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Forster, Georg: Johann Reinhold Forster's [...] Reise um die Welt. Bd. 2. Berlin, 1780.

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in den Jahren 1772 bis 1775.
was ich bisher in Neu-Caledonien gesehen hatte. Sie war von beträchtlichem1774.
Septem-
ber.

Umfange und enthielt eine große Mannigfaltigkeit von Pflanzen, die durchge-
hends im besten, blühendsten Zustande waren. Förmliche Alleen von Pisangs
wechselten mit Yam- und Arumfeldern, mit angepflanztem Zuckerrohr, und einer
Art von Yambos-Bäumen (Eugenia) ab, welche letztere wir hier gar nicht
suchten. Manche Felder waren durch Fußsteige bequem abgetheilt, und über-
haupt alles in der schönsten Ordnung. Es giebt folglich, auch unter diesem
trägen Volke, einzelne, fleißige, arbeitsame Leute. Das sollten sich diejenigen
Seefahrer gesagt seyn lassen, die in Zukunft Gelegenheit und Willen haben wer-
den, den Wilden wahres Gutes zu thun, und ihnen zahmes Hausvieh zuzufüh-
ren. Es wäre nehmlich zu wünschen, daß sie dergleichen Wohlthaten immer nur
solchen Leute zuwendeten, die, so wie der uns unbekannte Eigenthümer dieser Plan-
tage, vorzügliche gute Wirthe sind und folglich auch vorzüglich guten Gebrauch da-
von machen würden. Um den Indianern ein Vergnügen zu verschaffen, schossen wir
nach dem Ziel, wozu sie ihre Keulen in die Erde steckten. Sie hielten uns für große
Künstler, ob wir gleich warlich keine sonderliche Schützen waren. Bey un-
srer Zurückkunst an Bord trafen, gegen Abend, auch die beyden Boote wieder
ein, mit welchen Lieutenant Pickersgill nach Westen abgeschickt, und nur durch
wiedrigen Wind gehindert worden war, eher zurück zu kommen. Wir hatten
das Vergnügen von diesem einsichtsvollen Officier nachstehendes in Erfahrung
zu bringen:

Bey der Abreife sahe er, ohngefähr etliche Seemeilen weit vom Schiffe, ei-
nige Schildkröten auf dem Wasser liegen, konnte aber, der allzu hoch laufenden See
halber, nicht eine einzige habhaft werden. Am Nordwestlichen Ende des Landes, nä-
herte er sich dem Ufer und stieg aus. Der Boden war daselbst, mit dem, unserm
Ankerplatze gegenüber gelegenen, ziemlich einerley, jedoch fruchtbarer, ange-
baueter, und mit vielen Cocosbäumen besetzt. Die Indianer betrugen sich
hier eben so freundlich und friedfertig als wir sie von Anfang an gefunden hat-
ten. Zween derselben, welche schon am Schiffe gewesen waren, und hörten, daß un-
sre Leute nach der weiter gegen Norden liegenden Insel Balabia überstechen
wollten, giengen mit dahin. Einer von ihnen, Namens Bubik, war ein lustiger
Kerl, und in diesem Betracht von seinen Landsleuten sehr unterschieden, An-

in den Jahren 1772 bis 1775.
was ich bisher in Neu-Caledonien geſehen hatte. Sie war von betraͤchtlichem1774.
Septem-
ber.

Umfange und enthielt eine große Mannigfaltigkeit von Pflanzen, die durchge-
hends im beſten, bluͤhendſten Zuſtande waren. Foͤrmliche Alleen von Piſangs
wechſelten mit Yam- und Arumfeldern, mit angepflanztem Zuckerrohr, und einer
Art von Yambos-Baͤumen (Eugenia) ab, welche letztere wir hier gar nicht
ſuchten. Manche Felder waren durch Fußſteige bequem abgetheilt, und uͤber-
haupt alles in der ſchoͤnſten Ordnung. Es giebt folglich, auch unter dieſem
traͤgen Volke, einzelne, fleißige, arbeitſame Leute. Das ſollten ſich diejenigen
Seefahrer geſagt ſeyn laſſen, die in Zukunft Gelegenheit und Willen haben wer-
den, den Wilden wahres Gutes zu thun, und ihnen zahmes Hausvieh zuzufuͤh-
ren. Es waͤre nehmlich zu wuͤnſchen, daß ſie dergleichen Wohlthaten immer nur
ſolchen Leute zuwendeten, die, ſo wie der uns unbekannte Eigenthuͤmer dieſer Plan-
tage, vorzuͤgliche gute Wirthe ſind und folglich auch vorzuͤglich guten Gebrauch da-
von machen wuͤrden. Um den Indianern ein Vergnuͤgen zu verſchaffen, ſchoſſen wir
nach dem Ziel, wozu ſie ihre Keulen in die Erde ſteckten. Sie hielten uns fuͤr große
Kuͤnſtler, ob wir gleich warlich keine ſonderliche Schuͤtzen waren. Bey un-
ſrer Zuruͤckkunſt an Bord trafen, gegen Abend, auch die beyden Boote wieder
ein, mit welchen Lieutenant Pickersgill nach Weſten abgeſchickt, und nur durch
wiedrigen Wind gehindert worden war, eher zuruͤck zu kommen. Wir hatten
das Vergnuͤgen von dieſem einſichtsvollen Officier nachſtehendes in Erfahrung
zu bringen:

