Fouqué, Caroline de la Motte-: Die Frau des Falkensteins. Erstes Bändchen. Berlin, 1810.kindischen Flitters zu spotten, den Julius Mutter ersindrisch verbreitete, um die Riesengestaltung der Vorzeit zu vergessen. Sie konnte sich nie recht mit der freundlichen Stille dieser Gegend vertragen, am wenigsten aber mit ihrem Wohnsitz und dessen Umgebungen. Was war es doch eigentlich mit ihr? fragte Luise, ich entsinne mich, sie in einem hellen Kleide und vielen Blumen gesehen zu haben. Sie erzählte Julius und mir wunderliche Mährchen, worin etwas von einem Salamander vorkam, und dabei leuchteten ihre großen, dunklen Augen so hell, daß ich die Meinigen gar nicht wieder abwenden konnte. Seitdem sah ich sie niemals wieder, aber das Bild ist mir für mein ganzes Leben geblieben. Sie starb bald darauf, sagte Mathilde, durch eine eigne Vorstellung geängstet, die sie ins Grab zog. Ich habe mir niemals einen rechten Begriff von einer so ungleichen Gemüthsart, als die ihrige, machen können, da mein Leben stets sehr einfach blieb und nur durch fremde Stürme getrübt ward; noch weniger konnte ich die phantastische fast wilde Fröhlichkeit mit dem Trübsinn vereinen, der ihr zu Zeiten wie ein fremder Geist inwohnte und ihrem Wesen eine Einförmigkeit lieh, die jeden ermüdete. Und dennoch so durch Sitte und Gemüth als Vaterland und Sprache von einander geschieden, verband uns in der Ferne ein unglückseliges Verhältniß, kindischen Flitters zu spotten, den Julius Mutter ersindrisch verbreitete, um die Riesengestaltung der Vorzeit zu vergessen. Sie konnte sich nie recht mit der freundlichen Stille dieser Gegend vertragen, am wenigsten aber mit ihrem Wohnsitz und dessen Umgebungen. Was war es doch eigentlich mit ihr? fragte Luise, ich entsinne mich, sie in einem hellen Kleide und vielen Blumen gesehen zu haben. Sie erzählte Julius und mir wunderliche Mährchen, worin etwas von einem Salamander vorkam, und dabei leuchteten ihre großen, dunklen Augen so hell, daß ich die Meinigen gar nicht wieder abwenden konnte. Seitdem sah ich sie niemals wieder, aber das Bild ist mir für mein ganzes Leben geblieben. Sie starb bald darauf, sagte Mathilde, durch eine eigne Vorstellung geängstet, die sie ins Grab zog. Ich habe mir niemals einen rechten Begriff von einer so ungleichen Gemüthsart, als die ihrige, machen können, da mein Leben stets sehr einfach blieb und nur durch fremde Stürme getrübt ward; noch weniger konnte ich die phantastische fast wilde Fröhlichkeit mit dem Trübsinn vereinen, der ihr zu Zeiten wie ein fremder Geist inwohnte und ihrem Wesen eine Einförmigkeit lieh, die jeden ermüdete. Und dennoch so durch Sitte und Gemüth als Vaterland und Sprache von einander geschieden, verband uns in der Ferne ein unglückseliges Verhältniß, <TEI> <text> <body> <div n="1"> <p><pb facs="#f0016" n="8"/> kindischen Flitters zu spotten, den Julius Mutter ersindrisch verbreitete, um die Riesengestaltung der Vorzeit zu vergessen. Sie konnte sich nie recht mit der freundlichen Stille dieser Gegend vertragen, am wenigsten aber mit ihrem Wohnsitz und dessen Umgebungen. Was war es doch eigentlich mit ihr? fragte Luise, ich entsinne mich, sie in einem hellen Kleide und vielen Blumen gesehen zu haben. Sie erzählte Julius und mir wunderliche Mährchen, worin etwas von einem Salamander vorkam, und dabei leuchteten ihre großen, dunklen Augen so hell, daß ich die Meinigen gar nicht wieder abwenden konnte. Seitdem sah ich sie niemals wieder, aber das Bild ist mir für mein ganzes Leben geblieben. Sie starb bald darauf, sagte Mathilde, durch eine eigne Vorstellung geängstet, die sie ins Grab zog. Ich habe mir niemals einen rechten Begriff von einer so ungleichen Gemüthsart, als die ihrige, machen können, da mein Leben stets sehr einfach blieb und nur durch fremde Stürme getrübt ward; noch weniger konnte ich die phantastische fast wilde Fröhlichkeit mit dem Trübsinn vereinen, der ihr zu Zeiten wie ein fremder Geist inwohnte und ihrem Wesen eine Einförmigkeit lieh, die jeden ermüdete. Und dennoch so durch Sitte und Gemüth als Vaterland und Sprache von einander geschieden, verband uns in der Ferne ein unglückseliges Verhältniß, </p> </div> </body> </text> </TEI> [8/0016]
kindischen Flitters zu spotten, den Julius Mutter ersindrisch verbreitete, um die Riesengestaltung der Vorzeit zu vergessen. Sie konnte sich nie recht mit der freundlichen Stille dieser Gegend vertragen, am wenigsten aber mit ihrem Wohnsitz und dessen Umgebungen. Was war es doch eigentlich mit ihr? fragte Luise, ich entsinne mich, sie in einem hellen Kleide und vielen Blumen gesehen zu haben. Sie erzählte Julius und mir wunderliche Mährchen, worin etwas von einem Salamander vorkam, und dabei leuchteten ihre großen, dunklen Augen so hell, daß ich die Meinigen gar nicht wieder abwenden konnte. Seitdem sah ich sie niemals wieder, aber das Bild ist mir für mein ganzes Leben geblieben. Sie starb bald darauf, sagte Mathilde, durch eine eigne Vorstellung geängstet, die sie ins Grab zog. Ich habe mir niemals einen rechten Begriff von einer so ungleichen Gemüthsart, als die ihrige, machen können, da mein Leben stets sehr einfach blieb und nur durch fremde Stürme getrübt ward; noch weniger konnte ich die phantastische fast wilde Fröhlichkeit mit dem Trübsinn vereinen, der ihr zu Zeiten wie ein fremder Geist inwohnte und ihrem Wesen eine Einförmigkeit lieh, die jeden ermüdete. Und dennoch so durch Sitte und Gemüth als Vaterland und Sprache von einander geschieden, verband uns in der Ferne ein unglückseliges Verhältniß,
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Zitationshilfe: | Fouqué, Caroline de la Motte-: Die Frau des Falkensteins. Erstes Bändchen. Berlin, 1810, S. 8. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/fouque_falkensteins01_1810/16>, abgerufen am 16.07.2024. |