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Forster, Georg: Johann Reinhold Forster's [...] Reise um die Welt. Bd. 2. Berlin, 1780.

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in den Jahren 1772 bis 1775.
bekannten Baums, die nicht anders zu bekommen war als daß man sie, mit1774.
August.

der Kugel-Büchse, herunter schießen mußte. Gegen Abend fiengen die Matro-
sen ohngefähr zween Centner Fische, welches denn der ganzen Mannschaft wieder
zu einer frischen Mahlzeit verhalf. Dr. Sparrmann und ich giengen in der
Zwischenzeit nochmals auf die hohe Ebene, und brachten daselbst bey unsern
indianischen Bekannten eine halbe Stunde sehr vergnügt zu. Es war nun gleich-
sam schon zum Brauch geworden, sie mit unsern Liedern zu unterhalten. Wir
thaten es daher auch diesmal, und machten uns dadurch so beliebt, daß sie zu-
letzt auf etliche Mädchen mit dem Finger zeigten, um uns solche aus übertrie-
bener, aber bey wilden Völkern gar nicht ungewöhnlicher, Gastfreyheit auf Dis-
cretion zu überlassen. Die Mädchen merkten nicht so bald wovon die Rede
war, als sie eiligst davon liefen und nicht allein sehr erschrocken, sondern, über
den unanständigen Vorschlag der Männer, auch äußerst unwillig zu seyn schie-
nen. Diese aber, besonders die jungen Leute, verlangten, daß wir den Sprö-
den nachsetzen sollten. Doch mochten sie vielleicht, mit einem so gut als mit dem
andern, den Mädchen nur einen Schreck einjagen wollen; wenigstens hat-
ten sie nichts dawider, daß wir ihren Antrag für diesmal ungenutzt ließen.
Beym Abschiede schenkten wir ihnen mancherley Kleinigkeiten, unter andern
auch etliche perlnmutterne Angel-Haken mit Spitzen von Schildkröten-Schaale,
und bekamen dafür allerhand Früchte zum Gegengeschenk.

Die Vorräthe von Trinkwasser, Brennholz und Ballast waren, seit
unserm Hierseyn, nun wiederum so weit ergänzt, daß wir am folgenden Morgen
(den 19ten) abseegeln wollten. Allein der Wind verhinderte es, indem er ge-
rade in die Mündung des Haveus hinein blies. Wir gieugen also nach dem
Frühstück, in Begleitung des Capitains, wie gewöhnlich, an's Land; er, um
mit den Einwohnern zu handeln, wir aber um uns zu guter letzt noch einmal auf
der Insel umzusehen. In dieser Absicht nahm jeder einen andern Weg. Auf dem,
den ich gewählt hatte, begegneten mir viele von den Insulanern, die nach dem
Strande herab wollten. Es war nicht ein einziger darunter, der nicht aus dem
Fußsteige gewichen wäre, um mir Platz zu machen, und ohnerachtet sie sahen daß
ich ganz ohne Begleitung war; so verzog doch keiner auch nur eine Miene
gegen mich. Natürlicherweise ließ ich mir dies eine Aufmunterung seyn, mei-

Forster's Reise u. d. W. zweyter Th. M m

in den Jahren 1772 bis 1775.
bekannten Baums, die nicht anders zu bekommen war als daß man ſie, mit1774.
Auguſt.

der Kugel-Buͤchſe, herunter ſchießen mußte. Gegen Abend fiengen die Matro-
ſen ohngefaͤhr zween Centner Fiſche, welches denn der ganzen Mannſchaft wieder
zu einer friſchen Mahlzeit verhalf. Dr. Sparrmann und ich giengen in der
Zwiſchenzeit nochmals auf die hohe Ebene, und brachten daſelbſt bey unſern
indianiſchen Bekannten eine halbe Stunde ſehr vergnuͤgt zu. Es war nun gleich-
ſam ſchon zum Brauch geworden, ſie mit unſern Liedern zu unterhalten. Wir
thaten es daher auch diesmal, und machten uns dadurch ſo beliebt, daß ſie zu-
letzt auf etliche Maͤdchen mit dem Finger zeigten, um uns ſolche aus uͤbertrie-
bener, aber bey wilden Voͤlkern gar nicht ungewoͤhnlicher, Gaſtfreyheit auf Diſ-
cretion zu uͤberlaſſen. Die Maͤdchen merkten nicht ſo bald wovon die Rede
war, als ſie eiligſt davon liefen und nicht allein ſehr erſchrocken, ſondern, uͤber
den unanſtaͤndigen Vorſchlag der Maͤnner, auch aͤußerſt unwillig zu ſeyn ſchie-
nen. Dieſe aber, beſonders die jungen Leute, verlangten, daß wir den Sproͤ-
den nachſetzen ſollten. Doch mochten ſie vielleicht, mit einem ſo gut als mit dem
andern, den Maͤdchen nur einen Schreck einjagen wollen; wenigſtens hat-
ten ſie nichts dawider, daß wir ihren Antrag fuͤr diesmal ungenutzt ließen.
Beym Abſchiede ſchenkten wir ihnen mancherley Kleinigkeiten, unter andern
auch etliche perlnmutterne Angel-Haken mit Spitzen von Schildkroͤten-Schaale,
und bekamen dafuͤr allerhand Fruͤchte zum Gegengeſchenk.

