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Forster, Georg: Johann Reinhold Forster's [...] Reise um die Welt. Bd. 2. Berlin, 1780.

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Forster's Reise um die Welt
1774.
August.
gen, durch viele stattliche und wohl gehaltene Pflanzungen, die in der schönsten
Ordnung waren. Die Jungen liefen vor uns her, und ließen ihre Geschicklich-
keit in mancherley Krieges-Uebungen sehen. sie wußten nicht nur mit der
Schleuder, sondern auch mit dem Wurfspieß sehr gut umzugehen. Statt des
letzteren nahmen sie ein grünes Rohr, oder auch nur einen etwas starken Gras-
halm, und, so unsicher mit beyden der Wurf hätte seyn sollen, indem sowohl
das eine als das andere durch den geringsten Hauch vom Winde aus seiner Rich-
tung gebracht werden konnte; so wußten sie doch dem Wurfe so viel Schnellkraft
mitzutheilen, daß jene so leichte und biegsame Körper unverrückt auf das Ziel
trafen und, bisweilen über einen Zoll tief, in das festeste Holz eindrangen.
Das sonderbarste dabey war, daß sie diese Rohr- oder Schilfstengel mit keinem
Finger anrührten, sondern sie zwischen dem Daumen und Zeigefinger blos ins
Gleichgewicht hinlegten, und dann so schwebend abwarfen. Knaben von fünf
bis sechs Jahren übten sich schon auf diese Art, um eines Tages ihre Waffen mit
Fertigkeit und Nachdruck führen zu können. Der Weg brachte uns endlich, nach
vielen Krümmungen, zu den Wohnhütten unsrer freundschaftlichen Begleiter.
Die Frauenspersonen hatten daselbst unter dem großen Feigenbaum ein Feuer
von kleinen Reisern angelegt, und waren eben darüber her zum Mittagsbrod,
Yams und Arum-Wurzeln daran zu braten. Als sie uns gewahr wurden,
raften sie sich auf und wollten davon laufen, der Zuruf unsrer Begleiter
brachte sie aber bald zu ihrem vorhabenden Geschäft zurück. Wir setzten uns
auf den Stamm eines Baums, der neben einer Wohnung lag, und indeß etli-
che von den Indianern weggiengen, Erfrischungen für uns zu holen, suchten
wir mit den übrigen ins Gespräch zu kommen. Sie erkundigten sich nach
der Beschaffenheit und dem Gebrauch unsrer Kleidung, Waffen und Geräth-
schaften; hievon konnten wir ihnen zwar nicht viel Auskunft geben, lernten
aber doch aus ihren Fragen manches neue Wort. Die Bewohner der zunächst
gelegenen Pflanzungen hörten nicht so bald, daß wir da wären, als sie sich so-
gleich um uns her versammelten und, dem Anschein nach, Vergnügen an unserm
Umgang fanden. Zufälligerweise brummte ich eben ein Liedchen für mich; da-
durch zog ich mir bald vieles Bitten zu, der ganzen Versammlung etwas vorzu-
singen. Ohnerachtet nun keiner unter uns sich ordentlich auf Musik verstand,

Forſter’s Reiſe um die Welt
1774.
Auguſt.
gen, durch viele ſtattliche und wohl gehaltene Pflanzungen, die in der ſchoͤnſten
Ordnung waren. Die Jungen liefen vor uns her, und ließen ihre Geſchicklich-
keit in mancherley Krieges-Uebungen ſehen. ſie wußten nicht nur mit der
Schleuder, ſondern auch mit dem Wurfſpieß ſehr gut umzugehen. Statt des
letzteren nahmen ſie ein gruͤnes Rohr, oder auch nur einen etwas ſtarken Gras-
halm, und, ſo unſicher mit beyden der Wurf haͤtte ſeyn ſollen, indem ſowohl
das eine als das andere durch den geringſten Hauch vom Winde aus ſeiner Rich-
tung gebracht werden konnte; ſo wußten ſie doch dem Wurfe ſo viel Schnellkraft
mitzutheilen, daß jene ſo leichte und biegſame Koͤrper unverruͤckt auf das Ziel
trafen und, bisweilen uͤber einen Zoll tief, in das feſteſte Holz eindrangen.
Das ſonderbarſte dabey war, daß ſie dieſe Rohr- oder Schilfſtengel mit keinem
Finger anruͤhrten, ſondern ſie zwiſchen dem Daumen und Zeigefinger blos ins
Gleichgewicht hinlegten, und dann ſo ſchwebend abwarfen. Knaben von fuͤnf
bis ſechs Jahren uͤbten ſich ſchon auf dieſe Art, um eines Tages ihre Waffen mit
Fertigkeit und Nachdruck fuͤhren zu koͤnnen. Der Weg brachte uns endlich, nach
vielen Kruͤmmungen, zu den Wohnhuͤtten unſrer freundſchaftlichen Begleiter.
Die Frauensperſonen hatten daſelbſt unter dem großen Feigenbaum ein Feuer
von kleinen Reiſern angelegt, und waren eben daruͤber her zum Mittagsbrod,
Yams und Arum-Wurzeln daran zu braten. Als ſie uns gewahr wurden,
raften ſie ſich auf und wollten davon laufen, der Zuruf unſrer Begleiter
brachte ſie aber bald zu ihrem vorhabenden Geſchaͤft zuruͤck. Wir ſetzten uns
auf den Stamm eines Baums, der neben einer Wohnung lag, und indeß etli-
che von den Indianern weggiengen, Erfriſchungen fuͤr uns zu holen, ſuchten
wir mit den uͤbrigen ins Geſpraͤch zu kommen. Sie erkundigten ſich nach
der Beſchaffenheit und dem Gebrauch unſrer Kleidung, Waffen und Geraͤth-
ſchaften; hievon konnten wir ihnen zwar nicht viel Auskunft geben, lernten
aber doch aus ihren Fragen manches neue Wort. Die Bewohner der zunaͤchſt
gelegenen Pflanzungen hoͤrten nicht ſo bald, daß wir da waͤren, als ſie ſich ſo-
gleich um uns her verſammelten und, dem Anſchein nach, Vergnuͤgen an unſerm
Umgang fanden. Zufaͤlligerweiſe brummte ich eben ein Liedchen fuͤr mich; da-
durch zog ich mir bald vieles Bitten zu, der ganzen Verſammlung etwas vorzu-
ſingen. Ohnerachtet nun keiner unter uns ſich ordentlich auf Muſik verſtand,

