Fouqué, Caroline de la Motte-: Die Frau des Falkensteins. Erstes Bändchen. Berlin, 1810.niemals kannte, seit wie lange der fremde Jüngling bei mir sei? Ich gab ihm in einigen Worten Auskunft über unsre Bekanntschaft und Fernandos unstätem Herumstreifen. Er machte eine schnelle Bewegung zu diesem hin, wandte sich aber wie von deiner Stimme aufgeschreckt, von uns ab, und ging still dem Walde zu. Beide fanden das höchst sonderbar, und Luise erschöpfte sich, nach Frauenart, in tausend Muthmaßungen, als Fernando zum Frühstück hereintrat. Er war ernst und einsilbig, allein so, daß man nicht recht wußte, ob ihn Kummer oder Mißmuth verstimme. Als er späterhin mit Luisen allein war, bemerkte er theilnehmend, daß sie bleich aussähe, und in ihren Augen Spuren vergossener Thränen. Sie lehnte seine Fragen ziemlich unbefangen ab, und erzählte ihm von den Gästen, die sie morgen erwarte, unter denen sie Emilien sehr anziehend heraushob. Er schien nicht viel darauf zu merken, als sie aber fortfuhr, die Vortrefflichkeit einiger Mitglieder der Gesellschaft zu schildern, und der Baronin einfaches, würdiges Wesen rühmte, sagte er höhnisch, sie wollten wohl den Teufel durch fromme Geister bannen. Luise entfärbte sich und fühlte mit Unmuth, daß sie, wie sie es auch anfangen möchte, ihm gegenüber immer auf irgend eine Weise in Verlegenheit gerathen müsse. Gestehn niemals kannte, seit wie lange der fremde Jüngling bei mir sei? Ich gab ihm in einigen Worten Auskunft über unsre Bekanntschaft und Fernandos unstätem Herumstreifen. Er machte eine schnelle Bewegung zu diesem hin, wandte sich aber wie von deiner Stimme aufgeschreckt, von uns ab, und ging still dem Walde zu. Beide fanden das höchst sonderbar, und Luise erschöpfte sich, nach Frauenart, in tausend Muthmaßungen, als Fernando zum Frühstück hereintrat. Er war ernst und einsilbig, allein so, daß man nicht recht wußte, ob ihn Kummer oder Mißmuth verstimme. Als er späterhin mit Luisen allein war, bemerkte er theilnehmend, daß sie bleich aussähe, und in ihren Augen Spuren vergossener Thränen. Sie lehnte seine Fragen ziemlich unbefangen ab, und erzählte ihm von den Gästen, die sie morgen erwarte, unter denen sie Emilien sehr anziehend heraushob. Er schien nicht viel darauf zu merken, als sie aber fortfuhr, die Vortrefflichkeit einiger Mitglieder der Gesellschaft zu schildern, und der Baronin einfaches, würdiges Wesen rühmte, sagte er höhnisch, sie wollten wohl den Teufel durch fromme Geister bannen. Luise entfärbte sich und fühlte mit Unmuth, daß sie, wie sie es auch anfangen möchte, ihm gegenüber immer auf irgend eine Weise in Verlegenheit gerathen müsse. Gestehn <TEI> <text> <body> <div n="1"> <p><pb facs="#f0120" n="112"/> niemals kannte, seit wie lange der fremde Jüngling bei mir sei? Ich gab ihm in einigen Worten Auskunft über unsre Bekanntschaft und Fernandos unstätem Herumstreifen. Er machte eine schnelle Bewegung zu diesem hin, wandte sich aber wie von deiner Stimme aufgeschreckt, von uns ab, und ging still dem Walde zu. Beide fanden das höchst sonderbar, und Luise erschöpfte sich, nach Frauenart, in tausend Muthmaßungen, als Fernando zum Frühstück hereintrat. Er war ernst und einsilbig, allein so, daß man nicht recht wußte, ob ihn Kummer oder Mißmuth verstimme.</p> <p>Als er späterhin mit Luisen allein war, bemerkte er theilnehmend, daß sie bleich aussähe, und in ihren Augen Spuren vergossener Thränen. Sie lehnte seine Fragen ziemlich unbefangen ab, und erzählte ihm von den Gästen, die sie morgen erwarte, unter denen sie Emilien sehr anziehend heraushob. Er schien nicht viel darauf zu merken, als sie aber fortfuhr, die Vortrefflichkeit einiger Mitglieder der Gesellschaft zu schildern, und der Baronin einfaches, würdiges Wesen rühmte, sagte er höhnisch, sie wollten wohl den Teufel durch fromme Geister bannen. Luise entfärbte sich und fühlte mit Unmuth, daß sie, wie sie es auch anfangen möchte, ihm gegenüber immer auf irgend eine Weise in Verlegenheit gerathen müsse. Gestehn </p> </div> </body> </text> </TEI> [112/0120]
niemals kannte, seit wie lange der fremde Jüngling bei mir sei? Ich gab ihm in einigen Worten Auskunft über unsre Bekanntschaft und Fernandos unstätem Herumstreifen. Er machte eine schnelle Bewegung zu diesem hin, wandte sich aber wie von deiner Stimme aufgeschreckt, von uns ab, und ging still dem Walde zu. Beide fanden das höchst sonderbar, und Luise erschöpfte sich, nach Frauenart, in tausend Muthmaßungen, als Fernando zum Frühstück hereintrat. Er war ernst und einsilbig, allein so, daß man nicht recht wußte, ob ihn Kummer oder Mißmuth verstimme.
Als er späterhin mit Luisen allein war, bemerkte er theilnehmend, daß sie bleich aussähe, und in ihren Augen Spuren vergossener Thränen. Sie lehnte seine Fragen ziemlich unbefangen ab, und erzählte ihm von den Gästen, die sie morgen erwarte, unter denen sie Emilien sehr anziehend heraushob. Er schien nicht viel darauf zu merken, als sie aber fortfuhr, die Vortrefflichkeit einiger Mitglieder der Gesellschaft zu schildern, und der Baronin einfaches, würdiges Wesen rühmte, sagte er höhnisch, sie wollten wohl den Teufel durch fromme Geister bannen. Luise entfärbte sich und fühlte mit Unmuth, daß sie, wie sie es auch anfangen möchte, ihm gegenüber immer auf irgend eine Weise in Verlegenheit gerathen müsse. Gestehn
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Zitationshilfe: | Fouqué, Caroline de la Motte-: Die Frau des Falkensteins. Erstes Bändchen. Berlin, 1810, S. 112. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/fouque_falkensteins01_1810/120>, abgerufen am 16.02.2025. |