Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Forster, Georg: Johann Reinhold Forster's [...] Reise um die Welt. Bd. 2. Berlin, 1780.

Bild:
<< vorherige Seite

Forster's Reise um die Welt
1775.
May.
nahe mehr gebrannt und elender als Ooster-Eiland aussahe. Ueber dem Ende
des Thals erblickte man doch etliche grüne Berge, und in der Stadt selbst stan-
den ein paar Cocos-Palmen. Nach eingenommenen Frühstück landeten wir an ei-
ner neulich erbauten Treppe, die wegen der hohen Brandungen sehr nöthig war.
Wir giengen zwischen einem hohen überhangenden Felsen und einer Parapet Mauer
längst der See, nach einem Thor mit einer Zugbrücke, welches verschiedne klei-
ne Batterien vertheidigten. Dies brachte uns an eine beträchtliche Batterie,
vor einer Esplanade und einer schattigten Allee von Banian-Bäumen (ficus
religiosa
). Der Gouverneur, Herr Skottowe, empfieng Capitain Cook,
mit der größten Distinktion, und ließ ihn bey seinem Eintritt ins Haus mit einem
Gruß von dreyzehn Stücken beehren. Bald drauf kamen die Paßagiers vom Dut-
ton,
um ihren Besuch ebenfalls beym Gouverneur abzulegen. *) Dieser wür-
dige brave Mann, der im Dienste seines Vaterlandes alt und zum Krüppel ge-
worden, versäumte keine Gelegenheit unsern Aufenthalt in der Insel angenehm
zu machen, und besonders unsre Untersuchungen als Naturkundige zu erleich-
tern. Noch denselben Tag wurden wir mit den vornehmsten Officieren der
Compagnie bekannt, die uns alle mit der ungezwungensten Höflichkeit, welche Leu-
ten von freyer Denkungs-Art eigen ist, aufnahmen. Die Wohnung des Gou-
verneurs enthält verschiedne geräumige bequeme Zimmer, die besonders wegen
ihrer Höhe in diesem warmen Clima angenehm sind. Von außen aber ist sie
ohne Zierrath, so wie alle Gebände in der ganzen Stadt, die neue Kirche nicht
ausgenommen, die seit kurzem von einer Art auf der Insel befindlichen Kalk-
steinen erbaut worden. Ein kleiner Garten, hinter dem Hause des Gouver-
neurs, enthält etliche schattigte Gänge, nebst raren Ostindischen Bäumen, un-
ter andern auch die Barringtonia. Die Casernen der Garnison, welche die
Ostindische Compagnie hier unterhält, liegen etwas weiter im Thal hinauf.
Daselbst siehet man auch das Hospital, mit einem Obst- und Küchen-Garten, wo
die Kranken Erlaubniß haben herumzugehen. Verschiedne andre der Compa-

*) Dies waren the hon. Frederick Stuart, ein jüngerer Sohn des Grafen Bute; John
Graham
, Esq.
der im Conseil von Bengalen gewesen; seine Gemahlin; I. Laurel Esq. --
Johnson, Esq.
und seine Gemahlin; Obrist L. Macleane und verschiedene andre. Herr
Graham starb bald nachher in Montpellier.

Forſter’s Reiſe um die Welt
1775.
May.
nahe mehr gebrannt und elender als Ooſter-Eiland ausſahe. Ueber dem Ende
des Thals erblickte man doch etliche gruͤne Berge, und in der Stadt ſelbſt ſtan-
den ein paar Cocos-Palmen. Nach eingenommenen Fruͤhſtuͤck landeten wir an ei-
ner neulich erbauten Treppe, die wegen der hohen Brandungen ſehr noͤthig war.
