Forster, Georg: Johann Reinhold Forster's [...] Reise um die Welt. Bd. 2. Berlin, 1780.in den Jahren 1772 bis 1775. ten Berg fort, von dessen Gipfel man den Volkan etwas genauer zu betrachten1774.August. hoffen konnte. Wir hatten noch eine gute Strecke weit zu steigen, als uns aus einer Plantage etliche Einwohner entgegen kamen und einen Pfad an- wiesen der, ihrem Vorgeben nach, gerade auf den Assuhr oder Vulcan hin- führen sollte. Wir folgten ihnen etliche Meilen weit, konnten aber, weil sich der Pfad beständig im Walde herumzog, an keiner Seite frey umher sehen, bis wir uns wider alles Vermuthen auf einmal am Strande befanden, von da wir hergekommen waren. Vermuthlich hatten sich die Indianer dieser List be- dient, um uns mit guter Manier von ihren Wohnhütten zu entfernen, in de- ren Nachbarschaft sie durchaus nicht gern Fremde leiden mögen. Einer un- ter ihnen war ein sehr verständiger Mann; diesen fragten wir, ob nicht hier in der Nachbarschaft Inseln lägen, und wie sie hießen? worauf er uns unter- schiedene nahmhaft machte, die aber, seinen Zeichen nach, in solchen Gegen- den lagen, wo wir noch nicht gewesen waren. Bey dergleichen Erkundigun- gen konnte man sich kaum sorgfältig genug für Mißverständnissen hüten. Der Capitain Cook hatte z. B. eine Menge Nahmen, die ein Indianer ihm gestern angegeben, für lauter Nahmen von benachbarten Inseln angenommen, da sich doch nachher zeigte, daß es nur die Benennungen der einzelnen Districte waren, in welche die Eingebohrnen ihre eigne Insel (Tanna) eintheilen. Um nicht zu einem ähnlichen Irrthum verleitet zu werden, fragten wir den vor uns habenden Indianer, ob es mit den Nahmen die er uns jetzt angezeigt, vielleicht eben sol- che Bewandniß habe? das verneinte er aber, und setzte ausdrücklich hinzu, tassi (das Meer) trenne alle diese Länder von einander, und als wir ihm auf einem Pappier einige Zirkel hinzeichneten, um dadurch einzelne Inseln anzudeuten, gab er zu verstehen, daß wir seine Meynung ganz recht begriffen hätten. Nachmittags stellten wir auf der Süd-Seite der flachen Anhöhe einen H h 3
in den Jahren 1772 bis 1775. ten Berg fort, von deſſen Gipfel man den Volkan etwas genauer zu betrachten1774.Auguſt. hoffen konnte. Wir hatten noch eine gute Strecke weit zu ſteigen, als uns aus einer Plantage etliche Einwohner entgegen kamen und einen Pfad an- wieſen der, ihrem Vorgeben nach, gerade auf den Aſſuhr oder Vulcan hin- fuͤhren ſollte. Wir folgten ihnen etliche Meilen weit, konnten aber, weil ſich der Pfad beſtaͤndig im Walde herumzog, an keiner Seite frey umher ſehen, bis wir uns wider alles Vermuthen auf einmal am Strande befanden, von da wir hergekommen waren. Vermuthlich hatten ſich die Indianer dieſer Liſt be- dient, um uns mit guter Manier von ihren Wohnhuͤtten zu entfernen, in de- ren Nachbarſchaft ſie durchaus nicht gern Fremde leiden moͤgen. Einer un- ter ihnen war ein ſehr verſtaͤndiger Mann; dieſen fragten wir, ob nicht hier in der Nachbarſchaft Inſeln laͤgen, und wie ſie hießen? worauf er uns unter- ſchiedene nahmhaft machte, die aber, ſeinen Zeichen nach, in ſolchen Gegen- den lagen, wo wir noch nicht geweſen waren. Bey dergleichen Erkundigun- gen konnte man ſich kaum ſorgfaͤltig genug fuͤr Mißverſtaͤndniſſen huͤten. Der Capitain Cook hatte z. B. eine Menge Nahmen, die ein Indianer ihm geſtern angegeben, fuͤr lauter Nahmen von benachbarten Inſeln angenommen, da ſich doch nachher zeigte, daß es nur die Benennungen der einzelnen Diſtricte waren, in welche die Eingebohrnen ihre eigne Inſel (Tanna) eintheilen. Um nicht zu einem aͤhnlichen Irrthum verleitet zu werden, fragten wir den vor uns habenden Indianer, ob es mit den Nahmen die er uns jetzt angezeigt, vielleicht eben ſol- che Bewandniß habe? das verneinte er aber, und ſetzte ausdruͤcklich hinzu, taſſi (das Meer) trenne alle dieſe Laͤnder von einander, und als wir ihm auf einem Pappier einige Zirkel hinzeichneten, um dadurch einzelne Inſeln anzudeuten, gab er zu verſtehen, daß wir ſeine Meynung ganz recht begriffen haͤtten. Nachmittags ſtellten wir auf der Suͤd-Seite der flachen Anhoͤhe einen H h 3
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in den Jahren 1772 bis 1775.
