Fouqué, Caroline de la Motte-: Die Frau des Falkensteins. Erstes Bändchen. Berlin, 1810.durch die hohen Fenster und beleuchtete vorzüglich das Bild einer Dame, die als Leiche gemalt war, und aus einem reichen Schmuck dunkler, mit Perlen durchflochtener Haare, bleich und etwas verzerrt hervorsah. Man glaubte allgemein im Schlosse, es sei das Bild der Ahnfrau, was auch eine Vergleichung der Züge mit dem im Kloster wahrscheinlich machte. Eine Bewegung der Bäume vor den Fenstern bewegte auch itzt den Schein auf dem Bilde so, als rege sich das Gesicht und öffne den ohnehin verzognen Mund. Luise verhüllte die Augen und stürzte laut schreiend in ihr Cabinet. Hier lag sie, heftig weinend, ohne klares Bewußtsein, mit einem tiefen, schneidenden Schmerz im Innern, lange Zeit auf ihren Knieen, als eine warme Hand leise die ihrige berührte. Jesus! rief sie, aufspringend. Fernando stand vor ihr. Luise, sagte er mit einem wehmüthigen Ton, verdiene ich denn wirklich nur Ihren Abscheu? -- Ich weiß es nicht, stammelte sie, Gott allein weiß es; allein jetzt bitte ich Sie, verlassen Sie mich. O bei allem was Ihnen heilig ist, verlassen Sie mich! Sie stoßen mich also ganz und auf immer von sich? fragte er, ihre Hand an sein Herz drückend. Auf ein Vorurtheil hin verdammen Sie mich, zwingen Sie sich selbst, mich zu hassen! Luise versuchte, sich zu entfernen. Nein, nein! rief er, ich lasse Sie nicht, jetzt nicht, durch die hohen Fenster und beleuchtete vorzüglich das Bild einer Dame, die als Leiche gemalt war, und aus einem reichen Schmuck dunkler, mit Perlen durchflochtener Haare, bleich und etwas verzerrt hervorsah. Man glaubte allgemein im Schlosse, es sei das Bild der Ahnfrau, was auch eine Vergleichung der Züge mit dem im Kloster wahrscheinlich machte. Eine Bewegung der Bäume vor den Fenstern bewegte auch itzt den Schein auf dem Bilde so, als rege sich das Gesicht und öffne den ohnehin verzognen Mund. Luise verhüllte die Augen und stürzte laut schreiend in ihr Cabinet. Hier lag sie, heftig weinend, ohne klares Bewußtsein, mit einem tiefen, schneidenden Schmerz im Innern, lange Zeit auf ihren Knieen, als eine warme Hand leise die ihrige berührte. Jesus! rief sie, aufspringend. Fernando stand vor ihr. Luise, sagte er mit einem wehmüthigen Ton, verdiene ich denn wirklich nur Ihren Abscheu? — Ich weiß es nicht, stammelte sie, Gott allein weiß es; allein jetzt bitte ich Sie, verlassen Sie mich. O bei allem was Ihnen heilig ist, verlassen Sie mich! Sie stoßen mich also ganz und auf immer von sich? fragte er, ihre Hand an sein Herz drückend. Auf ein Vorurtheil hin verdammen Sie mich, zwingen Sie sich selbst, mich zu hassen! Luise versuchte, sich zu entfernen. Nein, nein! rief er, ich lasse Sie nicht, jetzt nicht, <TEI> <text> <body> <div n="1"> <p><pb facs="#f0137" n="129"/> durch die hohen Fenster und beleuchtete vorzüglich das Bild einer Dame, die als Leiche gemalt war, und aus einem reichen Schmuck dunkler, mit Perlen durchflochtener Haare, bleich und etwas verzerrt hervorsah. Man glaubte allgemein im Schlosse, es sei das Bild der Ahnfrau, was auch eine Vergleichung der Züge mit dem im Kloster wahrscheinlich machte. Eine Bewegung der Bäume vor den Fenstern bewegte auch itzt den Schein auf dem Bilde so, als rege sich das Gesicht und öffne den ohnehin verzognen Mund. Luise verhüllte die Augen und stürzte laut schreiend in ihr Cabinet. Hier lag sie, heftig weinend, ohne klares Bewußtsein, mit einem tiefen, schneidenden Schmerz im Innern, lange Zeit auf ihren Knieen, als eine warme Hand leise die ihrige berührte. Jesus! rief sie, aufspringend. Fernando stand vor ihr. Luise, sagte er mit einem wehmüthigen Ton, verdiene ich denn wirklich nur Ihren Abscheu? — Ich weiß es nicht, stammelte sie, Gott allein weiß es; allein jetzt bitte ich Sie, verlassen Sie mich. O bei allem was Ihnen heilig ist, verlassen Sie mich! Sie stoßen mich also ganz und auf immer von sich? fragte er, ihre Hand an sein Herz drückend. Auf ein Vorurtheil hin verdammen Sie mich, zwingen Sie sich selbst, mich zu hassen! Luise versuchte, sich zu entfernen. Nein, nein! rief er, ich lasse Sie nicht, jetzt nicht, </p> </div> </body> </text> </TEI> [129/0137]
durch die hohen Fenster und beleuchtete vorzüglich das Bild einer Dame, die als Leiche gemalt war, und aus einem reichen Schmuck dunkler, mit Perlen durchflochtener Haare, bleich und etwas verzerrt hervorsah. Man glaubte allgemein im Schlosse, es sei das Bild der Ahnfrau, was auch eine Vergleichung der Züge mit dem im Kloster wahrscheinlich machte. Eine Bewegung der Bäume vor den Fenstern bewegte auch itzt den Schein auf dem Bilde so, als rege sich das Gesicht und öffne den ohnehin verzognen Mund. Luise verhüllte die Augen und stürzte laut schreiend in ihr Cabinet. Hier lag sie, heftig weinend, ohne klares Bewußtsein, mit einem tiefen, schneidenden Schmerz im Innern, lange Zeit auf ihren Knieen, als eine warme Hand leise die ihrige berührte. Jesus! rief sie, aufspringend. Fernando stand vor ihr. Luise, sagte er mit einem wehmüthigen Ton, verdiene ich denn wirklich nur Ihren Abscheu? — Ich weiß es nicht, stammelte sie, Gott allein weiß es; allein jetzt bitte ich Sie, verlassen Sie mich. O bei allem was Ihnen heilig ist, verlassen Sie mich! Sie stoßen mich also ganz und auf immer von sich? fragte er, ihre Hand an sein Herz drückend. Auf ein Vorurtheil hin verdammen Sie mich, zwingen Sie sich selbst, mich zu hassen! Luise versuchte, sich zu entfernen. Nein, nein! rief er, ich lasse Sie nicht, jetzt nicht,
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Zitationshilfe: | Fouqué, Caroline de la Motte-: Die Frau des Falkensteins. Erstes Bändchen. Berlin, 1810, S. 129. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/fouque_falkensteins01_1810/137>, abgerufen am 16.02.2025. |