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Fouqué, Caroline de la Motte-: Die Frau des Falkensteins. Zweites Bändchen. Berlin, 1810.

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er mit Ihnen theilen. O Emilie, wenn diese höchst einfachen Anforderungen Sie drücken, und Sie das treue, begehrliche Herz durch Unvermögen, es zu begreifen, zerreißen werden, hoffen Sie dann noch, Ihren Weg still und ungestört fortzugehn? Wahrhaftig, sagte die Kleine halb weinend, Sie machen mich ganz bange! Ich habe das immer dunkel gefühlt. Aber es ist ja auch noch nicht alles verloren. Verlassen Sie mich nur nicht, beste Luise, ich bitte Sie, versagen Sie uns Ihre Begleitung nicht. Auguste kam hier auch herzu, und sagte noch vieles und manches über das unsichre Schwanken unsers Willens, und wie unersprieslich es sei, einen Entschluß zu verschieben, zu dem uns die innre Neigung vielleicht längst aufgefordert habe, so daß sich Luise entschied, und der folgende Tag zu ihrer Aller Abreise bestimmt ward.

Das ganze Haus gerieth bei dieser Nachricht in freudige Bewegung. Mariane sah nach monatlicher Trauer mit Entzücken einer willkommnen Veränderung entgegen, und auch für Luisen hatte die kleine Reise und die Aussicht in ein beweglicheres Leben, etwas Erfreuliches, ohnerachtet eine innre Bangigkeit sie wohl zuweilen die Neuheit ungewohnter Verhältnisse vorempfinden ließ.

Als sie am folgenden Morgen früh im halben Dämmerlicht an des Predigers Wohnung vorüberfuhren,

er mit Ihnen theilen. O Emilie, wenn diese höchst einfachen Anforderungen Sie drücken, und Sie das treue, begehrliche Herz durch Unvermögen, es zu begreifen, zerreißen werden, hoffen Sie dann noch, Ihren Weg still und ungestört fortzugehn? Wahrhaftig, sagte die Kleine halb weinend, Sie machen mich ganz bange! Ich habe das immer dunkel gefühlt. Aber es ist ja auch noch nicht alles verloren. Verlassen Sie mich nur nicht, beste Luise, ich bitte Sie, versagen Sie uns Ihre Begleitung nicht. Auguste kam hier auch herzu, und sagte noch vieles und manches über das unsichre Schwanken unsers Willens, und wie unersprieslich es sei, einen Entschluß zu verschieben, zu dem uns die innre Neigung vielleicht längst aufgefordert habe, so daß sich Luise entschied, und der folgende Tag zu ihrer Aller Abreise bestimmt ward.

Das ganze Haus gerieth bei dieser Nachricht in freudige Bewegung. Mariane sah nach monatlicher Trauer mit Entzücken einer willkommnen Veränderung entgegen, und auch für Luisen hatte die kleine Reise und die Aussicht in ein beweglicheres Leben, etwas Erfreuliches, ohnerachtet eine innre Bangigkeit sie wohl zuweilen die Neuheit ungewohnter Verhältnisse vorempfinden ließ.

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[80/0082] er mit Ihnen theilen. O Emilie, wenn diese höchst einfachen Anforderungen Sie drücken, und Sie das treue, begehrliche Herz durch Unvermögen, es zu begreifen, zerreißen werden, hoffen Sie dann noch, Ihren Weg still und ungestört fortzugehn? Wahrhaftig, sagte die Kleine halb weinend, Sie machen mich ganz bange! Ich habe das immer dunkel gefühlt. Aber es ist ja auch noch nicht alles verloren. Verlassen Sie mich nur nicht, beste Luise, ich bitte Sie, versagen Sie uns Ihre Begleitung nicht. Auguste kam hier auch herzu, und sagte noch vieles und manches über das unsichre Schwanken unsers Willens, und wie unersprieslich es sei, einen Entschluß zu verschieben, zu dem uns die innre Neigung vielleicht längst aufgefordert habe, so daß sich Luise entschied, und der folgende Tag zu ihrer Aller Abreise bestimmt ward. Das ganze Haus gerieth bei dieser Nachricht in freudige Bewegung. Mariane sah nach monatlicher Trauer mit Entzücken einer willkommnen Veränderung entgegen, und auch für Luisen hatte die kleine Reise und die Aussicht in ein beweglicheres Leben, etwas Erfreuliches, ohnerachtet eine innre Bangigkeit sie wohl zuweilen die Neuheit ungewohnter Verhältnisse vorempfinden ließ. Als sie am folgenden Morgen früh im halben Dämmerlicht an des Predigers Wohnung vorüberfuhren,

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Zitationshilfe: Fouqué, Caroline de la Motte-: Die Frau des Falkensteins. Zweites Bändchen. Berlin, 1810, S. 80. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/fouque_falkensteins02_1810/82>, abgerufen am 02.05.2024.