ten Berg fort, von deſſen Gipfel man den Volkan etwas genauer zu betrachten
hoffen konnte. Wir hatten noch eine gute Strecke weit zu ſteigen, als uns
aus einer Plantage etliche Einwohner entgegen kamen und einen Pfad an-
wieſen der, ihrem Vorgeben nach, gerade auf den Aſſuhr oder Vulcan hin-
fuͤhren ſollte. Wir folgten ihnen etliche Meilen weit, konnten aber, weil ſich
der Pfad beſtaͤndig im Walde herumzog, an keiner Seite frey umher ſehen,
bis wir uns wider alles Vermuthen auf einmal am Strande befanden, von da
wir hergekommen waren. Vermuthlich hatten ſich die Indianer dieſer Liſt be-
dient, um uns mit guter Manier von ihren Wohnhuͤtten zu entfernen, in de-
ren Nachbarſchaft ſie durchaus nicht gern Fremde leiden moͤgen. Einer un-
ter ihnen war ein ſehr verſtaͤndiger Mann; dieſen fragten wir, ob nicht hier
in der Nachbarſchaft Inſeln laͤgen, und wie ſie hießen? worauf er uns unter-
ſchiedene nahmhaft machte, die aber, ſeinen Zeichen nach, in ſolchen Gegen-
den lagen, wo wir noch nicht geweſen waren. Bey dergleichen Erkundigun-
gen konnte man ſich kaum ſorgfaͤltig genug fuͤr Mißverſtaͤndniſſen huͤten. Der
Capitain Cook hatte z. B. eine Menge Nahmen, die ein Indianer ihm geſtern
angegeben, fuͤr lauter Nahmen von benachbarten Inſeln angenommen, da ſich
doch nachher zeigte, daß es nur die Benennungen der einzelnen Diſtricte waren,
in welche die Eingebohrnen ihre eigne Inſel (Tanna) eintheilen. Um nicht zu
einem aͤhnlichen Irrthum verleitet zu werden, fragten wir den vor uns habenden
Indianer, ob es mit den Nahmen die er uns jetzt angezeigt, vielleicht eben ſol-
che Bewandniß habe? das verneinte er aber, und ſetzte ausdruͤcklich hinzu, taſſi
(das Meer) trenne alle dieſe Laͤnder von einander, und als wir ihm auf einem
Pappier einige Zirkel hinzeichneten, um dadurch einzelne Inſeln anzudeuten,
gab er zu verſtehen, daß wir ſeine Meynung ganz recht begriffen haͤtten.
1774.
Auguſt.
Nachmittags ſtellten wir auf der Suͤd-Seite der flachen Anhoͤhe einen
Spaziergang an, der uns verſchiedene neue Pflanzen einbrachte. Einige India-
ner erboten ſich, uns queer uͤber die Anhoͤhe nach das jenſeitige See-Ufer hin-
zufuͤhren. Allein, aus dem Wege den ſie dazu vorſchlugen merkten wir bald,
daß ſie uns, ſo wie es ihre Landslente am Vormittage gemacht, gerade wieder
nach den Waſſerplatz zuruͤckbringen wollten; wir verließen ſie alſo, um zwiſchen
den Pflanzungen, die in dieſer Gegend zum theil mit fuͤnf Fuß hohen Rohr-
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