Fouqué, Caroline de la Motte-: Die Frau des Falkensteins. Erstes Bändchen. Berlin, 1810.Streithengst sprang und diesen mit wilden Sporenstößen in den Wald hinein trieb. Eine lange Zeit hindurch zog er in fremden Landen umher, in solchen am liebsten, wo man gar nichts von der lieben deutschen Muttersprache verstand, auf daß er nur von aller Erinnerung an die Jungfrau befreit werden möchte. Ja, so oft sie ihm des Nachts in Träumen vorkam, pflegte er am folgenden Tage recht geflissentlich Festlichkeiten oder Gefechte aufzusuchen, um seine Betrübniß gleichsam in derlei ungestümen Meeren zu ertränken. So geschah es, daß er endlich am Hofe einer italischen Fürstin bekannt ward, die von allen Hofleuten sowohl, als auch von den kunstreichsten Bildhauern und Malern für die schönste Person auf der ganzen Welt gehalten ward. Der Ritter Adelhof meinte, wenn er deren Minne verdienen könne, sei er auf's beste an der Königstochter gerächt, und müsse es ihr zum absonderlichen Kummer gereichen, ihren verstoßnen Liebhaber so glänzend entschädigt zu wissen. In dieser Absicht strebte er nach allen Kräften, die Gunst der schönen Italienerin zu gewinnen; da er aber (wie sich leichtlich denken läßt) eine große Schaar von mannlichen und schönen Mitwerbern vorfand, konnte er sich nie vergewissern, wie er eigentlich bei der Dame stehe, ob er gleich Streithengst sprang und diesen mit wilden Sporenstößen in den Wald hinein trieb. Eine lange Zeit hindurch zog er in fremden Landen umher, in solchen am liebsten, wo man gar nichts von der lieben deutschen Muttersprache verstand, auf daß er nur von aller Erinnerung an die Jungfrau befreit werden möchte. Ja, so oft sie ihm des Nachts in Träumen vorkam, pflegte er am folgenden Tage recht geflissentlich Festlichkeiten oder Gefechte aufzusuchen, um seine Betrübniß gleichsam in derlei ungestümen Meeren zu ertränken. So geschah es, daß er endlich am Hofe einer italischen Fürstin bekannt ward, die von allen Hofleuten sowohl, als auch von den kunstreichsten Bildhauern und Malern für die schönste Person auf der ganzen Welt gehalten ward. Der Ritter Adelhof meinte, wenn er deren Minne verdienen könne, sei er auf’s beste an der Königstochter gerächt, und müsse es ihr zum absonderlichen Kummer gereichen, ihren verstoßnen Liebhaber so glänzend entschädigt zu wissen. In dieser Absicht strebte er nach allen Kräften, die Gunst der schönen Italienerin zu gewinnen; da er aber (wie sich leichtlich denken läßt) eine große Schaar von mannlichen und schönen Mitwerbern vorfand, konnte er sich nie vergewissern, wie er eigentlich bei der Dame stehe, ob er gleich <TEI> <text> <body> <div n="1"> <p><pb facs="#f0155" n="147"/> Streithengst sprang und diesen mit wilden Sporenstößen in den Wald hinein trieb.</p> <p>Eine lange Zeit hindurch zog er in fremden Landen umher, in solchen am liebsten, wo man gar nichts von der lieben deutschen Muttersprache verstand, auf daß er nur von aller Erinnerung an die Jungfrau befreit werden möchte. Ja, so oft sie ihm des Nachts in Träumen vorkam, pflegte er am folgenden Tage recht geflissentlich Festlichkeiten oder Gefechte aufzusuchen, um seine Betrübniß gleichsam in derlei ungestümen Meeren zu ertränken. So geschah es, daß er endlich am Hofe einer italischen Fürstin bekannt ward, die von allen Hofleuten sowohl, als auch von den kunstreichsten Bildhauern und Malern für die schönste Person auf der ganzen Welt gehalten ward. Der Ritter Adelhof meinte, wenn er deren Minne verdienen könne, sei er auf’s beste an der Königstochter gerächt, und müsse es ihr zum absonderlichen Kummer gereichen, ihren verstoßnen Liebhaber so glänzend entschädigt zu wissen. In dieser Absicht strebte er nach allen Kräften, die Gunst der schönen Italienerin zu gewinnen; da er aber (wie sich leichtlich denken läßt) eine große Schaar von mannlichen und schönen Mitwerbern vorfand, konnte er sich nie vergewissern, wie er eigentlich bei der Dame stehe, ob er gleich </p> </div> </body> </text> </TEI> [147/0155]
Streithengst sprang und diesen mit wilden Sporenstößen in den Wald hinein trieb.
Eine lange Zeit hindurch zog er in fremden Landen umher, in solchen am liebsten, wo man gar nichts von der lieben deutschen Muttersprache verstand, auf daß er nur von aller Erinnerung an die Jungfrau befreit werden möchte. Ja, so oft sie ihm des Nachts in Träumen vorkam, pflegte er am folgenden Tage recht geflissentlich Festlichkeiten oder Gefechte aufzusuchen, um seine Betrübniß gleichsam in derlei ungestümen Meeren zu ertränken. So geschah es, daß er endlich am Hofe einer italischen Fürstin bekannt ward, die von allen Hofleuten sowohl, als auch von den kunstreichsten Bildhauern und Malern für die schönste Person auf der ganzen Welt gehalten ward. Der Ritter Adelhof meinte, wenn er deren Minne verdienen könne, sei er auf’s beste an der Königstochter gerächt, und müsse es ihr zum absonderlichen Kummer gereichen, ihren verstoßnen Liebhaber so glänzend entschädigt zu wissen. In dieser Absicht strebte er nach allen Kräften, die Gunst der schönen Italienerin zu gewinnen; da er aber (wie sich leichtlich denken läßt) eine große Schaar von mannlichen und schönen Mitwerbern vorfand, konnte er sich nie vergewissern, wie er eigentlich bei der Dame stehe, ob er gleich
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Zitationshilfe: | Fouqué, Caroline de la Motte-: Die Frau des Falkensteins. Erstes Bändchen. Berlin, 1810, S. 147. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/fouque_falkensteins01_1810/155>, abgerufen am 16.02.2025. |