Fouqué, Caroline de la Motte-: Die Frau des Falkensteins. Erstes Bändchen. Berlin, 1810.bis Sie und die bunte Schaar der Gäste ihn dort erweckten. Aber es soll nun alles anders werden. Ich eile zu Ihnen und führe Sie und Luisen hieher. Gewiß, Sie dürfen mir keinen Augenblick länger fehlen. Sie allein verstanden mich immer. Ihre milde Güte söhnte mich zuerst mit mir selbst aus und öffnete mir die seligste Zukunft. -- Ach ich erschrecke, wie ich das Wort schreibe! -- Wer kennt ihre verborgne Tiefen! und wem hat sie nicht mit neckenden Zauberkünsten gelogen! Schelten Sie nicht über den ewig wiederkehrenden Trübsinn. Mir wird so wehmüthig wie ich von Ihnen scheide. Schon gestern ließ ich das Blatt unvollendet, und lief hinaus in den Wald, mich selbst und meine Träumereien zu vergessen. Ich traf hier zufällig den Mönch, dem ich schon mehreremale begegnete, ohne gleichwohl je ein Wort mit ihm zu wechseln. Diesmal begrüßte er mich auf eine feine, sittige Weise. Seine Stimme hat eine Weichheit, die die schärfsten Töne verschmilzt und unsrer Sprache etwas Fremdes, unendlich Anmuthiges leiht. Ich gesellte mich gern zu ihm. Wir sprachen bald vertraulicher, und mein Herz, das sich selten verschließt, lag in der heimlichen, stillen Sommernacht offen vor ihm da. Er sprach mit leutseligem Ernst über das trübe Versinken jugendlicher Gemüther, und warnte mich vor jener bis Sie und die bunte Schaar der Gäste ihn dort erweckten. Aber es soll nun alles anders werden. Ich eile zu Ihnen und führe Sie und Luisen hieher. Gewiß, Sie dürfen mir keinen Augenblick länger fehlen. Sie allein verstanden mich immer. Ihre milde Güte söhnte mich zuerst mit mir selbst aus und öffnete mir die seligste Zukunft. — Ach ich erschrecke, wie ich das Wort schreibe! — Wer kennt ihre verborgne Tiefen! und wem hat sie nicht mit neckenden Zauberkünsten gelogen! Schelten Sie nicht über den ewig wiederkehrenden Trübsinn. Mir wird so wehmüthig wie ich von Ihnen scheide. Schon gestern ließ ich das Blatt unvollendet, und lief hinaus in den Wald, mich selbst und meine Träumereien zu vergessen. Ich traf hier zufällig den Mönch, dem ich schon mehreremale begegnete, ohne gleichwohl je ein Wort mit ihm zu wechseln. Diesmal begrüßte er mich auf eine feine, sittige Weise. Seine Stimme hat eine Weichheit, die die schärfsten Töne verschmilzt und unsrer Sprache etwas Fremdes, unendlich Anmuthiges leiht. Ich gesellte mich gern zu ihm. Wir sprachen bald vertraulicher, und mein Herz, das sich selten verschließt, lag in der heimlichen, stillen Sommernacht offen vor ihm da. Er sprach mit leutseligem Ernst über das trübe Versinken jugendlicher Gemüther, und warnte mich vor jener <TEI> <text> <body> <div n="1"> <p><pb facs="#f0014" n="6"/> bis Sie und die bunte Schaar der Gäste ihn dort erweckten. Aber es soll nun alles anders werden. Ich eile zu Ihnen und führe Sie und Luisen hieher. Gewiß, Sie dürfen mir keinen Augenblick länger fehlen. Sie allein verstanden mich immer. Ihre milde Güte söhnte mich zuerst mit mir selbst aus und öffnete mir die seligste Zukunft. — Ach ich erschrecke, wie ich das Wort schreibe! — Wer kennt ihre verborgne Tiefen! und wem hat sie nicht mit neckenden Zauberkünsten gelogen! Schelten Sie nicht über den ewig wiederkehrenden Trübsinn. Mir wird so wehmüthig wie ich von Ihnen scheide. Schon gestern ließ ich das Blatt unvollendet, und lief hinaus in den Wald, mich selbst und meine Träumereien zu vergessen. Ich traf hier zufällig den Mönch, dem ich schon mehreremale begegnete, ohne gleichwohl je ein Wort mit ihm zu wechseln. Diesmal begrüßte er mich auf eine feine, sittige Weise. Seine Stimme hat eine Weichheit, die die schärfsten Töne verschmilzt und unsrer Sprache etwas Fremdes, unendlich Anmuthiges leiht. Ich gesellte mich gern zu ihm. Wir sprachen bald vertraulicher, und mein Herz, das sich selten verschließt, lag in der heimlichen, stillen Sommernacht offen vor ihm da. Er sprach mit leutseligem Ernst über das trübe Versinken jugendlicher Gemüther, und warnte mich vor jener </p> </div> </body> </text> </TEI> [6/0014]
bis Sie und die bunte Schaar der Gäste ihn dort erweckten. Aber es soll nun alles anders werden. Ich eile zu Ihnen und führe Sie und Luisen hieher. Gewiß, Sie dürfen mir keinen Augenblick länger fehlen. Sie allein verstanden mich immer. Ihre milde Güte söhnte mich zuerst mit mir selbst aus und öffnete mir die seligste Zukunft. — Ach ich erschrecke, wie ich das Wort schreibe! — Wer kennt ihre verborgne Tiefen! und wem hat sie nicht mit neckenden Zauberkünsten gelogen! Schelten Sie nicht über den ewig wiederkehrenden Trübsinn. Mir wird so wehmüthig wie ich von Ihnen scheide. Schon gestern ließ ich das Blatt unvollendet, und lief hinaus in den Wald, mich selbst und meine Träumereien zu vergessen. Ich traf hier zufällig den Mönch, dem ich schon mehreremale begegnete, ohne gleichwohl je ein Wort mit ihm zu wechseln. Diesmal begrüßte er mich auf eine feine, sittige Weise. Seine Stimme hat eine Weichheit, die die schärfsten Töne verschmilzt und unsrer Sprache etwas Fremdes, unendlich Anmuthiges leiht. Ich gesellte mich gern zu ihm. Wir sprachen bald vertraulicher, und mein Herz, das sich selten verschließt, lag in der heimlichen, stillen Sommernacht offen vor ihm da. Er sprach mit leutseligem Ernst über das trübe Versinken jugendlicher Gemüther, und warnte mich vor jener
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Zitationshilfe: | Fouqué, Caroline de la Motte-: Die Frau des Falkensteins. Erstes Bändchen. Berlin, 1810, S. 6. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/fouque_falkensteins01_1810/14>, abgerufen am 16.07.2024. |