Fouqué, Caroline de la Motte-: Die Frau des Falkensteins. Erstes Bändchen. Berlin, 1810.Theilnahme auf seine Klagen hörte. Luise hatte indeß die Vorhänge aufgezogen und bemühte sich, in des Doktors Zügen irgend ein entscheidendes Urtheil zu lesen. Dieser hielt Mathildens brennende Hand in der seinen, ward immer ernster, und sagte endlich, durch die ungeahndete Gefahr hingerissen: Mein Gott, der Puls intermittirt! Was heißt das? fragte die Kranke ruhig. Unregelmäßigkeit in der Cirkulation des Blutes, erwiederte er, sich fassend; ich hoffe, es hat nichts zu bedeuten. Er trat in ein Nebenzimmer, wohin ihm Luise sogleich folgte. Was heißt es, lieber Doktor, rief sie mit bebender Stimme, um Gottes willen, was heißt es? Gefahr, liebes Kind, erwiederte er bewegt, große Gefahr. Ach retten Sie! schluchzte sie, ihn mit beiden Armen umschlingend. Das vermag Gott allein, erwiederte er; thun will ich, was ich kann, das Uebrige muß man erwarten. Erwarten -- dachte Luise; wer hat hier Muth und Besonnenheit, auf eine langsame Wirkung der angewandten Mittel zu hoffen! Das Schrecklichste sieht mir ganz nahe, ich muß es weggeräumt wissen, oder erliegen! Sie konnte von da an nur Augenblicke an Mathildens Bett zubringen. Ihr ganzes Innre war zu gewaltig aufgereizt, um irgend eine Fassung zu gewinnen. Still weinend kniete sie hinter einem Theilnahme auf seine Klagen hörte. Luise hatte indeß die Vorhänge aufgezogen und bemühte sich, in des Doktors Zügen irgend ein entscheidendes Urtheil zu lesen. Dieser hielt Mathildens brennende Hand in der seinen, ward immer ernster, und sagte endlich, durch die ungeahndete Gefahr hingerissen: Mein Gott, der Puls intermittirt! Was heißt das? fragte die Kranke ruhig. Unregelmäßigkeit in der Cirkulation des Blutes, erwiederte er, sich fassend; ich hoffe, es hat nichts zu bedeuten. Er trat in ein Nebenzimmer, wohin ihm Luise sogleich folgte. Was heißt es, lieber Doktor, rief sie mit bebender Stimme, um Gottes willen, was heißt es? Gefahr, liebes Kind, erwiederte er bewegt, große Gefahr. Ach retten Sie! schluchzte sie, ihn mit beiden Armen umschlingend. Das vermag Gott allein, erwiederte er; thun will ich, was ich kann, das Uebrige muß man erwarten. Erwarten — dachte Luise; wer hat hier Muth und Besonnenheit, auf eine langsame Wirkung der angewandten Mittel zu hoffen! Das Schrecklichste sieht mir ganz nahe, ich muß es weggeräumt wissen, oder erliegen! Sie konnte von da an nur Augenblicke an Mathildens Bett zubringen. Ihr ganzes Innre war zu gewaltig aufgereizt, um irgend eine Fassung zu gewinnen. Still weinend kniete sie hinter einem <TEI> <text> <body> <div n="1"> <p><pb facs="#f0041" n="33"/> Theilnahme auf seine Klagen hörte. Luise hatte indeß die Vorhänge aufgezogen und bemühte sich, in des Doktors Zügen irgend ein entscheidendes Urtheil zu lesen. Dieser hielt Mathildens brennende Hand in der seinen, ward immer ernster, und sagte endlich, durch die ungeahndete Gefahr hingerissen: Mein Gott, der Puls intermittirt! Was heißt das? fragte die Kranke ruhig. Unregelmäßigkeit in der Cirkulation des Blutes, erwiederte er, sich fassend; ich hoffe, es hat nichts zu bedeuten. Er trat in ein Nebenzimmer, wohin ihm Luise sogleich folgte. Was heißt es, lieber Doktor, rief sie mit bebender Stimme, um Gottes willen, was heißt es? Gefahr, liebes Kind, erwiederte er bewegt, große Gefahr. Ach retten Sie! schluchzte sie, ihn mit beiden Armen umschlingend. Das <choice><sic>mag</sic><corr>vermag</corr></choice> Gott allein, erwiederte er; thun will ich, was ich kann, das Uebrige muß man erwarten. Erwarten — dachte Luise; wer hat hier Muth und Besonnenheit, auf eine langsame Wirkung der angewandten Mittel zu hoffen! Das Schrecklichste sieht mir ganz nahe, ich muß es weggeräumt wissen, oder erliegen!</p> <p>Sie konnte von da an nur Augenblicke an Mathildens Bett zubringen. Ihr ganzes Innre war zu gewaltig aufgereizt, um irgend eine Fassung zu gewinnen. Still weinend kniete sie hinter einem </p> </div> </body> </text> </TEI> [33/0041]
Theilnahme auf seine Klagen hörte. Luise hatte indeß die Vorhänge aufgezogen und bemühte sich, in des Doktors Zügen irgend ein entscheidendes Urtheil zu lesen. Dieser hielt Mathildens brennende Hand in der seinen, ward immer ernster, und sagte endlich, durch die ungeahndete Gefahr hingerissen: Mein Gott, der Puls intermittirt! Was heißt das? fragte die Kranke ruhig. Unregelmäßigkeit in der Cirkulation des Blutes, erwiederte er, sich fassend; ich hoffe, es hat nichts zu bedeuten. Er trat in ein Nebenzimmer, wohin ihm Luise sogleich folgte. Was heißt es, lieber Doktor, rief sie mit bebender Stimme, um Gottes willen, was heißt es? Gefahr, liebes Kind, erwiederte er bewegt, große Gefahr. Ach retten Sie! schluchzte sie, ihn mit beiden Armen umschlingend. Das vermag Gott allein, erwiederte er; thun will ich, was ich kann, das Uebrige muß man erwarten. Erwarten — dachte Luise; wer hat hier Muth und Besonnenheit, auf eine langsame Wirkung der angewandten Mittel zu hoffen! Das Schrecklichste sieht mir ganz nahe, ich muß es weggeräumt wissen, oder erliegen!
Sie konnte von da an nur Augenblicke an Mathildens Bett zubringen. Ihr ganzes Innre war zu gewaltig aufgereizt, um irgend eine Fassung zu gewinnen. Still weinend kniete sie hinter einem
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Zitationshilfe: | Fouqué, Caroline de la Motte-: Die Frau des Falkensteins. Erstes Bändchen. Berlin, 1810, S. 33. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/fouque_falkensteins01_1810/41>, abgerufen am 16.07.2024. |