Bey der Abreife ſahe er, ohngefaͤhr etliche Seemeilen weit vom Schiffe, ei-
nige Schildkroͤten auf dem Waſſer liegen, konnte aber, der allzu hoch laufenden See
halber, nicht eine einzige habhaft werden. Am Nordweſtlichen Ende des Landes, naͤ-
herte er ſich dem Ufer und ſtieg aus. Der Boden war daſelbſt, mit dem, unſerm
Ankerplatze gegenuͤber gelegenen, ziemlich einerley, jedoch fruchtbarer, ange-
baueter, und mit vielen Cocosbaͤumen beſetzt. Die Indianer betrugen ſich
hier eben ſo freundlich und friedfertig als wir ſie von Anfang an gefunden hat-
ten. Zween derſelben, welche ſchon am Schiffe geweſen waren, und hoͤrten, daß un-
ſre Leute nach der weiter gegen Norden liegenden Inſel Balabia uͤberſtechen
wollten, giengen mit dahin. Einer von ihnen, Namens Bubik, war ein luſtiger
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[327/0343] in den Jahren 1772 bis 1775. was ich bisher in Neu-Caledonien geſehen hatte. Sie war von betraͤchtlichem Umfange und enthielt eine große Mannigfaltigkeit von Pflanzen, die durchge- hends im beſten, bluͤhendſten Zuſtande waren. Foͤrmliche Alleen von Piſangs wechſelten mit Yam- und Arumfeldern, mit angepflanztem Zuckerrohr, und einer Art von Yambos-Baͤumen (Eugenia) ab, welche letztere wir hier gar nicht ſuchten. Manche Felder waren durch Fußſteige bequem abgetheilt, und uͤber- haupt alles in der ſchoͤnſten Ordnung. Es giebt folglich, auch unter dieſem traͤgen Volke, einzelne, fleißige, arbeitſame Leute. Das ſollten ſich diejenigen Seefahrer geſagt ſeyn laſſen, die in Zukunft Gelegenheit und Willen haben wer- den, den Wilden wahres Gutes zu thun, und ihnen zahmes Hausvieh zuzufuͤh- ren. Es waͤre nehmlich zu wuͤnſchen, daß ſie dergleichen Wohlthaten immer nur ſolchen Leute zuwendeten, die, ſo wie der uns unbekannte Eigenthuͤmer dieſer Plan- tage, vorzuͤgliche gute Wirthe ſind und folglich auch vorzuͤglich guten Gebrauch da- von machen wuͤrden. Um den Indianern ein Vergnuͤgen zu verſchaffen, ſchoſſen wir nach dem Ziel, wozu ſie ihre Keulen in die Erde ſteckten. Sie hielten uns fuͤr große Kuͤnſtler, ob wir gleich warlich keine ſonderliche Schuͤtzen waren. Bey un- ſrer Zuruͤckkunſt an Bord trafen, gegen Abend, auch die beyden Boote wieder ein, mit welchen Lieutenant Pickersgill nach Weſten abgeſchickt, und nur durch wiedrigen Wind gehindert worden war, eher zuruͤck zu kommen. Wir hatten das Vergnuͤgen von dieſem einſichtsvollen Officier nachſtehendes in Erfahrung zu bringen: 1774. Septem- ber. Bey der Abreife ſahe er, ohngefaͤhr etliche Seemeilen weit vom Schiffe, ei- nige Schildkroͤten auf dem Waſſer liegen, konnte aber, der allzu hoch laufenden See halber, nicht eine einzige habhaft werden. Am Nordweſtlichen Ende des Landes, naͤ- herte er ſich dem Ufer und ſtieg aus. Der Boden war daſelbſt, mit dem, unſerm Ankerplatze gegenuͤber gelegenen, ziemlich einerley, jedoch fruchtbarer, ange- baueter, und mit vielen Cocosbaͤumen beſetzt. Die Indianer betrugen ſich hier eben ſo freundlich und friedfertig als wir ſie von Anfang an gefunden hat- ten. Zween derſelben, welche ſchon am Schiffe geweſen waren, und hoͤrten, daß un- ſre Leute nach der weiter gegen Norden liegenden Inſel Balabia uͤberſtechen wollten, giengen mit dahin. Einer von ihnen, Namens Bubik, war ein luſtiger Kerl, und in dieſem Betracht von ſeinen Landsleuten ſehr unterſchieden, An-

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Zitationshilfe: Forster, Georg: Johann Reinhold Forster's [...] Reise um die Welt. Bd. 2. Berlin, 1780, S. 327. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/forster_reise02_1780/343>, abgerufen am 20.05.2024.