Wir giengen zwiſchen einem hohen uͤberhangenden Felſen und einer Parapet Mauer
laͤngſt der See, nach einem Thor mit einer Zugbruͤcke, welches verſchiedne klei-
ne Batterien vertheidigten. Dies brachte uns an eine betraͤchtliche Batterie,
vor einer Esplanade und einer ſchattigten Allee von Banian-Baͤumen (ficus
religioſa
). Der Gouverneur, Herr Skottowe, empfieng Capitain Cook,
mit der groͤßten Diſtinktion, und ließ ihn bey ſeinem Eintritt ins Haus mit einem
Gruß von dreyzehn Stuͤcken beehren. Bald drauf kamen die Paßagiers vom Dut-
ton,
um ihren Beſuch ebenfalls beym Gouverneur abzulegen. *) Dieſer wuͤr-
dige brave Mann, der im Dienſte ſeines Vaterlandes alt und zum Kruͤppel ge-
worden, verſaͤumte keine Gelegenheit unſern Aufenthalt in der Inſel angenehm
zu machen, und beſonders unſre Unterſuchungen als Naturkundige zu erleich-
tern. Noch denſelben Tag wurden wir mit den vornehmſten Officieren der
Compagnie bekannt, die uns alle mit der ungezwungenſten Hoͤflichkeit, welche Leu-
ten von freyer Denkungs-Art eigen iſt, aufnahmen. Die Wohnung des Gou-
verneurs enthaͤlt verſchiedne geraͤumige bequeme Zimmer, die beſonders wegen
ihrer Hoͤhe in dieſem warmen Clima angenehm ſind. Von außen aber iſt ſie
ohne Zierrath, ſo wie alle Gebaͤnde in der ganzen Stadt, die neue Kirche nicht
ausgenommen, die ſeit kurzem von einer Art auf der Inſel befindlichen Kalk-
ſteinen erbaut worden. Ein kleiner Garten, hinter dem Hauſe des Gouver-
neurs, enthaͤlt etliche ſchattigte Gaͤnge, nebſt raren Oſtindiſchen Baͤumen, un-
ter andern auch die Barringtonia. Die Caſernen der Garniſon, welche die
Oſtindiſche Compagnie hier unterhaͤlt, liegen etwas weiter im Thal hinauf.
Daſelbſt ſiehet man auch das Hoſpital, mit einem Obſt- und Kuͤchen-Garten, wo
die Kranken Erlaubniß haben herumzugehen. Verſchiedne andre der Compa-

*) Dies waren the hon. Frederick Stuart, ein juͤngerer Sohn des Grafen Bute; John
Graham
, Eſq.
der im Conſeil von Bengalen geweſen; ſeine Gemahlin; I. Laurel Eſq. —
Johnſon, Eſq.
und ſeine Gemahlin; Obriſt L. Macleane und verſchiedene andre. Herr
Graham ſtarb bald nachher in Montpellier.
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <p><pb facs="#f0452" n="434"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#b"><persName>For&#x017F;ter&#x2019;s</persName> Rei&#x017F;e um die Welt</hi></fw><lb/><note place="left">1775.<lb/>
May.</note>nahe mehr gebrannt und elender als <placeName>Oo&#x017F;ter-Eiland</placeName> aus&#x017F;ahe. Ueber dem Ende<lb/>
des Thals erblickte man doch etliche gru&#x0364;ne Berge, und in der Stadt &#x017F;elb&#x017F;t &#x017F;tan-<lb/>
den ein paar Cocos-Palmen. Nach eingenommenen Fru&#x0364;h&#x017F;tu&#x0364;ck landeten wir an ei-<lb/>
ner neulich erbauten Treppe, die wegen der hohen Brandungen &#x017F;ehr no&#x0364;thig war.<lb/>
Wir giengen zwi&#x017F;chen einem hohen u&#x0364;berhangenden Fel&#x017F;en und einer Parapet Mauer<lb/>
la&#x0364;ng&#x017F;t der See, nach einem Thor mit einer Zugbru&#x0364;cke, welches ver&#x017F;chiedne klei-<lb/>
