Fouqué, Caroline de la Motte-: Die Frau des Falkensteins. Zweites Bändchen. Berlin, 1810.Dich fragen, ob Du ein theuer gelobtes Wort brechen, ob Du alle göttliche Ordnung verhöhnen darfst? Ach ich vergesse, daß mein Glück wie mein Recht nur in dem kunstreichen Gewebe zweier geschäftigen Frauen erwuchs, daß mein Sinn zufällig in die Dichtung verstrickt ward, während der Deine sie weit überflog, daß nichts von dem allen wirklich bestand, als meine Liebe, meine qualvolle Liebe, die nun, da die bunten Fäden zerschnitten sind, in meiner Brust ihr Grab findet. Ach Luise, Luise, wie elend sind wir! Ja, Du bist es auch; ich fühle es wohl, wie Reue und Sehnsucht zerstörend um Dich kämpfen, wie alles in der Zukunft Dich anzieht und abstößt, wie Du zwischen mir und Fernando, zwischen dem alten, befreundeten Jugendgespielen, dem Liebling Deiner Mutter, und dem heißersehnten, durch Blut und Sünde erkauften, Geliebten dastehst, und bei keinem, keinem die Ruhe Deines Herzens wiederfindest. Armes Kind! wärst Du hier, Dir wäre doch wohl besser! Denn ich - sieh, ich würde Dich in meine Arme nehmen und mit Dir weinen; wir ständen dann Beide an den Trümmern unsers Glückes! Aber nein, nein, bleib, o bleibe! Ich kann Dich nun nicht wiedersehn. Ich müßte Dich ja fragen, was Du Dich fragen, ob Du ein theuer gelobtes Wort brechen, ob Du alle göttliche Ordnung verhöhnen darfst? Ach ich vergesse, daß mein Glück wie mein Recht nur in dem kunstreichen Gewebe zweier geschäftigen Frauen erwuchs, daß mein Sinn zufällig in die Dichtung verstrickt ward, während der Deine sie weit überflog, daß nichts von dem allen wirklich bestand, als meine Liebe, meine qualvolle Liebe, die nun, da die bunten Fäden zerschnitten sind, in meiner Brust ihr Grab findet. Ach Luise, Luise, wie elend sind wir! Ja, Du bist es auch; ich fühle es wohl, wie Reue und Sehnsucht zerstörend um Dich kämpfen, wie alles in der Zukunft Dich anzieht und abstößt, wie Du zwischen mir und Fernando, zwischen dem alten, befreundeten Jugendgespielen, dem Liebling Deiner Mutter, und dem heißersehnten, durch Blut und Sünde erkauften, Geliebten dastehst, und bei keinem, keinem die Ruhe Deines Herzens wiederfindest. Armes Kind! wärst Du hier, Dir wäre doch wohl besser! Denn ich – sieh, ich würde Dich in meine Arme nehmen und mit Dir weinen; wir ständen dann Beide an den Trümmern unsers Glückes! Aber nein, nein, bleib, o bleibe! Ich kann Dich nun nicht wiedersehn. Ich müßte Dich ja fragen, was Du <TEI> <text> <body> <div n="1"> <p><pb facs="#f0009" n="7"/> Dich fragen, ob Du ein theuer gelobtes Wort brechen, ob Du alle göttliche Ordnung verhöhnen darfst? Ach ich vergesse, daß mein Glück wie mein Recht nur in dem kunstreichen Gewebe zweier geschäftigen Frauen erwuchs, daß mein Sinn zufällig in die Dichtung verstrickt ward, während der Deine sie weit überflog, daß nichts von dem allen wirklich bestand, als meine Liebe, meine qualvolle Liebe, die nun, da die bunten Fäden zerschnitten sind, in meiner Brust ihr Grab findet. Ach Luise, Luise, wie elend sind wir! Ja, Du bist es auch; ich fühle es wohl, wie Reue und Sehnsucht zerstörend um Dich kämpfen, wie alles in der Zukunft Dich anzieht und abstößt, wie Du zwischen mir und Fernando, zwischen dem alten, befreundeten Jugendgespielen, dem Liebling Deiner Mutter, und dem heißersehnten, durch Blut und Sünde erkauften, Geliebten dastehst, und bei keinem, keinem die Ruhe Deines Herzens wiederfindest. Armes Kind! wärst Du hier, Dir wäre doch wohl besser! Denn ich – sieh, ich würde Dich in meine Arme nehmen und mit Dir weinen; wir ständen dann Beide an den Trümmern unsers Glückes! Aber nein, nein, bleib, o bleibe! Ich kann Dich nun nicht wiedersehn. Ich müßte Dich ja fragen, was Du </p> </div> </body> </text> </TEI> [7/0009]
Dich fragen, ob Du ein theuer gelobtes Wort brechen, ob Du alle göttliche Ordnung verhöhnen darfst? Ach ich vergesse, daß mein Glück wie mein Recht nur in dem kunstreichen Gewebe zweier geschäftigen Frauen erwuchs, daß mein Sinn zufällig in die Dichtung verstrickt ward, während der Deine sie weit überflog, daß nichts von dem allen wirklich bestand, als meine Liebe, meine qualvolle Liebe, die nun, da die bunten Fäden zerschnitten sind, in meiner Brust ihr Grab findet. Ach Luise, Luise, wie elend sind wir! Ja, Du bist es auch; ich fühle es wohl, wie Reue und Sehnsucht zerstörend um Dich kämpfen, wie alles in der Zukunft Dich anzieht und abstößt, wie Du zwischen mir und Fernando, zwischen dem alten, befreundeten Jugendgespielen, dem Liebling Deiner Mutter, und dem heißersehnten, durch Blut und Sünde erkauften, Geliebten dastehst, und bei keinem, keinem die Ruhe Deines Herzens wiederfindest. Armes Kind! wärst Du hier, Dir wäre doch wohl besser! Denn ich – sieh, ich würde Dich in meine Arme nehmen und mit Dir weinen; wir ständen dann Beide an den Trümmern unsers Glückes! Aber nein, nein, bleib, o bleibe! Ich kann Dich nun nicht wiedersehn. Ich müßte Dich ja fragen, was Du
Suche im WerkInformationen zum Werk
Download dieses Werks
XML (TEI P5) ·
HTML ·
Text Metadaten zum WerkTEI-Header · CMDI · Dublin Core Ansichten dieser Seite
Voyant Tools
|
URL zu diesem Werk: | https://www.deutschestextarchiv.de/fouque_falkensteins02_1810 |
URL zu dieser Seite: | https://www.deutschestextarchiv.de/fouque_falkensteins02_1810/9 |
Zitationshilfe: | Fouqué, Caroline de la Motte-: Die Frau des Falkensteins. Zweites Bändchen. Berlin, 1810, S. 7. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/fouque_falkensteins02_1810/9>, abgerufen am 16.07.2024. |