dem eigentlichen Heiligthum Eurer Brust. Bis dahin dringt nichts, was nicht dort weilen dürfte. Mit andern Worten: Jhr empfindet den Unterschied zwischen Vergäng- lichem und Unvergänglichem. Und wenn Euch auch das Erstre anzieht, so nennt Jhr doch Eitelkeit Eitelkeit, und flüchtet, so oft Jhr Euch ganz und vollständig fühlen wollt, zu dem, was bleibt. Leicht und froh mögt Jhr daher sagen: wo mein Herz ist, da ist auch mein Gott.
Mag deshalb immerhin das Auge bei'm ersten Aufblick in die reiche, glänzende Welt ein wenig geblendet, der Sinn gefangen, der Wunsch allzulebhaft angesprochen werden, ist Wahrheit im Kerne des Wesens, so be- siegt sie schnell die unbequeme Spannung, und stellt in unangefochtener Gesundheit, das natürliche Gleichgewicht wieder her.
Hierüber müssen sich bald, die den- kende Mutter und das vertrauende Kind, Eine durch die Andre, belehren. Und wenn ihnen dann auch der Eintritt in die Welt nicht gerade wie ein Uebel erscheint, so wer-
dem eigentlichen Heiligthum Eurer Bruſt. Bis dahin dringt nichts, was nicht dort weilen duͤrfte. Mit andern Worten: Jhr empfindet den Unterſchied zwiſchen Vergaͤng- lichem und Unvergaͤnglichem. Und wenn Euch auch das Erſtre anzieht, ſo nennt Jhr doch Eitelkeit Eitelkeit, und fluͤchtet, ſo oft Jhr Euch ganz und vollſtaͤndig fuͤhlen wollt, zu dem, was bleibt. Leicht und froh moͤgt Jhr daher ſagen: wo mein Herz iſt, da iſt auch mein Gott.
Mag deshalb immerhin das Auge bei’m erſten Aufblick in die reiche, glaͤnzende Welt ein wenig geblendet, der Sinn gefangen, der Wunſch allzulebhaft angeſprochen werden, iſt Wahrheit im Kerne des Weſens, ſo be- ſiegt ſie ſchnell die unbequeme Spannung, und ſtellt in unangefochtener Geſundheit, das natuͤrliche Gleichgewicht wieder her.
Hieruͤber muͤſſen ſich bald, die den- kende Mutter und das vertrauende Kind, Eine durch die Andre, belehren. Und wenn ihnen dann auch der Eintritt in die Welt nicht gerade wie ein Uebel erſcheint, ſo wer-
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dem eigentlichen Heiligthum Eurer Bruſt.
Bis dahin dringt nichts, was nicht dort
weilen duͤrfte. Mit andern Worten: Jhr
empfindet den Unterſchied zwiſchen Vergaͤng-
lichem und Unvergaͤnglichem. Und wenn
Euch auch das Erſtre anzieht, ſo nennt Jhr
doch Eitelkeit Eitelkeit, und fluͤchtet, ſo
oft Jhr Euch ganz und vollſtaͤndig fuͤhlen
wollt, zu dem, was bleibt. Leicht und froh
moͤgt Jhr daher ſagen: wo mein Herz iſt,
da iſt auch mein Gott.
Mag deshalb immerhin das Auge bei’m
erſten Aufblick in die reiche, glaͤnzende Welt
ein wenig geblendet, der Sinn gefangen, der
Wunſch allzulebhaft angeſprochen werden,
iſt Wahrheit im Kerne des Weſens, ſo be-
ſiegt ſie ſchnell die unbequeme Spannung,
und ſtellt in unangefochtener Geſundheit, das
natuͤrliche Gleichgewicht wieder her.
Hieruͤber muͤſſen ſich bald, die den-
kende Mutter und das vertrauende Kind,
Eine durch die Andre, belehren. Und wenn
ihnen dann auch der Eintritt in die Welt
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Fouqué, Caroline de La Motte-: Die Frauen in der großen Welt. Berlin, 1826, S. 104. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/fouque_frauen_1826/108>, abgerufen am 16.02.2025.
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