ne Batterien vertheidigten. Dies brachte uns an eine betra&#x0364;chtliche Batterie,<lb/>
vor einer Esplanade und einer &#x017F;chattigten Allee von Banian-Ba&#x0364;umen (<hi rendition="#aq">ficus<lb/>
religio&#x017F;a</hi>). Der Gouverneur, Herr <hi rendition="#fr"><persName>Skottowe</persName>,</hi> empfieng Capitain <hi rendition="#fr"><persName>Cook</persName>,</hi><lb/>
mit der gro&#x0364;ßten Di&#x017F;tinktion, und ließ ihn bey &#x017F;einem Eintritt ins Haus mit einem<lb/>
Gruß von dreyzehn Stu&#x0364;cken beehren. Bald drauf kamen die Paßagiers vom <hi rendition="#fr">Dut-<lb/>
ton,</hi> um ihren Be&#x017F;uch ebenfalls beym Gouverneur abzulegen. <note place="foot" n="*)">Dies waren <hi rendition="#aq">the hon. <persName>Frederick Stuart</persName>,</hi> ein ju&#x0364;ngerer Sohn des Grafen <hi rendition="#aq"><persName>Bute</persName>; <persName>John<lb/>
Graham</persName>, E&#x017F;q.</hi> der im Con&#x017F;eil von <placeName>Bengalen</placeName> gewe&#x017F;en; &#x017F;eine Gemahlin; <hi rendition="#aq"><persName>I. Laurel</persName> E&#x017F;q. &#x2014;<lb/><persName>John&#x017F;on</persName>, E&#x017F;q.</hi> und &#x017F;eine Gemahlin; Obri&#x017F;t <hi rendition="#aq"><persName>L. Macleane</persName></hi> und ver&#x017F;chiedene andre. Herr<lb/><hi rendition="#aq"><persName>Graham</persName></hi> &#x017F;tarb bald nachher in <placeName>Montpellier</placeName>.</note> Die&#x017F;er wu&#x0364;r-<lb/>
dige brave Mann, der im Dien&#x017F;te &#x017F;eines Vaterlandes alt und zum Kru&#x0364;ppel ge-<lb/>
worden, ver&#x017F;a&#x0364;umte keine Gelegenheit un&#x017F;ern Aufenthalt in der In&#x017F;el angenehm<lb/>
zu machen, und be&#x017F;onders un&#x017F;re Unter&#x017F;uchungen als Naturkundige zu erleich-<lb/>
tern. Noch den&#x017F;elben Tag wurden wir mit den vornehm&#x017F;ten Officieren der<lb/>
Compagnie bekannt, die uns alle mit der ungezwungen&#x017F;ten Ho&#x0364;flichkeit, welche Leu-<lb/>
ten von freyer Denkungs-Art eigen i&#x017F;t, aufnahmen. Die Wohnung des Gou-<lb/>
verneurs entha&#x0364;lt ver&#x017F;chiedne gera&#x0364;umige bequeme Zimmer, die be&#x017F;onders wegen<lb/>
ihrer Ho&#x0364;he in die&#x017F;em warmen Clima angenehm &#x017F;ind. Von außen aber i&#x017F;t &#x017F;ie<lb/>
ohne Zierrath, &#x017F;o wie alle Geba&#x0364;nde in der ganzen Stadt, die neue Kirche nicht<lb/>
ausgenommen, die &#x017F;eit kurzem von einer Art auf der In&#x017F;el befindlichen Kalk-<lb/>
&#x017F;teinen erbaut worden. Ein kleiner Garten, hinter dem Hau&#x017F;e des Gouver-<lb/>
neurs, entha&#x0364;lt etliche &#x017F;chattigte Ga&#x0364;nge, neb&#x017F;t raren O&#x017F;tindi&#x017F;chen Ba&#x0364;umen, un-<lb/>
ter andern auch die Barringtonia. Die Ca&#x017F;ernen der Garni&#x017F;on, welche die<lb/>
O&#x017F;tindi&#x017F;che Compagnie hier unterha&#x0364;lt, liegen etwas weiter im Thal hinauf.<lb/>
Da&#x017F;elb&#x017F;t &#x017F;iehet man auch das Ho&#x017F;pital, mit einem Ob&#x017F;t- und Ku&#x0364;chen-Garten, wo<lb/>
