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Forster, Georg: Johann Reinhold Forster's [...] Reise um die Welt. Bd. 2. Berlin, 1780.

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in den Jahren 1772 bis 1775.
Nordischen Himmel, mit Licht-Stralen die Nacht in Tag verwandelt! End-1775.
März.

lich, nach den Greueln des bürgerlichen Krieges, und der Anarchie, hatten die
größten Mächte in Europa sich vereinigt, den langerwünschten Frieden in Po-
len
wieder herzustellen; und Friedrich der Große ruhte von seinen Siegen,
und opferte den Musen, im Schatten seiner Lorbeeren, selbst von seinen ehe-
maligen Feinden bewundert und geliebt! Dies waren große, unerwartete Aus-
sichten, die uns auf einmal eröfnet wurden, die das Glück der Menschheit ver-
sprachen, und einen Zeitpunkt zu verkündigen schienen, wo das menschliche
Geschlecht in erhabnerem Lichte als je zuvor erscheinen wird!

Während unsers Aufenthalts am Cap, machten wir eine kleine Spa-April.
tzier-Fahrt nach der Bay-Falso, wo Herr Brand von der Holländischen Ost-
Indischen Compagnie zum Commendanten ernannt war. Die Sommer Hitze
hatte fast überall das Grün verbleicht, und die unzähligen Sträucher und
Pflanzen, die in Africa wachsen, sahen fast durchgängig verbrannt aus.
Demohngeachtet standen noch viele Gattungen in Blüthe, womit wir unsre
Kräuter-Sammlung vermehrten. Die Wege am Cap sind herzlich schlecht,
gehen vieler Orten in tiefem Sande, und sind unweit False-Bay mit harten
Stein-Haufen bedeckt. Hin und wieder sahen wir große Völker Rebhüner
von besonderer Art, die die Holländer hier unrecht Fasanen nennen. Sie
sind nicht sehr wild, und lassen sich leicht fangen und zahm machen. Die
Holländer haben eine Methode ausfindig gemacht, diese Vögel an Stellen zu
verpflanzen, wo sie sich sonst nicht aufhielten. Sie nehmen etliche Paar zahme
Rebhüner, tauchen sie in Wasser, sträuen Asche drüber, und setzen sie so mit
dem Kopf unterm Flügel ins Gebüsche, von dem sie sich hernach nicht mehr
entfernen. Viele Leser werden vielleicht mit mir die Zuverläßigkeit dieses Ex-
periments in Zweifel ziehen; ich muß aber hinzuthun, daß ich es von den
glaubwürdigsten Leuten am Cap gehört habe.

Die Gegend um False-Bay ist noch öder als um Tafel-Bay; das
ganze Land gleicht einer Wüstenei, wenn man das Wohnhaus des Commen-
danten, zwey oder drey Privat-Hänser, nebst etlichen Magazinen und Arbeits-
Häusern der Compagnie ausnimmt. Die Farbe der Berge ist aber nicht so
dunkel oder melancholisch, und die Mannigfaltigkeit der Pflanzen und Vögel

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in den Jahren 1772 bis 1775.
Nordiſchen Himmel, mit Licht-Stralen die Nacht in Tag verwandelt! End-1775.
Maͤrz.

lich, nach den Greueln des buͤrgerlichen Krieges, und der Anarchie, hatten die
groͤßten Maͤchte in Europa ſich vereinigt, den langerwuͤnſchten Frieden in Po-
len
wieder herzuſtellen; und Friedrich der Große ruhte von ſeinen Siegen,
und opferte den Muſen, im Schatten ſeiner Lorbeeren, ſelbſt von ſeinen ehe-
maligen Feinden bewundert und geliebt! Dies waren große, unerwartete Aus-
ſichten, die uns auf einmal eroͤfnet wurden, die das Gluͤck der Menſchheit ver-
ſprachen, und einen Zeitpunkt zu verkuͤndigen ſchienen, wo das menſchliche
Geſchlecht in erhabnerem Lichte als je zuvor erſcheinen wird!

Waͤhrend unſers Aufenthalts am Cap, machten wir eine kleine Spa-April.
tzier-Fahrt nach der Bay-Falſo, wo Herr Brand von der Hollaͤndiſchen Oſt-
Indiſchen Compagnie zum Commendanten ernannt war. Die Sommer Hitze
hatte faſt uͤberall das Gruͤn verbleicht, und die unzaͤhligen Straͤucher und
Pflanzen, die in Africa wachſen, ſahen faſt durchgaͤngig verbrannt aus.
Demohngeachtet ſtanden noch viele Gattungen in Bluͤthe, womit wir unſre
Kraͤuter-Sammlung vermehrten. Die Wege am Cap ſind herzlich ſchlecht,
gehen vieler Orten in tiefem Sande, und ſind unweit Falſe-Bay mit harten
Stein-Haufen bedeckt. Hin und wieder ſahen wir große Voͤlker Rebhuͤner
von beſonderer Art, die die Hollaͤnder hier unrecht Faſanen nennen. Sie
ſind nicht ſehr wild, und laſſen ſich leicht fangen und zahm machen. Die
Hollaͤnder haben eine Methode ausfindig gemacht, dieſe Voͤgel an Stellen zu
verpflanzen, wo ſie ſich ſonſt nicht aufhielten. Sie nehmen etliche Paar zahme
Rebhuͤner, tauchen ſie in Waſſer, ſtraͤuen Aſche druͤber, und ſetzen ſie ſo mit
dem Kopf unterm Fluͤgel ins Gebuͤſche, von dem ſie ſich hernach nicht mehr
entfernen. Viele Leſer werden vielleicht mit mir die Zuverlaͤßigkeit dieſes Ex-
periments in Zweifel ziehen; ich muß aber hinzuthun, daß ich es von den
glaubwuͤrdigſten Leuten am Cap gehoͤrt habe.

