Fouqué, Caroline de la Motte-: Die Frau des Falkensteins. Erstes Bändchen. Berlin, 1810.Brust zu betäuben, als sich dieser einer der neuangekommnen Gäste, ein schon längst bemerkter und bewunderter Fremder, nahete, und sie auf eine feine, sittige Weise zum Tanze führte. Er war russischer Obrist, von hohem, edlem Wuchs, und jener Gewandheit, welche die höhern Stände seiner Nation auszeichnet. Eine Sendung seines Hofes nach einer nahen Residenz führte ihn in diese Gegend, zu einem Theil seiner Familie, der sich in Deutschland niedergelassen hatte, und auf die Weise kam er heute nach dem Falkenstein. Es sah schön, ja königlich aus, wie sich die beiden herrlichen Gestalten langsam, nach Norddeutscher Sitte, durch den Saal bewegten. Die dunkelgrüne, geschmackvoll verzierte, Uniform paßte wohl zu Luisens einfachem weißen Kleide und dem grünen Zweige, der sich durch ihre Locken wand. Fernando betrachtete sie mit einem tiefen, düstren Blick, der dann, wild auflodernd, ihre Brust wie zwei Flammen traf. Sie hatte kaum geendet und sich gegen ihren schönen Tänzer verneigt, als Fernando auf sie zutrat und sie, nach einigen flüchtigen Worten, umschlingend, in raschem kreisendem Wirbel mit sich fortriß. Die rauschende Musik, das dunkle, in sich zurückgezogne Feuer seiner Augen, die ganz eigne, unruhige Heftigkeit in Mienen und Bewegungen ergriff sie so sehr, daß sie Brust zu betäuben, als sich dieser einer der neuangekommnen Gäste, ein schon längst bemerkter und bewunderter Fremder, nahete, und sie auf eine feine, sittige Weise zum Tanze führte. Er war russischer Obrist, von hohem, edlem Wuchs, und jener Gewandheit, welche die höhern Stände seiner Nation auszeichnet. Eine Sendung seines Hofes nach einer nahen Residenz führte ihn in diese Gegend, zu einem Theil seiner Familie, der sich in Deutschland niedergelassen hatte, und auf die Weise kam er heute nach dem Falkenstein. Es sah schön, ja königlich aus, wie sich die beiden herrlichen Gestalten langsam, nach Norddeutscher Sitte, durch den Saal bewegten. Die dunkelgrüne, geschmackvoll verzierte, Uniform paßte wohl zu Luisens einfachem weißen Kleide und dem grünen Zweige, der sich durch ihre Locken wand. Fernando betrachtete sie mit einem tiefen, düstren Blick, der dann, wild auflodernd, ihre Brust wie zwei Flammen traf. Sie hatte kaum geendet und sich gegen ihren schönen Tänzer verneigt, als Fernando auf sie zutrat und sie, nach einigen flüchtigen Worten, umschlingend, in raschem kreisendem Wirbel mit sich fortriß. Die rauschende Musik, das dunkle, in sich zurückgezogne Feuer seiner Augen, die ganz eigne, unruhige Heftigkeit in Mienen und Bewegungen ergriff sie so sehr, daß sie <TEI> <text> <body> <div n="1"> <p><pb facs="#f0134" n="126"/> Brust zu betäuben, als sich dieser einer der neuangekommnen Gäste, ein schon längst bemerkter und bewunderter Fremder, nahete, und sie auf eine feine, sittige Weise zum Tanze führte. Er war russischer Obrist, von hohem, edlem Wuchs, und jener Gewandheit, welche die höhern Stände seiner Nation auszeichnet. Eine Sendung seines Hofes nach einer nahen Residenz führte ihn in diese Gegend, zu einem Theil seiner Familie, der sich in Deutschland niedergelassen hatte, und auf die Weise kam er heute nach dem Falkenstein. Es sah schön, ja königlich aus, wie sich die beiden herrlichen Gestalten langsam, nach Norddeutscher Sitte, durch den Saal bewegten. Die dunkelgrüne, geschmackvoll verzierte, Uniform paßte wohl zu Luisens einfachem weißen Kleide und dem grünen Zweige, der sich durch ihre Locken wand. Fernando betrachtete sie mit einem tiefen, düstren Blick, der dann, wild auflodernd, ihre Brust wie zwei Flammen traf. Sie hatte kaum geendet und sich gegen ihren schönen Tänzer verneigt, als Fernando auf sie zutrat und sie, nach einigen flüchtigen Worten, umschlingend, in raschem kreisendem Wirbel mit sich fortriß. Die rauschende Musik, das dunkle, in sich zurückgezogne Feuer seiner Augen, die ganz eigne, unruhige Heftigkeit in Mienen und Bewegungen ergriff sie so sehr, daß sie </p> </div> </body> </text> </TEI> [126/0134]
Brust zu betäuben, als sich dieser einer der neuangekommnen Gäste, ein schon längst bemerkter und bewunderter Fremder, nahete, und sie auf eine feine, sittige Weise zum Tanze führte. Er war russischer Obrist, von hohem, edlem Wuchs, und jener Gewandheit, welche die höhern Stände seiner Nation auszeichnet. Eine Sendung seines Hofes nach einer nahen Residenz führte ihn in diese Gegend, zu einem Theil seiner Familie, der sich in Deutschland niedergelassen hatte, und auf die Weise kam er heute nach dem Falkenstein. Es sah schön, ja königlich aus, wie sich die beiden herrlichen Gestalten langsam, nach Norddeutscher Sitte, durch den Saal bewegten. Die dunkelgrüne, geschmackvoll verzierte, Uniform paßte wohl zu Luisens einfachem weißen Kleide und dem grünen Zweige, der sich durch ihre Locken wand. Fernando betrachtete sie mit einem tiefen, düstren Blick, der dann, wild auflodernd, ihre Brust wie zwei Flammen traf. Sie hatte kaum geendet und sich gegen ihren schönen Tänzer verneigt, als Fernando auf sie zutrat und sie, nach einigen flüchtigen Worten, umschlingend, in raschem kreisendem Wirbel mit sich fortriß. Die rauschende Musik, das dunkle, in sich zurückgezogne Feuer seiner Augen, die ganz eigne, unruhige Heftigkeit in Mienen und Bewegungen ergriff sie so sehr, daß sie
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Zitationshilfe: | Fouqué, Caroline de la Motte-: Die Frau des Falkensteins. Erstes Bändchen. Berlin, 1810, S. 126. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/fouque_falkensteins01_1810/134>, abgerufen am 16.02.2025. |