die Kranken Erlaubniß haben herumzugehen. Ver&#x017F;chiedne andre der Compa-<lb/></p>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[434/0452] Forſter’s Reiſe um die Welt nahe mehr gebrannt und elender als Ooſter-Eiland ausſahe. Ueber dem Ende des Thals erblickte man doch etliche gruͤne Berge, und in der Stadt ſelbſt ſtan- den ein paar Cocos-Palmen. Nach eingenommenen Fruͤhſtuͤck landeten wir an ei- ner neulich erbauten Treppe, die wegen der hohen Brandungen ſehr noͤthig war. Wir giengen zwiſchen einem hohen uͤberhangenden Felſen und einer Parapet Mauer laͤngſt der See, nach einem Thor mit einer Zugbruͤcke, welches verſchiedne klei- ne Batterien vertheidigten. Dies brachte uns an eine betraͤchtliche Batterie, vor einer Esplanade und einer ſchattigten Allee von Banian-Baͤumen (ficus religioſa). Der Gouverneur, Herr Skottowe, empfieng Capitain Cook, mit der groͤßten Diſtinktion, und ließ ihn bey ſeinem Eintritt ins Haus mit einem Gruß von dreyzehn Stuͤcken beehren. Bald drauf kamen die Paßagiers vom Dut- ton, um ihren Beſuch ebenfalls beym Gouverneur abzulegen. *) Dieſer wuͤr- dige brave Mann, der im Dienſte ſeines Vaterlandes alt und zum Kruͤppel ge- worden, verſaͤumte keine Gelegenheit unſern Aufenthalt in der Inſel angenehm zu machen, und beſonders unſre Unterſuchungen als Naturkundige zu erleich- tern. Noch denſelben Tag wurden wir mit den vornehmſten Officieren der Compagnie bekannt, die uns alle mit der ungezwungenſten Hoͤflichkeit, welche Leu- ten von freyer Denkungs-Art eigen iſt, aufnahmen. Die Wohnung des Gou- verneurs enthaͤlt verſchiedne geraͤumige bequeme Zimmer, die beſonders wegen ihrer Hoͤhe in dieſem warmen Clima angenehm ſind. Von außen aber iſt ſie ohne Zierrath, ſo wie alle Gebaͤnde in der ganzen Stadt, die neue Kirche nicht ausgenommen, die ſeit kurzem von einer Art auf der Inſel befindlichen Kalk- ſteinen erbaut worden. Ein kleiner Garten, hinter dem Hauſe des Gouver- neurs, enthaͤlt etliche ſchattigte Gaͤnge, nebſt raren Oſtindiſchen Baͤumen, un- ter andern auch die Barringtonia. Die Caſernen der Garniſon, welche die Oſtindiſche Compagnie hier unterhaͤlt, liegen etwas weiter im Thal hinauf. Daſelbſt ſiehet man auch das Hoſpital, mit einem Obſt- und Kuͤchen-Garten, wo die Kranken Erlaubniß haben herumzugehen. Verſchiedne andre der Compa- 1775. May. *) Dies waren the hon. Frederick Stuart, ein juͤngerer Sohn des Grafen Bute; John Graham, Eſq. der im Conſeil von Bengalen geweſen; ſeine Gemahlin; I. Laurel Eſq. — Johnſon, Eſq. und ſeine Gemahlin; Obriſt L. Macleane und verſchiedene andre. Herr Graham ſtarb bald nachher in Montpellier.

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/forster_reise02_1780
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/forster_reise02_1780/452
Zitationshilfe: Forster, Georg: Johann Reinhold Forster's [...] Reise um die Welt. Bd. 2. Berlin, 1780, S. 434. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/forster_reise02_1780/452>, abgerufen am 23.11.2024.