Die Gegend um Falſe-Bay iſt noch oͤder als um Tafel-Bay; das
ganze Land gleicht einer Wuͤſtenei, wenn man das Wohnhaus des Commen-
danten, zwey oder drey Privat-Haͤnſer, nebſt etlichen Magazinen und Arbeits-
Haͤuſern der Compagnie ausnimmt. Die Farbe der Berge iſt aber nicht ſo
dunkel oder melancholiſch, und die Mannigfaltigkeit der Pflanzen und Voͤgel

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[429/0447] in den Jahren 1772 bis 1775. Nordiſchen Himmel, mit Licht-Stralen die Nacht in Tag verwandelt! End- lich, nach den Greueln des buͤrgerlichen Krieges, und der Anarchie, hatten die groͤßten Maͤchte in Europa ſich vereinigt, den langerwuͤnſchten Frieden in Po- len wieder herzuſtellen; und Friedrich der Große ruhte von ſeinen Siegen, und opferte den Muſen, im Schatten ſeiner Lorbeeren, ſelbſt von ſeinen ehe- maligen Feinden bewundert und geliebt! Dies waren große, unerwartete Aus- ſichten, die uns auf einmal eroͤfnet wurden, die das Gluͤck der Menſchheit ver- ſprachen, und einen Zeitpunkt zu verkuͤndigen ſchienen, wo das menſchliche Geſchlecht in erhabnerem Lichte als je zuvor erſcheinen wird! 1775. Maͤrz. Waͤhrend unſers Aufenthalts am Cap, machten wir eine kleine Spa- tzier-Fahrt nach der Bay-Falſo, wo Herr Brand von der Hollaͤndiſchen Oſt- Indiſchen Compagnie zum Commendanten ernannt war. Die Sommer Hitze hatte faſt uͤberall das Gruͤn verbleicht, und die unzaͤhligen Straͤucher und Pflanzen, die in Africa wachſen, ſahen faſt durchgaͤngig verbrannt aus. Demohngeachtet ſtanden noch viele Gattungen in Bluͤthe, womit wir unſre Kraͤuter-Sammlung vermehrten. Die Wege am Cap ſind herzlich ſchlecht, gehen vieler Orten in tiefem Sande, und ſind unweit Falſe-Bay mit harten Stein-Haufen bedeckt. Hin und wieder ſahen wir große Voͤlker Rebhuͤner von beſonderer Art, die die Hollaͤnder hier unrecht Faſanen nennen. Sie ſind nicht ſehr wild, und laſſen ſich leicht fangen und zahm machen. Die Hollaͤnder haben eine Methode ausfindig gemacht, dieſe Voͤgel an Stellen zu verpflanzen, wo ſie ſich ſonſt nicht aufhielten. Sie nehmen etliche Paar zahme Rebhuͤner, tauchen ſie in Waſſer, ſtraͤuen Aſche druͤber, und ſetzen ſie ſo mit dem Kopf unterm Fluͤgel ins Gebuͤſche, von dem ſie ſich hernach nicht mehr entfernen. Viele Leſer werden vielleicht mit mir die Zuverlaͤßigkeit dieſes Ex- periments in Zweifel ziehen; ich muß aber hinzuthun, daß ich es von den glaubwuͤrdigſten Leuten am Cap gehoͤrt habe. April. Die Gegend um Falſe-Bay iſt noch oͤder als um Tafel-Bay; das ganze Land gleicht einer Wuͤſtenei, wenn man das Wohnhaus des Commen- danten, zwey oder drey Privat-Haͤnſer, nebſt etlichen Magazinen und Arbeits- Haͤuſern der Compagnie ausnimmt. Die Farbe der Berge iſt aber nicht ſo dunkel oder melancholiſch, und die Mannigfaltigkeit der Pflanzen und Voͤgel H h h 3

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Zitationshilfe: Forster, Georg: Johann Reinhold Forster's [...] Reise um die Welt. Bd. 2. Berlin, 1780, S. 429. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/forster_reise02_1780/447>, abgerufen am 27.11.2024.