es ſcheinen, die ernſten Betrachtungen, wie eine dunkle Folie zwi- ſchen den Schimmer erſter, ungekannter Freuden ſchieben, und den harmloſen Blick der Einfalt, dadurch truͤben zu wollen, daß man ihm die Zukunft zur Gegenwart macht. Genieße doch die Jugend, was die Jugend bietet! hoͤre ich hier Viele, unzufrieden aus- rufen. Wozu die angenehme Taͤuſchung vor der Zeit zerſtoͤren! Weshalb da Miß- trauen ausſtreuen, wo Glaube und Zuver- ſicht allein gefahrlos an Klippen hinfuͤhren koͤnnen!
Jch erwiedre, Duͤnkel iſt nicht Glau- be, Anmaßung nicht Vertrauen. Beide bemaͤchtigen ſich der Seele niemals unge- ſtraft, wie unſchuldig das Ding auch aus- ſehen moͤge.
Sollen Bewundrung und Beifall nicht in das Gebiet der Thorheit verlocken, ſo muß der geſchmeichelte Sinn ſchuͤchtern in ſich zuruͤckſinken, und ein geſunder Verſtand,
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den Einfluß liebenswuͤrdiger Theilnahme un-
wiederbringlich nehmen.
Zu hart mag es ſcheinen, die ernſten
Betrachtungen, wie eine dunkle Folie zwi-
ſchen den Schimmer erſter, ungekannter
Freuden ſchieben, und den harmloſen Blick
der Einfalt, dadurch truͤben zu wollen, daß
man ihm die Zukunft zur Gegenwart macht.
Genieße doch die Jugend, was die Jugend
bietet! hoͤre ich hier Viele, unzufrieden aus-
rufen. Wozu die angenehme Taͤuſchung
vor der Zeit zerſtoͤren! Weshalb da Miß-
trauen ausſtreuen, wo Glaube und Zuver-
ſicht allein gefahrlos an Klippen hinfuͤhren
koͤnnen!
Jch erwiedre, Duͤnkel iſt nicht Glau-
be, Anmaßung nicht Vertrauen. Beide
bemaͤchtigen ſich der Seele niemals unge-
ſtraft, wie unſchuldig das Ding auch aus-
ſehen moͤge.
Sollen Bewundrung und Beifall nicht
in das Gebiet der Thorheit verlocken, ſo
muß der geſchmeichelte Sinn ſchuͤchtern in
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Fouqué, Caroline de La Motte-: Die Frauen in der großen Welt. Berlin, 1826, S. 113. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/fouque_frauen_1826/117>, abgerufen am 16.02.2025.
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