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[252/0266] Forſter’s Reiſe um die Welt gen, durch viele ſtattliche und wohl gehaltene Pflanzungen, die in der ſchoͤnſten Ordnung waren. Die Jungen liefen vor uns her, und ließen ihre Geſchicklich- keit in mancherley Krieges-Uebungen ſehen. ſie wußten nicht nur mit der Schleuder, ſondern auch mit dem Wurfſpieß ſehr gut umzugehen. Statt des letzteren nahmen ſie ein gruͤnes Rohr, oder auch nur einen etwas ſtarken Gras- halm, und, ſo unſicher mit beyden der Wurf haͤtte ſeyn ſollen, indem ſowohl das eine als das andere durch den geringſten Hauch vom Winde aus ſeiner Rich- tung gebracht werden konnte; ſo wußten ſie doch dem Wurfe ſo viel Schnellkraft mitzutheilen, daß jene ſo leichte und biegſame Koͤrper unverruͤckt auf das Ziel trafen und, bisweilen uͤber einen Zoll tief, in das feſteſte Holz eindrangen. Das ſonderbarſte dabey war, daß ſie dieſe Rohr- oder Schilfſtengel mit keinem Finger anruͤhrten, ſondern ſie zwiſchen dem Daumen und Zeigefinger blos ins Gleichgewicht hinlegten, und dann ſo ſchwebend abwarfen. Knaben von fuͤnf bis ſechs Jahren uͤbten ſich ſchon auf dieſe Art, um eines Tages ihre Waffen mit Fertigkeit und Nachdruck fuͤhren zu koͤnnen. Der Weg brachte uns endlich, nach vielen Kruͤmmungen, zu den Wohnhuͤtten unſrer freundſchaftlichen Begleiter. Die Frauensperſonen hatten daſelbſt unter dem großen Feigenbaum ein Feuer von kleinen Reiſern angelegt, und waren eben daruͤber her zum Mittagsbrod, Yams und Arum-Wurzeln daran zu braten. Als ſie uns gewahr wurden, raften ſie ſich auf und wollten davon laufen, der Zuruf unſrer Begleiter brachte ſie aber bald zu ihrem vorhabenden Geſchaͤft zuruͤck. Wir ſetzten uns auf den Stamm eines Baums, der neben einer Wohnung lag, und indeß etli- che von den Indianern weggiengen, Erfriſchungen fuͤr uns zu holen, ſuchten wir mit den uͤbrigen ins Geſpraͤch zu kommen. Sie erkundigten ſich nach der Beſchaffenheit und dem Gebrauch unſrer Kleidung, Waffen und Geraͤth- ſchaften; hievon konnten wir ihnen zwar nicht viel Auskunft geben, lernten aber doch aus ihren Fragen manches neue Wort. Die Bewohner der zunaͤchſt gelegenen Pflanzungen hoͤrten nicht ſo bald, daß wir da waͤren, als ſie ſich ſo- gleich um uns her verſammelten und, dem Anſchein nach, Vergnuͤgen an unſerm Umgang fanden. Zufaͤlligerweiſe brummte ich eben ein Liedchen fuͤr mich; da- durch zog ich mir bald vieles Bitten zu, der ganzen Verſammlung etwas vorzu- ſingen. Ohnerachtet nun keiner unter uns ſich ordentlich auf Muſik verſtand, 1774. Auguſt.

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Zitationshilfe: Forster, Georg: Johann Reinhold Forster's [...] Reise um die Welt. Bd. 2. Berlin, 1780, S. 252. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/forster_reise02_1780/266>, abgerufen am 22.11.2024.