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Fouqué, Caroline de la Motte-: Die Frau des Falkensteins. Zweites Bändchen. Berlin, 1810.

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unbekannten Begleitung irgend eine interessante Bekanntschaft zu machen. Wirklich waren sie kaum in den Gasthof eingezogen, als ein Wagen vor die Thür rollte, den Luise, ohnerachtet der fast hereingebrochnen Dunkelheit, für den besagten erkannte. Ein junger Mann, in einen weiten Pelz gewickelt, sprang heraus, und die dienstfertig entgegenkommende Wirthin bei der Hand fassend, sagte er: es ist verteufelt kalt, schöne Frau! Mein Zimmer, geschwind mein Zimmer! In drei Sätzen war er die Treppe herauf; eine Thür neben ihnen ward aufgeschlossen und er trat singend und lachend in das anstoßende Gemach. Die Stimme klang weich und fremd, die Leichtigkeit, das Benehmen ließ auf äußre Gewandheit und Lebenserfahrung schließen. Ohnerachtet der hohen Ruhe, mit welcher Auguste das bunte Spiel der Oberfläche betrachtete, fühlte sie doch keine geringe Begier, die neue Erscheinung näher in Augenschein zu nehmen. Sie empfahl indeß ihren Gefährtinnen die höchste Aufmerksamkeit, um durch kein Geräusch dem neuen Ankömmling ihre Anwesenheit zu verrathen, wodurch sie sich einigermaßen vor sich selbst rechtfertigen wollte, und zugleich auch den Fremden besser zu beobachten hoffte.

Nicht lange darauf hörten sie die Wirthin auf's neue hineingehn. Tassen klapperten, ein wohlunterhaltenes

unbekannten Begleitung irgend eine interessante Bekanntschaft zu machen. Wirklich waren sie kaum in den Gasthof eingezogen, als ein Wagen vor die Thür rollte, den Luise, ohnerachtet der fast hereingebrochnen Dunkelheit, für den besagten erkannte. Ein junger Mann, in einen weiten Pelz gewickelt, sprang heraus, und die dienstfertig entgegenkommende Wirthin bei der Hand fassend, sagte er: es ist verteufelt kalt, schöne Frau! Mein Zimmer, geschwind mein Zimmer! In drei Sätzen war er die Treppe herauf; eine Thür neben ihnen ward aufgeschlossen und er trat singend und lachend in das anstoßende Gemach. Die Stimme klang weich und fremd, die Leichtigkeit, das Benehmen ließ auf äußre Gewandheit und Lebenserfahrung schließen. Ohnerachtet der hohen Ruhe, mit welcher Auguste das bunte Spiel der Oberfläche betrachtete, fühlte sie doch keine geringe Begier, die neue Erscheinung näher in Augenschein zu nehmen. Sie empfahl indeß ihren Gefährtinnen die höchste Aufmerksamkeit, um durch kein Geräusch dem neuen Ankömmling ihre Anwesenheit zu verrathen, wodurch sie sich einigermaßen vor sich selbst rechtfertigen wollte, und zugleich auch den Fremden besser zu beobachten hoffte.

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unbekannten Begleitung irgend eine interessante Bekanntschaft zu machen. Wirklich waren sie kaum in den Gasthof eingezogen, als ein Wagen vor die Thür rollte, den Luise, ohnerachtet der fast hereingebrochnen Dunkelheit, für den besagten erkannte. Ein junger Mann, in einen weiten Pelz gewickelt, sprang heraus, und die dienstfertig entgegenkommende Wirthin bei der Hand fassend, sagte er: es ist verteufelt kalt, schöne Frau! Mein Zimmer, geschwind mein Zimmer! In drei Sätzen war er die Treppe herauf; eine Thür neben ihnen ward aufgeschlossen und er trat singend und lachend in das anstoßende Gemach. Die Stimme klang weich und fremd, die Leichtigkeit, das Benehmen ließ auf äußre Gewandheit und Lebenserfahrung schließen. Ohnerachtet der hohen Ruhe, mit welcher Auguste das bunte Spiel der Oberfläche betrachtete, fühlte sie doch keine geringe Begier, die neue Erscheinung näher in Augenschein zu nehmen. Sie empfahl indeß ihren Gefährtinnen die höchste Aufmerksamkeit, um durch kein Geräusch dem neuen Ankömmling ihre Anwesenheit zu verrathen, wodurch sie sich einigermaßen vor sich selbst rechtfertigen wollte, und zugleich auch den Fremden besser zu beobachten hoffte.</p>
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[84/0086] unbekannten Begleitung irgend eine interessante Bekanntschaft zu machen. Wirklich waren sie kaum in den Gasthof eingezogen, als ein Wagen vor die Thür rollte, den Luise, ohnerachtet der fast hereingebrochnen Dunkelheit, für den besagten erkannte. Ein junger Mann, in einen weiten Pelz gewickelt, sprang heraus, und die dienstfertig entgegenkommende Wirthin bei der Hand fassend, sagte er: es ist verteufelt kalt, schöne Frau! Mein Zimmer, geschwind mein Zimmer! In drei Sätzen war er die Treppe herauf; eine Thür neben ihnen ward aufgeschlossen und er trat singend und lachend in das anstoßende Gemach. Die Stimme klang weich und fremd, die Leichtigkeit, das Benehmen ließ auf äußre Gewandheit und Lebenserfahrung schließen. Ohnerachtet der hohen Ruhe, mit welcher Auguste das bunte Spiel der Oberfläche betrachtete, fühlte sie doch keine geringe Begier, die neue Erscheinung näher in Augenschein zu nehmen. Sie empfahl indeß ihren Gefährtinnen die höchste Aufmerksamkeit, um durch kein Geräusch dem neuen Ankömmling ihre Anwesenheit zu verrathen, wodurch sie sich einigermaßen vor sich selbst rechtfertigen wollte, und zugleich auch den Fremden besser zu beobachten hoffte. Nicht lange darauf hörten sie die Wirthin auf’s neue hineingehn. Tassen klapperten, ein wohlunterhaltenes

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Zitationshilfe: Fouqué, Caroline de la Motte-: Die Frau des Falkensteins. Zweites Bändchen. Berlin, 1810, S. 84. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/fouque_falkensteins02_1810/86>, abgerufen am 02.05.2024.