Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Fouqué, Caroline de la Motte-: Die Frau des Falkensteins. Zweites Bändchen. Berlin, 1810.

Bild:
<< vorherige Seite

hören läßt. Nun geht er nur ab und zu nach dem Berge, wo das Unglück geschah. Er sagt, es sei noch nicht an der Zeit. O er spricht Ihnen so vernünftig darüber, daß man wirklich denken sollte, es wäre alles so, wie's ihm vorkommt. Er thut keinem Menschen etwas. Zur Winterzeit kommt er zu den Leuten in die Häuser; da hängen sich die Kinder ordentlich an ihn, und keines sagt ihm ein Leidwort. Da oben hinauf, im Gebürge, erzählen sie, er sei von je absonderlich gewesen, und habe wunderliche Dinge gesprochen von dem was unter der Erde vorgeht.

Marie war indeß an den Alten hinangeklettert, und strich mit ihren kleinen Fingern die Saiten der Cither. Du! sagt' er ernst, schweig' jetzt, hörst Du nicht wie's im Feuer klingt? Ei, laßt's klingen, sagte die Frau, indem sie das Kind von seinen Knieen hob, und rückt Euch da ein Bischen von der Seite, damit die gnäd'ge Frau auch Platz finde. Der Alte sah sie finster an. Ihr sprecht, wie Ihr's versteht, sagte er; die Elemente reden seltsamlich mit einander, und geben Kunde von dem, was hier und dort vorgeht. Hat sie doch der alte Schlund geboren, der nun ächzt und stöhnt nach den rebellischen Kindern. Die kreisen derweil, und formiren in den Lüften und üben Gewalt über die Creatur, die sie nicht mehr versteht und ihrer

hören läßt. Nun geht er nur ab und zu nach dem Berge, wo das Unglück geschah. Er sagt, es sei noch nicht an der Zeit. O er spricht Ihnen so vernünftig darüber, daß man wirklich denken sollte, es wäre alles so, wie’s ihm vorkommt. Er thut keinem Menschen etwas. Zur Winterzeit kommt er zu den Leuten in die Häuser; da hängen sich die Kinder ordentlich an ihn, und keines sagt ihm ein Leidwort. Da oben hinauf, im Gebürge, erzählen sie, er sei von je absonderlich gewesen, und habe wunderliche Dinge gesprochen von dem was unter der Erde vorgeht.

Marie war indeß an den Alten hinangeklettert, und strich mit ihren kleinen Fingern die Saiten der Cither. Du! sagt’ er ernst, schweig’ jetzt, hörst Du nicht wie’s im Feuer klingt? Ei, laßt’s klingen, sagte die Frau, indem sie das Kind von seinen Knieen hob, und rückt Euch da ein Bischen von der Seite, damit die gnäd’ge Frau auch Platz finde. Der Alte sah sie finster an. Ihr sprecht, wie Ihr’s versteht, sagte er; die Elemente reden seltsamlich mit einander, und geben Kunde von dem, was hier und dort vorgeht. Hat sie doch der alte Schlund geboren, der nun ächzt und stöhnt nach den rebellischen Kindern. Die kreisen derweil, und formiren in den Lüften und üben Gewalt über die Creatur, die sie nicht mehr versteht und ihrer

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <p><pb facs="#f0046" n="44"/>
hören läßt. Nun geht er nur ab und zu nach dem Berge, wo das Unglück geschah. Er sagt, es sei noch nicht an der Zeit. O er spricht Ihnen so vernünftig darüber, daß man wirklich denken sollte, es wäre alles so, wie&#x2019;s ihm vorkommt. Er thut keinem Menschen etwas. Zur Winterzeit kommt er zu den Leuten in die Häuser; da hängen sich die Kinder ordentlich an ihn, und keines sagt ihm ein Leidwort. Da oben hinauf, im Gebürge, erzählen sie, er sei von je absonderlich gewesen, und habe wunderliche Dinge gesprochen von dem was unter der Erde vorgeht.</p>
        <p>Marie war indeß an den Alten hinangeklettert, und strich mit ihren kleinen Fingern die Saiten der Cither. Du! sagt&#x2019; er ernst, schweig&#x2019; jetzt, hörst Du nicht wie&#x2019;s im Feuer klingt? Ei, laßt&#x2019;s klingen, sagte die Frau, indem sie das Kind von seinen Knieen hob, und rückt Euch da ein Bischen von der Seite, damit die gnäd&#x2019;ge Frau auch Platz finde. Der Alte sah sie finster an. Ihr sprecht, wie Ihr&#x2019;s versteht, sagte er; die Elemente reden seltsamlich mit einander, und geben Kunde von dem, was hier und dort vorgeht. Hat sie doch der alte Schlund geboren, der nun ächzt und stöhnt nach den rebellischen Kindern. Die kreisen derweil, und formiren in den Lüften und üben Gewalt über die Creatur, die sie nicht mehr versteht und ihrer
</p>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[44/0046] hören läßt. Nun geht er nur ab und zu nach dem Berge, wo das Unglück geschah. Er sagt, es sei noch nicht an der Zeit. O er spricht Ihnen so vernünftig darüber, daß man wirklich denken sollte, es wäre alles so, wie’s ihm vorkommt. Er thut keinem Menschen etwas. Zur Winterzeit kommt er zu den Leuten in die Häuser; da hängen sich die Kinder ordentlich an ihn, und keines sagt ihm ein Leidwort. Da oben hinauf, im Gebürge, erzählen sie, er sei von je absonderlich gewesen, und habe wunderliche Dinge gesprochen von dem was unter der Erde vorgeht. Marie war indeß an den Alten hinangeklettert, und strich mit ihren kleinen Fingern die Saiten der Cither. Du! sagt’ er ernst, schweig’ jetzt, hörst Du nicht wie’s im Feuer klingt? Ei, laßt’s klingen, sagte die Frau, indem sie das Kind von seinen Knieen hob, und rückt Euch da ein Bischen von der Seite, damit die gnäd’ge Frau auch Platz finde. Der Alte sah sie finster an. Ihr sprecht, wie Ihr’s versteht, sagte er; die Elemente reden seltsamlich mit einander, und geben Kunde von dem, was hier und dort vorgeht. Hat sie doch der alte Schlund geboren, der nun ächzt und stöhnt nach den rebellischen Kindern. Die kreisen derweil, und formiren in den Lüften und üben Gewalt über die Creatur, die sie nicht mehr versteht und ihrer

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

TextGrid: Bereitstellung der Texttranskription und Auszeichnung in XML/TEI von TextGrid (2013-03-15T15:54:31Z) Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme aus TextGrid entsprechen muss.
Bayerische Staatsbibliothek Digital: Bereitstellung der Bilddigitalisate (2013-03-15T15:54:31Z)
Frederike Neuber: Konvertierung nach XML/TEI gemäß DTA-Basisformat. (2013-03-15T15:54:31Z)

Weitere Informationen:

Anmerkungen zur Transkription:

  • Wird ein Wort durch einen Seitenumbruch getrennt, so wird es vollständig auf der vorhergehenden Seite übernommen.
  • Silbentrennungen über Zeilengrenzen hinweg werden aufgelöst.
  • Der Zeilenfall wurde aufgehoben, die Absätze beibehalten.



Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/fouque_falkensteins02_1810
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/fouque_falkensteins02_1810/46
Zitationshilfe: Fouqué, Caroline de la Motte-: Die Frau des Falkensteins. Zweites Bändchen. Berlin, 1810, S. 44. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/fouque_falkensteins02_1810/46>, abgerufen am 05.12.2024.