Die Vorraͤthe von Trinkwaſſer, Brennholz und Ballaſt waren, ſeit
unſerm Hierſeyn, nun wiederum ſo weit ergaͤnzt, daß wir am folgenden Morgen
(den 19ten) abſeegeln wollten. Allein der Wind verhinderte es, indem er ge-
rade in die Muͤndung des Haveus hinein blies. Wir gieugen alſo nach dem
Fruͤhſtuͤck, in Begleitung des Capitains, wie gewoͤhnlich, an’s Land; er, um
mit den Einwohnern zu handeln, wir aber um uns zu guter letzt noch einmal auf
der Inſel umzuſehen. In dieſer Abſicht nahm jeder einen andern Weg. Auf dem,
den ich gewaͤhlt hatte, begegneten mir viele von den Inſulanern, die nach dem
Strande herab wollten. Es war nicht ein einziger darunter, der nicht aus dem
Fußſteige gewichen waͤre, um mir Platz zu machen, und ohnerachtet ſie ſahen daß
ich ganz ohne Begleitung war; ſo verzog doch keiner auch nur eine Miene
gegen mich. Natuͤrlicherweiſe ließ ich mir dies eine Aufmunterung ſeyn, mei-

Forſter’s Reiſe u. d. W. zweyter Th. M m
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[273/0287] in den Jahren 1772 bis 1775. bekannten Baums, die nicht anders zu bekommen war als daß man ſie, mit der Kugel-Buͤchſe, herunter ſchießen mußte. Gegen Abend fiengen die Matro- ſen ohngefaͤhr zween Centner Fiſche, welches denn der ganzen Mannſchaft wieder zu einer friſchen Mahlzeit verhalf. Dr. Sparrmann und ich giengen in der Zwiſchenzeit nochmals auf die hohe Ebene, und brachten daſelbſt bey unſern indianiſchen Bekannten eine halbe Stunde ſehr vergnuͤgt zu. Es war nun gleich- ſam ſchon zum Brauch geworden, ſie mit unſern Liedern zu unterhalten. Wir thaten es daher auch diesmal, und machten uns dadurch ſo beliebt, daß ſie zu- letzt auf etliche Maͤdchen mit dem Finger zeigten, um uns ſolche aus uͤbertrie- bener, aber bey wilden Voͤlkern gar nicht ungewoͤhnlicher, Gaſtfreyheit auf Diſ- cretion zu uͤberlaſſen. Die Maͤdchen merkten nicht ſo bald wovon die Rede war, als ſie eiligſt davon liefen und nicht allein ſehr erſchrocken, ſondern, uͤber den unanſtaͤndigen Vorſchlag der Maͤnner, auch aͤußerſt unwillig zu ſeyn ſchie- nen. Dieſe aber, beſonders die jungen Leute, verlangten, daß wir den Sproͤ- den nachſetzen ſollten. Doch mochten ſie vielleicht, mit einem ſo gut als mit dem andern, den Maͤdchen nur einen Schreck einjagen wollen; wenigſtens hat- ten ſie nichts dawider, daß wir ihren Antrag fuͤr diesmal ungenutzt ließen. Beym Abſchiede ſchenkten wir ihnen mancherley Kleinigkeiten, unter andern auch etliche perlnmutterne Angel-Haken mit Spitzen von Schildkroͤten-Schaale, und bekamen dafuͤr allerhand Fruͤchte zum Gegengeſchenk. 1774. Auguſt. Die Vorraͤthe von Trinkwaſſer, Brennholz und Ballaſt waren, ſeit unſerm Hierſeyn, nun wiederum ſo weit ergaͤnzt, daß wir am folgenden Morgen (den 19ten) abſeegeln wollten. Allein der Wind verhinderte es, indem er ge- rade in die Muͤndung des Haveus hinein blies. Wir gieugen alſo nach dem Fruͤhſtuͤck, in Begleitung des Capitains, wie gewoͤhnlich, an’s Land; er, um mit den Einwohnern zu handeln, wir aber um uns zu guter letzt noch einmal auf der Inſel umzuſehen. In dieſer Abſicht nahm jeder einen andern Weg. Auf dem, den ich gewaͤhlt hatte, begegneten mir viele von den Inſulanern, die nach dem Strande herab wollten. Es war nicht ein einziger darunter, der nicht aus dem Fußſteige gewichen waͤre, um mir Platz zu machen, und ohnerachtet ſie ſahen daß ich ganz ohne Begleitung war; ſo verzog doch keiner auch nur eine Miene gegen mich. Natuͤrlicherweiſe ließ ich mir dies eine Aufmunterung ſeyn, mei- Forſter’s Reiſe u. d. W. zweyter Th. M m

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Zitationshilfe: Forster, Georg: Johann Reinhold Forster's [...] Reise um die Welt. Bd. 2. Berlin, 1780, S. 273. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/forster_reise02_1780/287>, abgerufen am 22.11.2024.